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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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einem Klirren glitt die Speerspitze über die eisenharte Federmähne. Dann bäumte der Greif sich auf. Ein Hagel von Federpfeilen ging auf die Goblins nieder. Die duckten sich und rissen die Schilde hoch, aber viele wurden getroffen. Einige fielen schreiend zu Boden, die Übrigen stoben auseinander. Einer zog sich fluchend eine Greifenfeder aus dem Oberschenkel, als ein Flügel ihn traf und niederstreckte.
    Darnamur verlor den Halt, als der Greif sich auf die Hinterpranken stellte. Er rutschte nach hinten, klammerte sich an der Reiterin fest. Dann machte der Greif einen Satz und hob ab.
    Darnamur zog sich in den Sattel, während das Scharmützel unter ihm in der Dunkelheit versank. Er sah noch kurz den schmalen Ring seiner Gefährten, von allen Seiten von Feinden umbrandet.
    Dann verschwand das Gnomenlager hinter einem Grat, und der Greif flog über verödetes Land. Darnamur stützte die Stirn gegen die Vila, die vor ihm saß, und zuckte zurück. Was tat er da? Er nestelte mit einer Hand nach den Schnallen und gurtete sich fest. Er zupfte die Vila am Gewand. »Wir brauchen einen geschützten Landeplatz, um uns vorzubereiten«, rief er gegen den Wind an. »Wir sind jetzt auf uns gestellt. Keine weiteren Feldlager mehr. Wer weiß, wo überall noch Verräter lauern. Such eine Stelle, wo wir allein und ungestört sind.«
    Ein wütender Sturm rüttelte an den Schutzwänden. Darnamurs Zähne schlugen aufeinander. Er spürte jeden Flügelschlag des Greifs in seinen Knochen, und der Rausch, der ihn sonst im Angesicht einer Gefahr überkam, war einer dumpfen Sorge gewichen. Darnamur fühlte sich den Elementen ausgeliefert. Und er musste sich auf Smatras Erfindung verlassen.
    Er fühlte sich klein .
    Darnamur biss die Zähne zusammen.
    Er prüfte die Leinen und Verbindungen um sich herum: die Gurte, die ihn hielten; die Schnur, mit der er sich am Sattel des Greifen gesichert hatte; die Leine, die zu dem kleinen Lenkdrachen führte.
    So viele Verbindungen liefen in seiner Hand zusammen, und dennoch fühlte er sich hilflos. Darnamur saß inzwischen insektengroß in einer kleinen Holzkiste, die hinter der Vila auf dem Rücken des Greifs festgeschnallt war.
    Unruhig überprüfte er die Ausrüstung ein weiteres Mal.
    Ein lautes Klopfen hallte durch seine Kiste. Darnamur zurrte die Gurte nochmals fest und zog ein Knochenmesser. Deckel und Rückwand der Kiste flogen fort, und sogleich schoss der kleine Papierdrache empor. Flappend fing er den Wind. Die Leine schnurrte von der Rolle neben Darnamur. Als sie ganz abgespult war, gab es einen Ruck. Das Gestänge der Flugmaschine ächzte.
    Darnamur kauerte sich zusammen. Sein Atem ging schneller. Er durchschnitt das Seil, das ihn an den Greif band. Der kleine Papierdrache riss die größere Flugmaschine aus der Kiste in die Höhe.
    Gefesselt an ein Gestell aus Holz und Seide trieb Darnamur durch den Nachthimmel. Er trudelte und konnte kaum oben und unten unterscheiden. Aber der Wind ließ nach. Der kleine Drache bremste ihn allmählich ab. Der Schwung des Greifs hätte die filigrane Flugmaschine sonst zerfetzt.
    Darnamur spürte, wie sie nach unten sanken. Die schweren Bleigewichte an seinem Gefährt gewannen die Oberhand über die brausenden Winde und beruhigten seine Flugbahn. Doch solange die Schwingen seines Fliegers nicht auseinandergefaltet waren, führte diese Flugbahn nach unten.
    Hastig schaute Darnamur sich um. Von dem Greif war nichts mehr zu sehen. Blasse Sterne funkelten über ihm in einem schwarzen Abgrund, unten am Boden sah er die flackernden Lichter von Lagerfeuern.
    Er packte die Griffe an den Tragflächen.
    Leuchmadan, betete er und zog.
    Nichts geschah.
    Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er verfluchte Smatra und seine Erfindungen. Der Kobold hatte ein verzwicktes Hebelwerk in seine Flugmaschine eingebaut, und er hatte Darnamur versprochen, dass er die Tragflächen mit einem einzigen Zug aufspannen konnte, sobald seine Geschwindigkeit niedrig genug war.
    Jetzt ruckelte und zerrte er, aber die Flügel bewegten sich nur zentimeterweise und klappten dann wieder zusammen. Die Fallgeschwindigkeit des Fluggeräts nahm wieder zu.
    Darnamur reckte sich und versuchte zu erkennen, was an der Konstruktion nicht funktionierte.
    Die Leine des Bremsdrachen hing im Gestänge fest!
    Darnamur atmete in flachen Stößen. Er reckte sich, aber er kam nicht an die Stellen heran, wo die Schnur sich in den Hebeln verfangen hatte. Stattdessen durchtrennte er sie und hoffte, dass der Drache

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