Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
beschreibt, wie wir zu Unrecht von den Elfen aus unserer Heimat vertrieben wurden. Heute bestreitet man lieber, dass es je eine gemeinsame Heimat gab. Ich halte beides für einen Fehler. Warum sollten wir unser Denken an die Vergangenheit binden? Wir müssen in die Zukunft blicken. Wir Nachtalben sollten die Veränderung begrüßen und sie anführen, anstatt uns von alten Legenden die Welt deuten zu lassen oder uns vor dieser Deutung zu fürchten.«
    »Und was bedeutet das nun für Elfen und Alben?« Frafa war verwirrt.
    »Es heißt einfach nur, dass wir ohne vorgefasste Urteile lernen sollten, egal woher das Wissen kommt«, antwortete Bleidan: »Auch von Elfen, wenn es sein muss. Alles Wissen muss geprüft und das Beste von allen übernommen werden. So können wir schneller voranschreiten. Du wirst bald mehr darüber hören. Wir haben in zwei Tagen eine geheime Zusammenkunft der Freunde des Fortschritts . Die erste, seitdem die Fei politische Vereinigungen verboten hat.«
    Der winzige Gnom kroch unter dem Türspalt hervor und sah sich um. Ein Bett, ein Schemel, Vorhänge auf der anderen Seite des Raumes – und auf dem Bett lag eine reglose Gestalt.
    Der Gnom presste seine Armbrust an sich und huschte lautlos an der Wand entlang, dann quer durch den Raum auf das Bett zu. Misstrauisch spähte er nach allen Seiten, sprang über die Spalten zwischen den schweren Steinplatten am Boden. In der Mitte des Zimmers hielt er inne. Er schöpfte Atem.
    Eine Stimme klang vom Bett zu ihm herüber. »Ho, ho, ich spüre dich, kleiner Gnom!« Steif richtete die Gestalt sich auf. Auf den käfergroßen Gnom wirkte sie höher als ein Festungsturm, unerreichbar und bedrohlich. Der Gnom wandte sich zum Vorhang hin und lief los.
    Die Gestalt schwang ihre lächerlich klein wirkenden Beine über die Bettkante und richtete sich auf. Sie war nur mit einem dünnen Nachthemd bekleidet. »Lauf nur, doch du entkommst mir nicht!«, rief sie. Ihre Stimme klang gedämpft, als würde sie durch ein Tuch sprechen. Schwankend setzte sie sich in Bewegung, schnitt dem Gnom den Weg ab.
    Der winzige Gnom kam nur langsam voran. Sein riesenhafter Gegner bewegte sich unbeholfen, doch unmöglich konnte der Gnom die gegenüberliegende Wand vor ihm erreichen. Mit wenigen Schritten war die Gestalt beim Vorhang. Der Gnom wandte sich von ihr ab und barg die Waffe vor der Brust. Er nahm wieder seine natürliche Größe an.
    »Ah! Da bist du«, sagte die Gestalt. »Ha, ha. Stelle dich meinem Zorn!«
    Da trat hinter ihr unvermittelt ein zweiter Gnom zwischen den Vorhangfalten hervor. Sein Arm zuckte hoch, es knirschte und knisterte.
    Der erste Gnom wirbelte herum, brachte die Armbrust in Anschlag und schoss. Dumpf schlug der Bolzen in die Brust der großen Kreatur, und alle drei Kämpfer erstarrten.
    Die große Gestalt regte sich als Erste wieder. Ihr starrer Oberkörper löste sich von den Beinen, wuchs höher und höher und kippte dann nach vorn. Dumpf landete der Torso auf den Steinfliesen. Dahinter kam ein Gnom zum Vorschein. Er atmete schwer und streifte sich Strohhalme aus den spärlichen Haaren. Es war Darnamur, der sich mit einem falschen Oberkörper aus gepresstem Stroh als größeres Geschöpf verkleidet hatte.
    »Das war’s!«, rief er laut. Die Tür öffnete sich und weitere Gnome stürmten in das Zimmer. Einer von ihnen trug eine Laterne. Darnamur, seine beiden Übungsgegner und die neu hinzugekommenen Gnome versammelten sich um die Attrappe am Boden. Darnamur zog den Armbrustbolzen heraus und reichte ihn an den Schützen zurück.
    »Genau getroffen«, stellte er fest. »Und das will ich dir auch geraten haben!«
    »Ihr wisst ja«, sagte Dranjar, der die Laterne hielt, »wer hier den Ausbilder trifft, muss bei der Ausbildung der Anfänger die Zielscheiben halten!«
    Die Gnome lachten. Darnamur drehte den Strohtorso auf den Bauch und untersuchte das Nachthemd. Ein feiner Riss zeigte an, dass auch der zweite Gnom mit dem Knochenmesser die Puppe genau dort getroffen hatte, wo bei einem Nachtalb das Herz saß.
    Dranjar hielt die Laterne näher heran. »Ein echter Nachtalb ist keine Strohpuppe«, gab er zu bedenken. »Bei einem echten Angriff ginge das nicht so leicht.«
    »Vermutlich nicht«, räumte Darnamur ein. »Ein echter Nachtalb hält sich nicht an verabredete Bewegungen. Man muss immer auf Überraschungen gefasst sein.«
    Damit wandte er sich an die übrigen Gnome, die bewaffnet um ihn herumstanden. Sie zählten zu der Elite seiner Schar, die

Weitere Kostenlose Bücher