Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
könnte rasch zum Herrn einer solchen Domäne aufsteigen. Nur wenige Alben befassen sich mit derart elfischen Dingen.«
    »Warum nur wenige?«, fragte Frafa. »Es ist machtvolle Magie. Man kann Wunden heilen, lässt Pflanzen wachsen oder verändert sie. Aber man kann auch Krankheit bringen und den Herzschlag anhalten. Warum schätzen so viele Alben diese Macht gering?«
    »Alben schätzen Macht sehr«, sagte Bleidan. Er fasste in ein Terrarium und holte eine winzige Blütenschlange hervor. Das bunt gepunktete Reptil war nicht einmal so lang wie sein Unterarm und so dünn wie einer seiner Finger. »Aber Macht ist stets die Macht über deinesgleichen. So ist es bei allen Völkern. Und die Macht über das Leben wirkt nur schwach auf die Nachtalben.«
    »Warum?«, fragte Frafa. »Nachtalben leben auch.«
    Bleidan strich der Schlange über den Rücken. Zwei kleine Beulen entstanden dort, wo er das Tier berührt hatte. Sie sprangen auf wie Knospen, wuchsen hervor, und im Nu spannten sich zwei Flügel auf dem Rücken der Schlange.
    Er legte das Tier auf den Tisch, wo es sich verwirrt wand, ungeschickt mit den Flügeln zuckte und sich mühsam bewegte mit dieser neuen Last auf dem Rücken. Bleidan tippte der Schlange auf den Kopf, und die Flügel schlugen auf und ab. Die Schlange hob ab und schwirrte um die Köpfe der beiden Nachtalben.
    »Derlei Dinge zählen für die meisten Alben nicht als Macht«, erklärte er, »sondern als bloße Spielerei. Tiere und Pflanzen und niedere Geschöpfe, sie sind nicht unseresgleichen. Höhere Geschöpfe werden von ihrer magischen Aura bestimmt. Willst du Macht über einen Alb gewinnen, so musst du seine Aura verändern, nicht nur seinen Leib. Oder du beeinflusst die unbelebte Materie in seiner Umgebung.
    Die meisten Alben würden einen Zauber bevorzugen, der einen Dolch lenken kann, anstatt das Herz ihres Gegners stillstehen zu lassen. Denn wenn der Dolch im Herz ihres Feindes steckt, so kann dessen Magie es viel schwerer wieder zum Schlagen bringen.«
    Bleidan fing die schwirrende Schlange wieder ein, streifte ihr die Flügel ab und sperrte sie zurück in das Terrarium.
    »Und zudem«, fuhr er fort, »ist die Lehre von den lebenden Dingen zugleich auch die Kunst unserer Erzfeinde, den Elfen.«
    Empört schnappte Frafa nach Luft. »Aber ich bin doch kein Elf, nur weil ich dieselben Zauber beherrsche!«
    Bleidan beugte sich dicht zu ihr und flüsterte: »Bist du dir sicher? Wir sind magische Geschöpfe. Unsere Magie bestimmt unser Sein. Womöglich sind die Unterschiede in unserer Magie alles, was uns von den Elfen unterscheidet.«
    Frafa lachte unsicher. »Aldungan befasst sich schon seit Ewigkeiten mit dieser Kunst und ist doch kein Elf geworden!«
    »Aber er ist auch nicht wie die anderen Nachtalben«, sagte Bleidan. »Er beteiligt sich nicht am Postengeschacher bei Hofe. Er ist so beständig, von allem Treiben dort draußen ganz abgewandt und jeder Veränderung abhold. Das hat schon etwas Elfisches an sich.«
    Frafa legte entsetzt die Hand auf den Mund. Wie respektlos, den Meister derart zu beleidigen!
    Bleidan schaute auf sie herab und schüttelte den Kopf. »Du kennst die Legende, woher die Feindschaft zwischen Elfen und Nachtalben rührt?«
    »Ich habe … Ich weiß nicht«, stotterte Frafa.
    »Sie wird nicht mehr gern erzählt. Nach Ansicht vieler Alben rückt sie unser Volk schon zu nahe an die Elfen heran. Die meisten von uns ziehen eine grundlose Feindschaft vor.« Bleidan lachte. »Aber eine alte Legende besagt, dass es einst ein gemeinsames Volk gab, welches Elfen und Alben voranging, ein Volk, das von der Magie erschaffen wurde, die alle lebenden Dinge umgibt.«
    Frafa versuchte, sich einen Elfen vorzustellen. Sie hatte noch niemals einen gesehen, aber es hieß, sie seien das genaue Gegenteil der Nachtalben. Wie sah das Gegenteil eines Nachtalbs aus? Und wie sollten zwei so gegensätzliche Völker einen gemeinsamen Vorfahren haben?
    Bleidan erzählte weiter: »Eines Tages gab es Streit in diesem magischen Volke. Die einen wollten ihre Magie nutzen, um zu verändern und zu verbessern. Die anderen wollten stattdessen das vorhandene Leben pflegen und bewahren. Aus diesen Letzteren entstanden die Elfen. Sie vertrieben unsere Vorfahren aus allen lebenden Hainen und verdammten jede Anwendung von Magie, die sich über das ursprüngliche Leben erhebt.«
    »Und es bringt uns den Elfen näher, wenn wir dieselbe Art Magie ausüben?«
    Bleidan lächelte. »Es ist nur eine Legende. Sie

Weitere Kostenlose Bücher