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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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tun.«
    An der Ecke wechselten die Gnome ihre Gestalt und traten auf die Brücke hinaus. Ein kalter Wind pfiff über die Steine und trug Brandgeruch von den Schmieden heran. Rauchfetzen umspielten die winzigen Gnome wie Gespenster, lösten sich im Wind auf und ballten sich zu neuen Formen zusammen. Die Goblins in goldener Rüstung auf der anderen Seite verloren sich fast in der Ferne.
    Ihr Führer ging vor, Darnamur folgte ihm.
    Auf jeden gewöhnlichen Eindringling musste die Brücke wirken wie eine lange Fläche ohne jede Deckung. Am Rande ragten in regelmäßigem Abstand konische Zacken empor, wie die Stützen eines Geländers, das niemals gebaut worden war. Doch sie waren an der Außenseite des Übergangs angebracht, sodass sich niemand dahinter verbergen konnte.
    Für die verkleinerten Gnome war der glatte Steinboden eine zerklüftete Felsenlandschaft. Viele Platten waren geborsten und gegeneinander verschoben. Dazwischen verliefen gezackte Rillen. Grate hoben sich empor wie steile Berghänge.
    Aber die Unregelmäßigkeiten im Gelände boten den Gnomen auch Schutz, wenn eine allzu heftige Windböe einen von ihnen erfasste und wegzuwehen drohte. Sie hielten sich in der Mitte der Brücke, suchten den Windschatten und froren. Der Weg kam ihnen endlos vor. Doch von gelegentlichem Straucheln und Stolpern abgesehen, gerieten sie nicht in Gefahr.
    Endlich ragten die eisenbeschlagenen Stiefel der beiden Wachen über ihnen auf. Die Goblins standen reglos da und umklammerten ihre Lanzenschäfte. Ihre Mäntel flatterten im Wind, davon abgesehen hätten es Statuen sein können. Sie bemerkten die Gnome nicht, die zu ihren Füßen umherwimmelten wie Ungeziefer.
    »Hier entlang«, wisperte ihr Führer. Er wies auf eine Rinne, die seitlich an der Brücke nach unten führte.
    Audan schaute zu den Goblins auf. Dann folgte sein Blick der gemauerten Brückenflanke in die Tiefe. Die Steine waren schlüpfrig, und Moos wuchs in den Spalten. »Wenn wir hier abstürzen«, flüsterte er, »dann würde der Wind uns in unserer kleinen Gestalt womöglich tragen.«
    »Verlass dich nicht darauf«, knurrte Darnamur. Er löste das Seil, das er unter seiner Weste um den Leib gewickelt trug, und sicherte seine Gefährten damit. Dann begannen sie den Abstieg.
    Der Wind zerrte in Böen an ihrer Kleidung. An manchen Stellen waren die Steine so brüchig, dass die Gnome viele Lücken und Vorsprünge fanden, die Füßen und Fingern Halt boten. Dann wieder gab es quer verlaufende Riefen, die fast so etwas wie Stufen bildeten. Haro, Audan und Magati klammerten sich dennoch fest, als gelte es ihr Leben. Immer wieder traten sie Geröll los und verloren den Halt.
    Darnamur hatte ein kleineres Knochenmesser gezogen, stieß es in Vertiefungen und verschaffte sich auf diese Weise Halt, wann immer einer seiner Begleiter sich am Seil festklammern musste.
    Sie gelangten an einen steilen Kamin zwischen zwei Quadersteinen. Das Moos überzog die glatten Flächen, und aus allen Ritzen quoll ein zäher schwarzer Schleim. Darnamur tastete nach Halt, doch unter seinen Händen rann Wasser aus dem Moos wie aus einem Schwamm.
    »So geht es nicht«, sagte er. Er rief seine Begleiter zu sich und ließ sie einzeln am Seil hinab. Es selbst folgte ungesichert und kam schwer atmend unten an.
    Haro wandte sich an ihren Führer. »Ich dachte, Ihr wüsstet einen sicheren Weg in Geliunas Räumlichkeiten«, bemerkte er vorwurfsvoll.
    Der Dienstgnom zuckte die Achseln. »Im Sommer war der Weg einfacher. Früher, als ich häufiger hier geklettert bin, hat’s auch nicht so viel geregnet in Daugazburg. Das schlechte Wetter, wie ihr wisst, plagt uns erst, seit Leuchmadan uns verließ.«
    Sie setzten den Weg fort, bis sie an eine tiefer liegende Stelle der Turmwand kamen. Ihr Führer wies auf einen Riss im Mauerwerk, ein breiter Gang für einen verkleinerten Gnom. In ihrer natürlichen Gestalt hätten sie kaum die Hand hineinstecken können.
    »Da geht es rein«, sagte der Lakai.
    Haro blickte zweifelnd auf das dunkle Loch.
    »Da ist bestimmt alles voller Spinnen!«, merkte Magati an.
    »Ich glaube kaum«, sagte Darnamur. Er betastete die Kante des Lochs und hob dann eine Hand. Zwischen den Fingern hielt er einige braune Haare.
    »Ein Mauseloch!«, rief Magati.
    Audan erschauderte.
    »Mäuse sind keine eifrigen Jäger«, sagte Darnamur.
    »Da könnten auch Ratten drinstecken«, erwiderte Haro. »Die sind hinterhältig.«
    »’s gibt viele Löcher und Ritzen, wo man sich verstecken kann«,

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