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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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suchen.«
    »Ich kann das nicht allein«, sagte Haro. »Ich bin … nur mitgekommen. Um Witos willen. Ich bin nicht einmal ein Kämpfer. Ich verabscheue Gewalt. Mein Leben lang hab ich als Schnitzer die Klinge nur gegen feinen Zierrat geführt.«
    »Ich mache jedenfalls weiter.« Magati klang entschlossen. »Für Wito. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was ich gehört habe, ist für den heutigen Tag einiges geplant. Wenn wir scheitern, wäre alles vergebens. Die Gnome müssten einen furchtbaren Preis dafür zahlen.«
    Audan versuchte, seinen fliegenden Atem zu beruhigen. »Ich mache weiter«, sagte er dann.
    Magati nickte zufrieden. Sie schaute Haro an. Der Alte nickte zögernd und murmelte schließlich: »Aber wenn wir zurückkehren, werd ich was erzählen über diesen Darnamur. Einen Drachen erschlagen! Pah. Ich frage mich, wen er dabei wohl vorgeschickt hat, der Maulheld.«
    Sie gingen von der Tür aus weiter in den Raum hinein. Haro machte noch einmal kehrt, um sein Messer zu holen. Dann schaute er Magati an, öffnete den Mund, aber die legte die Finger auf die Lippen und wies auf das Bett.
    Audan kniff die Augen zusammen und versuchte, die Schleier mit seinem Blick zu durchdringen. Lag dort überhaupt jemand? Schlief die mächtige Schwarze Fei jemals? Noch nie hatte ein Gnom einen Nachtalb übertölpeln können – jedenfalls erzählten das die Eltern ihren Kindern, wenn sie diese bei deren Streichen zur Vorsicht mahnten. Wie sollte es dann bei einer Fei möglich sein, wo Feien doch viel mächtiger waren als Alben?
    Aber Magati schritt voran, geradewegs auf das verhüllte Bett zu.
    Audan hätte sich lieber an der Wand entlang vorwärtsbewegt, um sich im Schutze der Möbelstücke auf Umwegen zu nähern. Jetzt blieb ihm keine Wahl. Er folgte seiner Gefährtin. Haro hielt sich dicht an seiner Seite. Sein Atem ging so schwer, dass Audan jeden Augenblick damit rechnete, entdeckt zu werden.
    Audan streckte die Hand aus und fasste Magati an der Jacke. Der Weg bis zum Bett wirkte licht und leer, und der Boden aus weißem Marmor war glatt und makellos. In ihrer kleinen Gestalt lag eine gute Strecke vor ihnen, und trotz seiner Sorgen wollte Audan nicht blindlings losstürmen. Möglicherweise verbargen sich zwischen den zarten Schlieren im Marmor gefährliche Spalten oder kleine Tiere. Auch er nahm seine Waffe in die Hand; Magati hatte ihre längst gezogen. Drei kleine Dolche. Darnamurs Waffen waren auch aus Gebein gewesen, hatten allerdings fester und schärfer ausgesehen. Nun waren sie mitsamt dem wankelmütigen Anführer verschwunden.
    Die Gnome erreichten die ersten Vorhänge. Audan legte eine Hand auf das weiße Gewebe. Selbst für den käfergroßen Gnom fühlte der Stoff sich dünn an, weich und leicht.
    Wie Spinnweben, dachte er erschrocken.
    Er spürte eine brüske Bewegung neben sich und fuhr herum. Haro hatte das Messer erhoben. Sein Mund war verkniffen, und er tat einen Schritt nach vorn.
    Hastig fasste Audan ihn an der Schulter. Auch Magati schaute sich entsetzt um und wedelte abwehrend mit der Hand. Audan wies auf den Saum der Vorhänge. In ihrer kleinen Gestalt konnten sie darunter hindurchschlüpfen, fast ohne sie zu bewegen. Doch wenn sie zu früh ihre große Gestalt annahmen, würden sie die Vorhänge in auffällige Bewegung versetzen und sich damit vielleicht verraten.
    Gemeinsam fassten Audan und Magati den Alten beim Arm und führten ihn mit sich auf die andere Seite der Schleierwand. Die Tuchbahnen umschmeichelten sie. Misstrauisch spähte Audan nach oben, ob sich noch etwas anderes zwischen den Vorhängen bewegte.
    Bald ragte das Bett vor ihnen auf. In sanftem Schwung nach außen gewölbt, führten weiße Füße zu einem hölzernen Rahmen empor. Auf dem Bett konnten die Gnome Berge von Kissen erkennen. Sie blickten einander an.
    Wenn sie sich jetzt groß machten, könnten sie gerade über die Kante auf das riesige Bett spähen. Aber ob die Schwarze Fei überhaupt darauf lag, wussten sie immer noch nicht.
    Magati bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, dass sie um das Bett herumgehen sollten. Aber Audan legte eine Hand auf den Schleier, der unmittelbar hinter ihnen herabfiel. Der Stoff war sehr griffig. Wenn man ihn ein wenig zwirbelte, konnten die kleinen Gnome ihn fast benutzen wie ein Seil.
    Er nahm das Messer zwischen die Zähne und kletterte empor. Haro und Magati schauten ihm unschlüssig nach, dann steckte Magati das Knochenmesser in den Gürtel und machte sich ein Stück daneben

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