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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Umhang über. Eine Öllampe nach der anderen barst. Es war, als wenn die Luft selbst brennen würde.
    »Verrat!«, brüllte der Majordomus wieder. »Das ist eine Falle! Der ganze Raum ist mit Brandöl getränkt. Folgt mir nach draußen!«
    Einige Alben drängten sich schon vor der Tür zusammen und drückten dagegen. Sie war verriegelt. Das Feuer lief über die Wand wie ein Vorhang, der sich schloss, und trieb die Alben vom Eingang fort. Sprühend und knisternd schossen Stichflammen zwischen den Dielenbrettern empor, als wäre unter dem Boden noch etwas anderes in Brand geraten.
    »Ja, das ist Brandöl«, rief einer der Alben. Er schützte sein Gesicht mit dem Arm und wich zurück. »Brandöl aus dem Arsenal!«
    Auch wo das Feuer nicht hinkam, war es nun unerträglich heiß. Die Fensterscheiben zersprangen, und ein brausender Luftzug fuhr durch den Raum. Dennoch zog sich der Qualm immer mehr zu. Audan atmete flach, doch jedes Luftholen brannte in seinen Lungen.
    Zwei Alben harrten vor dem Eingang aus und versuchten, das Tor mit Magie zu öffnen. Da griffen die Feuerzungen auf die Weinschläuche über. Sie zerplatzten mit einem dumpfen Knall und spien brennendes Öl schwallweise durch die Halle. Die Alben an der Tür brannten lichterloh. Schreiend wälzten sie sich auf dem Boden. Magati und Audan duckten sich tief hinter die größeren Alben, die ihnen ein wenig Schutz boten. Sie husteten.
    »Hinter mir!«, rief der Majordomus. »Sammelt euch hinter mir!«
    Er wirkte einen Zauber, und das Feuer vor ihm erstarb. Ringsumher loderte es umso höher. Flammen tafelten an den Tischen. Brennende Nachtalben rannten durch den Saal, zu panisch, um die Flammen zu ersticken oder die Befehle des Majordomus zu hören. Ihre Schreie übertönten das Wimmern der Verletzten, das Röcheln und Husten derer, die im beißenden Rauch erstickten.
    Die Übrigen rückten enger zusammen. Ein freier Korridor reichte vom Majordomus bis zur Tür, links und rechts davon standen die Flammen wie glosende Wände, ballte Rauch sich wie graues Mauerwerk. Aber wo die Alben standen, wurde es kühler, und man konnte wieder atmen. Der Majordomus hielt das Feuer auf Abstand, und weitere Alben schützten die kleine Gruppe nach hinten.
    Zwei von ihnen bereiteten einen anderen Zauber vor. Einer hatte ein verbranntes Gesicht, Wunden, die grauenhaft schmerzen mussten. Vom Boden her leckten die Flammen an seinem Mantelsaum. Doch er hielt die Augen halb geschlossen und konzentrierte sich. Blaue Funken sprühten um die Hände der beiden Alben.
    Audan und Magati standen unbeachtet zwischen den Höflingen … Da riss Audan sein Knochenmesser unter der Weste hervor und stieß es nach oben, dem Majordomus ins Herz. Mit der Linken packte er Magati am Ärmel. Er schleifte sie mit sich, auf die Tür zu, über die schwarz verfärbten Dielen, die der Majordomus mit seinem Zauber vom Feuer befreit hatte.
    »Komm, komm schnell!«, rief er.
    Hinter sich hörte Audan die Alben aufschreien, aber die Gnome wandten sich nicht um. Niemand hatte es für nötig befunden, sie nach Waffen zu durchsuchen. Niemand hatte überhaupt mit ihnen gerechnet. Jetzt waren die Alben verwirrt und fassungslos, und die kurze Ablenkung reichte aus, dass das Feuer weiter vordrang.
    Audan spürte die Hitze in seinem Rücken. Brennendes Holz stürzte wie ein feuriger Regen von der Decke herab.
    Mit fünf, sechs raschen Schritten liefen die Gnome auf die Tür zu, dann machten sie sich klein. Audan hustete. Qualm wirbelte um sie her wie stinkende Nebelschwaden. Aber schon waren die beiden unter dem Türspalt hindurch und draußen. Sie kämpften sich über den sandigen Grund, der von den Fußabdrücken der Alben zerfurcht war. An dem Gebäude hinter ihnen stiegen Flammen vom Dach auf, schlugen aus den Fensteröffnungen. Gierig leckten sie an den Außenwänden entlang.
    Jemand hatte das Tor von außen mit Balken verkeilt. Spitze Pfähle staken im Boden, genau unter den Fenstern der Kapelle. Einem Alb war es gelungen, durch eine der schmalen Öffnungen zu springen. Jetzt steckte er brennend auf einem Pflock und versuchte mit schwachen Bewegungen, sich zu befreien. Magati schaute mit weit aufgerissenen Augen auf den Sterbenden und stolperte voran.
    Audan wandte den Blick ab und zupfte Magati am Kragen. »Wir müssen uns groß machen«, rief er. »Sonst kommen wir nicht schnell genug weg!«
    Magati nickte, und sie wechselten ihre Gestalt. Im nächsten Augenblick sahen sie sich einem Trupp Gnome gegenüber, die

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