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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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befingerten. Aldungans Goblinwachen wirkten unruhig, gereizt, aber sie schwiegen. Ihre dunklen Augen wanderten flackernd zwischen dem Balkon mit den Alben und der Treppe hin und her. Als Frafas Blick den eines Kriegers kreuzte, bleckte der die Zähne und schaute beiseite.
    Frafa fröstelte. Sie zog ihren schweren Schal enger um den Hals.
    Erst als Balgir zischte und ihr auf den Handrücken tatzte, erinnerte Frafa sich, dass sie gar keinen Schal trug.
    Bei Sonnenuntergang irrten Magati und Audan über den Flur. Blutspritzer sprenkelten ihre Kleidung, und Magatis Augen waren blind vor Tränen.
    Sie liefen die Treppe hinab, dann wieder hinauf, auf der Suche nach dem Mauseloch, durch das sie in den Turm gelangt waren. In den ersten Augenblicken nach ihrer Flucht waren sie so erschüttert gewesen, dass sie ganz die Orientierung verloren hatten.
    Die Fei war nicht mehr zurückgekommen. Auch Darnamur nicht. Und Haro war tot.
    »Wir müssen …« Magatis Stimme stockte. »Wir müssen … besonnener vorgehen.« Sie legte eine Hand auf Audans Schulter.
    »Ich habe Stimmen gehört.« Ihr Begleiter schaute sich gehetzt um. »Aber wo sind sie alle? Zu dieser Stunde sollte das Gefolge der Fei die Gänge füllen!«
    »Sei froh«, sagte Magati. Sie schniefte. »Lass uns Stockwerk für Stockwerk nach unten gehen, bis wir den Ausgang finden.«
    Die beiden Gnome schoben sich näher an die nächste Tür heran und lauschten.
    »Da waren Schritte«, flüsterte Audan.
    »Ach was«, murmelte Magati zurück. Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Du lässt dich von deinem eigenen Herzschlag erschrecken. Aber wir machen uns klein.«
    Sie veränderten ihre Größe und spähten vorsichtig um die Ecke. Ein Flur führte an mehreren kleinen Holztüren und an den eigenartig verglasten Kaminen vorbei. Die Wände waren kahl und schmucklos, die Steinplatten am Boden grau, alt und abgetreten. Wenn sie den gesamten Korridor abschreiten wollten, würden sie in Käfergröße eine ganze Weile unterwegs sein.
    »Ich glaube nicht, dass wir hier schon mal waren«, sagte Audan.
    Ein Stück entfernt gab es ein Fenster. Magati zeigte darauf. »Gehen wir dorthin. Wir werfen einen Blick nach draußen und wissen zumindest, auf welcher Höhe des Turmes wir sind. Und auf welcher Seite.«
    Die beiden Gnome gingen weiter – und wurden unvermittelt groß!
    »Was …?« Audan schaute seine Begleiterin erschrocken an.
    »Ich habe nichts gemacht!«, erwiderte sie.
    Da wurden sie beide auch schon von hinten am Kragen gepackt und hochgehoben wie zwei Lumpensäcke.
    »Was treibt ihr euch denn hier herum?«, säuselte eine melodische Stimme ganz nah an ihren Ohren. »Ich wüsste nicht, dass die Herrin Gnome in ihrem Turm duldet.«
    »Diese hässlichen Miniaturgoblins hab ich beim Schnüffeln in den Gängen gefunden, Herr Majordomus!«, sagte die Albe, die sie am Kragen hielt.
    Audan zappelte, und Magati schnaubte gekränkt.
    Der Nachtalb vor ihnen trug ein schweres Gewand aus blauem Samt mit weiten, herabhängenden Ärmeln. »Und mir wurde gerade gemeldet, dass die Herrin nicht in ihrem Gemach ist«, erwiderte er. »Dafür hat man einen toten Gnom dort gefunden, der mit zerdrücktem Kopf in einer Schale aus gehärtetem Kristall steckt.«
    Er musterte Audan und Magati mit zusammengekniffenen Augen. »Wenn das einer dieser Gnomenstreiche ist, von denen man so viel hört, dann ist es ein besonders geschmackloser.«
    Der Majordomus stand vor einem großen Portal. Eine Gruppe weiterer Alben hatte sich um ihn geschart; einer von ihnen stützte sich nachlässig auf den Türgriff. Anscheinend stand der gesamte innere Hofstaat der Schwarzen Fei unschlüssig hier herum. Magati hörte die Alben aufgeregt miteinander tuscheln und Mutmaßungen austauschen.
    »Die Herrin ist verschwunden«, sagte die Frau hinter ihnen. »Und diese beiden Gnome hier haben etwas damit zu tun.«
    Der Majordomus runzelte die Stirn. »Mag sein«, räumte er zögernd ein. »Aber ein Haufen Gnome wird es wohl kaum schaffen, die Herrin verschwinden zu lassen. Ich habe Tegwari ausgeschickt …«
    »Herr!« Ein Alb lief vom Treppenhaus auf sie zu. Er schwenkte einen Brief. »Hier ist ein Schreiben mit dem Siegel der Herrin. Kanzler Fadin hat es zum Brückentor gebracht. Befehle für den Majordomus persönlich.«
    Der Alb in der Samtrobe nahm das Schreiben entgegen, studierte das Siegel und brach es.
    »Warum schickt die Herrin uns auf diesem Umweg schriftliche Befehle, wenn Schreibstube und Siegelkammer

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