Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
Vom Netzwerk:
sich dereinst von selbst zu einem Bauwerk gefügt hatte, um dann zu altern und zu sterben und seine klare, gesunde Form zu verlieren.
    Geliunas Gefolgsleute traten mit den beiden Gefangenen durch das Tor in den Hauptflügel. Die Albe zog die beiden Gnome wie unartige Kinder am Kragen hinter sich her. Trotz ihrer misslichen Lage schauten die beiden sich neugierig um.
    Im Inneren war die Halle weit gepflegter und besser eingerichtet, als man von außen vermutet hätte. Die Wände waren mit neuem Holz vertäfelt, der Boden mit glatten Dielen ausgelegt. Alles glänzte und schimmerte wie frisch gewachst und poliert. Ein durchdringender Geruch nach Harz und duftenden Ölen erfüllte den Raum. Von den quer verlaufenden Balken unter der Decke hingen schwere Leuchter herab. Die bauchigen roten Glasstürze sahen neu aus, die Lampendochte weiß und frisch.
    Drei lange Reihen von festlich hergerichteten Tischen standen in der Halle. Die mittlere Tafel war mit weißen Tüchern, schwarzem Geschirr und silbernem Besteck gedeckt. Weinschläuche stapelten sich an der Wand und vor einer kleinen Tür, die in einen Seitenflügel führte. Die Nachtalben hielten inne und schauten sich überrascht um.
    »Ein Festmahl?«, fragte einer. »Für uns? Oder … sollen wir den Fürsten aufwarten?«
    »Auf jeden Fall hat die Herrin die Kapelle herrichten lassen und einiges ersetzt«, stellte ein anderer fest. Er blickte zu den großen Leuchtern hinauf. »Aber die schwarzen Kerzen, die zuletzt darinsteckten, haben mir besser gefallen.«
    Die Nachtalbe bei den Gnomen meinte abschätzig: »In der Tat. Diese bauchigen Öllampen haben nichts von Leuchmadans Klarheit. Es war ein alter Ort. Dieser Glanz … entweiht ihn. Was will die Fei damit ausdrücken?«
    »Viel schlimmer: Wein in Schläuchen!« Der Majordomus rümpfte die Nase. »Ich hoffe, niemand will uns so etwas auftischen.«
    Ein Mensch eilte an den Alben vorüber. Er hielt einen brennenden Docht an einem langen Stab in der Hand und machte sich daran, die Deckenleuchter zu entzünden. Hastig bewegte er sich durch die Halle, während die Alben langsam, unschlüssig zu den Tischen gingen.
    »Nein«, sagte einer. »Da stehen nicht genug Teller für uns. Das soll auf jeden Fall kein Nachtmahl für den Hofstaat werden.«
    Der Majordomus fing den Menschen ab, der zu den letzten beiden Leuchtern unterwegs war.
    »Diener. Weißt du, für wen hier gedeckt ist?«
    Der Mensch zog den Kopf ein. Er schüttelte zaghaft den Kopf und blickte eingeschüchtert zu dem Alb auf, obwohl er, wenn er sich ganz aufrichtete, einen Kopf größer sein musste. »Nein, Herr. Mir wurde nur aufgetragen, den Raum zu erleuchten. Ich dachte … ihr wäret die Gäste?«
    »Wer hat es dir aufgetragen?«, fragte der Majordomus. »Der Kustos?«
    »Dieser Gnom«, sagte der Mensch. »Hauptmann …«
    In diesem Augenblick zerbarst eine der Lampen über ihren Köpfen. Feurige Tropfen spritzten durch den Raum. Wo sie auf das frisch geölte Holz trafen, leckten sogleich gierige Flammen über die Täfelung. Das Feuer raste über die Dielen, züngelte nach den Tischtüchern.
    Die Alben liefen in Panik durcheinander und klopften Brandnester auf ihren Gewändern aus. Einer stand ruhig da, hob eine Hand und murmelte Silben, die das Feuer zu seinen Füßen blass und blau werden ließen, bis es endlich matt erstarb. Er bewegte die Hand, und wohin seine Handfläche wies, da erloschen die Flammen.
    Zwei weitere Lampen zerplatzten und schickten flammende Meteore durch den Raum. Ein Schwall brennenden Öls ergoss sich über einen Nachtalb. Er stand sofort in hellen Flammen. Blindlings rannte er los und schlug um sich, setzte als lebende Fackel alles in Brand, womit er in Berührung kam.
    Der Blick des Majordomus irrte umher und fiel dann auf den Menschen. »Verrat«, schrie er dem Diener ins Gesicht. Seine Hand zuckte vor. Wo die Finger den Menschen berührten, gab dessen Fleisch nach, als wäre es frischer Teig. Der Nachtalb stieß seine Hand tief in den Hals des Dieners und riss eine klaffende Wunde. Erst als der Majordomus die Hand zurückzog, strömte Blut. Der Mensch gab noch einige gurgelnde Laute von sich und sank dann um.
    Seine Stange mit dem Docht fiel in die andere Richtung, und sogleich breitete sich dort ein weiterer Feuerkreis am Boden aus. Der Nachtalb mit dem Löschzauber schrie seine Zauberworte und wedelte wild mit der Hand, doch die Flammen loderten schneller um ihn auf, als er sie ersticken konnte. Schon griffen sie auf seinen

Weitere Kostenlose Bücher