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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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darauf zu achten. Sie tat ein paar Schritte auf Glaura zu. »Was tun wir jetzt?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, was du vorhast«, sagte Glaura. »Aber ich verschwinde von hier. Ich höre sie schon auf der Treppe. Die Famuli werden sie nicht lange aufhalten.«
    »Wir müssen den Meister holen!«, rief Frafa. »Er muss seinen Turm verteidigen.«
    »Ich war beim Meister«, sagte Glaura. »In seinem Raum jedenfalls. Sobald ich sie kommen spürte.«
    »Er ist fort?«, fragte Frafa atemlos.
    Glaura zuckte die Achseln. Sie trat zu den Käfigen und nahm den größten Vogel heraus. Mit beiden Händen presste sie das zappelnde und kreischende Tier fest an ihren Leib. »Keine Ahnung«, erwiderte sie. »Ich habe ihn nicht in seinem Raum vorgefunden, aber wenn er will, kann Meister Aldungan seine Anwesenheit natürlich verborgen halten. Jedenfalls wird er nicht um seinen Turm kämpfen, und er wird uns nicht beistehen.«
    Sie ging zum Fenster und trat es mit dem Fuß auf. Der Rahmen krachte außen gegen die Wand, die Scheibe klirrte. »Wir müssen für uns selbst sorgen. Jeder, so gut er es vermag. Ich werde mich draußen im Land umsehen. Es soll einige versprengte Alben geben, die den Kampf aufgenommen haben. Lebe wohl, Frafa.«
    Der Vogel an ihrer Brust war verstummt, und Glauras Umrisse verschmolzen mit dem Tier. Der Vogel wuchs in dem Maße, wie Glaura verging. Schließlich hockte ein riesiger Kranich auf der Fensterbank und sprang in die Tiefe. Frafa hörte ein Flappen, und der Vogel, der Glaura war, tauchte wieder auf und glitt davon. Rasch verschwand er über den Mauern, die Oberstadt und Vorstadt voneinander trennten.
    Frafa eilte zum Fenster und blickte hinaus. Ein Dutzend Goblingesichter schauten zu ihr empor. Frafa fuhr zurück. Plötzlich bekam sie kaum noch Luft vor Aufregung.
    Sie hörte das Gebrüll von der Straße nun überdeutlich. Poltern und Krachen drang aus dem Gebäude selbst. Fahrig strich sie ihr Haar zurück. Sie schaute von den tobenden Tieren in ihren Käfigen zum Fenster und zur Tür. Wie sollte sie entkommen?
    Glauras Zauberkraft übertraf die ihre bei Weitem. Sie konnte sich keine Flügel wachsen lassen. Sie erinnerte sich an den zweiten Ausgang, auf halber Höhe im Turm. Aber die Goblins waren schon im Treppenhaus, und womöglich hielten sie beide Ausgänge besetzt. Frafa wollte ihnen nicht in die Arme laufen.
    Ihr fiel der Zauber ein, mit dem Bleidan sie hatte schrumpfen lassen. Sie schloss die Augen und versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie sich die Veränderung angefühlt hatte. Sie musste doch in der Lage sein, das an sich selbst zu wiederholen.
    Aber die Veränderung war zu komplex. Wann immer sie ihre eigene Essenz fassen und in eine so ungewohnte Form zwingen wollte, entglitt sie ihr und schnellte zurück.
    Sie öffnete die Augen wieder und blickte auf Balgir hinab. Die Echse lag auf dem Boden, den Kopf angehoben, und sah erwartungsvoll zu ihr auf.
    »Du kannst an der glatten Mauer klettern, nicht wahr?«, sagte Frafa. »Wenn ich es doch schaffe, mich klein zu machen, bringst du mich dann wieder in Sicherheit?«
    Balgir wandte sich ab, huschte zu der Fensterbank und dann nach draußen. Im nächsten Augenblick war er verschwunden.
    Frafa starrte fassungslos auf die leere Fensteröffnung. Sie war allein. Und auf der Treppe hörte sie raue Rufe und das Klirren von Stahl.

9. K APITEL:
A UF EIGENEN F ÜSSEN

    Männer. Krieger. Das ist eine gute Zeit für Goblins. Die Gnome waren die Späher für die Fei. Jetzt spähen sie für uns. Sie suchen die fettesten Wänste in der Stadt, die frechsten Alben. Jeden Tag stellen sie neue Listen zusammen, wo wir am besten plündern können und unseren Spaß haben.
    Wir müssen nur hingehen und die Beute abholen. Den stolzen Mondgesichtern brechen wir den Hals, wir saufen ihren Wein und fressen ihr Fleisch. Und wenn die Sonne aufgeht, verprassen wir ihr Gold und lassen es uns noch einmal gut gehen.
    M ATAZ , EIN H AUPTMANN DER G OBLINGARDE ,
ZU SEINEN K RIEGERN
    »Ho, ho, kleine Made, was windest du dich?«
    Die beiden Goblins hasteten durch den Korridor. Sie hielten einen Gnom an den Armen zwischen sich und ließen ihn lachend vor und zurück schaukeln. Er zappelte wild, konnte den Griff der kräftigen Krieger aber nicht abschütteln.
    Der Gnom war schlammverschmiert, seine Hose abgetragen und zerschlissen. Unter all dem Schmutz erkannte man noch die typischen Gewänder eines Kundschafters: zweckmäßige Kleidung aus Leder und Wolle in matten

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