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Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Der Tag der Messer: Roman (German Edition)

Titel: Der Tag der Messer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Abendstunden auf den Straßen auf. Sie standen in Gruppen beieinander und plauderten, aßen, tranken an behelfsmäßig ausgebauten Stuben und Trinkhäusern. Schankknechte trugen dampfende Becher auf Tabletts zu den Gästen. Ein halbes Dutzend Frauen drängte sich an einem Grillrost zusammen und wärmte die rauen Hände an der Glut. An den Ecken spielten Straßenmusikanten auf. Magati hörte Lachen, Singen, Fröhlichkeit. Kinder liefen umher, und immer wieder sahen Menschen zu der Gnomin hin, lächelten oder winkten ihr grüßend zu.
    Während überall in der Oberstadt die Völker im Krieg miteinander lagen und selbst die siegreichen Parteien, die Gnome und Goblins, einander mit Misstrauen beäugten, herrschte hier in der Menschensiedlung Friede und eine gespannte Erwartung, ja fast Überschwang.
    Die alten Herren waren gestürzt, und die Gnome hatten niemals auf die Menschen herabgeschaut. Witos Vereinigung der Grünen Lande hatte mit vielen politischen Gruppierungen der Menschen freundschaftlichen Umgang gepflegt, und die Menschen erwarteten die Freiheit.
    »Grins nicht so«, murmelte Audan, der unbemerkt an Magatis Seite getreten war. Er lächelte verbissen, nickte den Menschen zu und hielt sich von ihnen fern.
    »Aber ist es nicht schön?«, fragte Magati. »Wenn ich die Vorstadt betrete, habe ich Hoffnung, dass alles gut wird und das Ganze am Ende einen Sinn hatte. Irgendwann werden wir friedlich zusammenleben, und einer wird den anderen achten. Wir werden etwas aufbauen. Wie Wito es vorhatte.«
    »Die Menschen erwarten viel«, sagte Audan mit gepresster Stimme. »Und wenn sie es nicht bekommen, wird die nächste Erhebung hier ihren Anfang nehmen.«
    »Ach, du Griesgram«, erwiderte Magati. »Musst du immer mit dem Schlimmsten rechnen?«
    Nebeneinander gingen sie über den Markt und kauften, was sie für ein Abendessen brauchten. Früher hatten die menschlichen Händler alles getan, um in die Oberstadt zu gelangen. Jetzt breiteten sie ihre Decken hier an der Hauptstraße aus, zwischen Werkstätten und festen Ständen, und die Kunden kamen zu ihnen, wenn sie dem gefährlichen Treiben von Daugazburg entkommen wollten.
    Kräftige Männer, mit Stöcken bewaffnet, patrouillierten in den Straßen und sorgten für Ordnung. Sie alle gehörten zur »Gesellschaft der freien Menschen«, einer weiteren politischen Vereinigung, die unter der Fei verboten gewesen war. Darnamur, der selbst ernannte Protektor von Daugazburg, war mit ihnen in Verbindung getreten und hatte ihnen die Verwaltung der Unterstadt angetragen. Sie hatten wenig zu tun, außer mit den allgegenwärtigen Dieben fertig zu werden oder gelegentliche Raufereien zu schlichten.
    Aber Audans trübe Stimmung zog auch Magati mit. Schweigsam erledigten die Gnome ihre Besorgungen, ehe sie sich zu Audans Wohnung in einer Seitenstraße begaben. Sie trafen sich immer hier, wenn sie es einrichten konnten.
    Gemeinsam bereiteten sie das Essen zu, setzten sich an den Tisch. Stimmen drangen von draußen herein, aber die Gnome redeten nicht viel.
    »Ich glaube, Darnamur hat einfach nicht mehr an uns gedacht«, sagte Audan.
    Magati rollte mit den Augen. »Fängst du schon wieder damit an?«
    »Soll ich es vergessen?«, sagte Audan. »Haro ist deswegen gestorben. Darum glaube ich auch nicht, dass es hier so ruhig bleiben wird. Darnamur hat seine eigenen Pläne, und er kümmert sich nicht um das Wohlergehen der Leute um ihn her. Du hast es selbst erlebt! Er hat uns zur Ablenkung mitgenommen, und als wir unseren Zweck erfüllt hatten, hat er uns schlicht vergessen !«
    Magati zuckte die Achseln. »Selbst wenn. Was können wir tun? Er hatte Erfolg, und immerhin war er Witos Freund.«
    »Ja«, sagte Audan. »Wenn Wito hier wäre, dann sähe es anders aus.«
    Magati legte die Gabel beiseite. »Ich habe gehört«, sagte sie nachdenklich, »dass der Scharfrichter sich dem neuen Regime unterworfen hat. Aus freien Stücken, sobald bekannt wurde, dass die Fei gestürzt ist. Darnamur muss mit ihm über Witos Schicksal gesprochen haben.«
    »Vermutlich hat er ihn umgebracht«, antwortete Audan. »Immerhin hat man den Scharfrichter seit dem Umsturz nicht mehr auf dem Drauzwinkel gesehen. Dabei gab es Hinrichtungen genug. Die Goblins kümmern sich jetzt darum.«
    »Ja, aber wenn nicht? Der Scharfrichter hütet das Tor zum Labyrinth des Schreckens. Jetzt ist er einer von uns. Was, wenn Wito noch lebt und womöglich zurückkehren kann?«
    Frafa huschte durch die dunklen Gassen von Daugazburg. Es

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