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Der Tag der roten Nase

Der Tag der roten Nase

Titel: Der Tag der roten Nase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikko Rimminen
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hatte jedenfalls nicht die Zeit gehabt, mir extra eine dorthin zu bestellen, nahm sie jetzt aber trotzdem als Rettung und Wunder entgegen, ungeachtet der Tatsache, dass man die Existenz einer Omnibushaltestelle in unmittelbarer Nähe einer Kreuzung nicht unbedingt für ein Wunder halten muss.
    Hupen ertönten, Fahrzeuge donnerten und maunzten vorbei und ich steckte wieder einmal in einem Horrorszenario, das Lenkrad fest umklammernd. Was hätte ich mir in dem Moment mehr wünschen können als ein bisschen Ruhe, zehn Sekunden Pause, um die Stirn auf das kühle blaugraue Lenkrad zu legen. Aber da ich wusste, dass man hinter mir her war, musste ich trotz allen Schlotterns weiterfahren.
    Ich beschleunigte in Richtung Kerava. Die Straße wurde von schroffen Fichten gesäumt, es sah aus, als stünde da eine Schar riesiger Männer und stemmte die Hände in die Hüften. Im Spiegel erkannte ich, dass mir vom Friedhof her bereits ein Schwarm Autos hinterherkam, und da vor mir gerade kein Ungemach zu erkennen war, wagte ich es, aufs Gas zu treten, und zwar so fest, wie es der leichte Schuh und der kalte Fuß erlaubten. Auch diese Maßnahme half letzten Endes nicht, sondern machte alles nur schlimmer, und dazwischen meldete sich, endlich, der Gedanke, dass womöglich noch Sommerreifen drauf waren. Und da tatsächlich ständig die Gefahr bestand, in den Graben oder auf die Gegenfahrbahn geschleudert zu werden, kam mir aus dem unerschöpflichen Vorrat maßloser Irrsinnigkeiten, die mir in letzter Zeit durch den Kopf schwirrten, prompt mein Sohn in den Sinn und das Lied, das der Bursche kurz nach Erhalt des Führerscheins ständigvor sich hin geträllert hatte, darin hieß es ungefähr: Auf der Gegenspur – fahren Ärsche nur. Auch dafür hatte ich ihm die Ohren lang gezogen, schon allein wegen der Verwendung eines Kraftausdrucks in der Öffentlichkeit, und auch dafür, dass er damit ein Unglück erst heraufbeschwor.
    In ausgedehntere Erinnerungen konnte ich mich allerdings nicht vertiefen, denn ich musste mich wirklich auf das Fahren konzentrieren. Ich fuhr langsam, aber nicht so langsam, dass es nicht vorwärtsgegangen wäre, und plötzlich war die Fichtensäumung auf einen Schlag verschwunden und stattdessen riss eine blendende Felderhelligkeit auf, mit klotzigen Siedlungsumrissen dazwischen. Und auch wenn die Gegenden, die mir eigentlich vertraut waren, irgendwo jenseits der Innenstadt lagen, so stellte sich doch eine gewisse Traurigkeit oder Wehmut im Magen ein, um dort herumzuwühlen, weil irgendwie die Vorahnung zuschlug, dass ich dort, in Kerava, vielleicht eine Zeitlang nichts mehr zu suchen hätte. Dann war ich jedoch plötzlich an der großen Kreuzung, hinter der sich die Straße auf vier Spuren verbreiterte; sogleich brausten haufenweise Autos an mir vorbei, in deren Richtung ich nicht einmal kurz zu gucken wagte, weil ich wusste, dass mich dort lediglich Wutausbrüche unterschiedlicher Art erwarteten. Ein rotes Vehikel überholte mich, kam dann aber von seiner Spur direkt vor mich geschossen, um zu trödeln und Schnee aufzuwirbeln. Im Heckfenster tauchte ein kleiner, kugelförmiger Flachskopf auf und daneben eine winzige Faust, aus der ein Mittelfinger aufragte.
    An der Autobahnauffahrt, auf die ich hinter dem roten Auto in letzter Sekunde abbog, brachte ich einen weiteren Stau zustande. Die Auffahrt bestand aus einer dermaßen engenKurve, dass mir das Auto wieder ständig außer Kontrolle zu geraten drohte und das Tempo auf knapp über dreißig gedrosselt werden musste, weshalb ich also wieder eine Schlange hinter mir herzog, außerdem führte die Straße bergauf und die Reifen drehten durch und das ganze Auto schlingerte. Neue Misslichkeiten standen an, als ich schließlich den Beschleunigungsstreifen erreichte, wo ich mich hätte trauen müssen, zu beschleunigen, um Bestandteil des temporeichen Rummels zu werden, der sich aus denjenigen, die bereits in fürchterlicher Geschwindigkeit auf der Autobahn dahinrasten und den hinter mir wie wahnsinnig auf die Beschleunigungsspur drängenden Autos zusammensetzte. Und da das Tempo nun einmal war, wie es war, musste ich am Ende ein ordentliches Stück auf der Standspur fahren, bis im Verkehrsstrom eine Lücke aufriss, bei der ich einen Versuch wagte, und auch dann folgte natürlich allerlei Gehupe und Faustgeschüttle, weil die anderen wahrscheinlich dreimal so schnell fuhren.
    Eine Weile durfte ich trotzdem meine eigene Geschwindigkeit beibehalten und die anderen

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