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Der Tag der roten Nase

Der Tag der roten Nase

Titel: Der Tag der roten Nase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikko Rimminen
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vom dunklen Bildschirm her ein erschrockenes, bei einer Übeltat ertapptes Gesicht an. Ich zwang mich, ins Bett zu gehen. In den frühen Morgenstunden kam der Schlaf, war jedoch derart von Motten zerfressen, dass er alle paar Minuten löchrig wurde.
    Am Vormittag weckte mich das Telefon, es surrte lange auf dem Nachttisch und fiel genau in dem Moment, als ich danach greifen wollte, über die Kante auf den Fußboden. Von dort aus übertrug sich die Vibration schlängelnd über den Bettpfosten in die Bettfedern, von dort in die Matratze und weiter in die Zehen und die Stirn. Ich war müde und es juckte mich. Wieder war es mein Sohn, der anrief. Selten hatte ich Gelegenheit zu stöhnen und noch seltener in den seltenen Fällen, in denen das Telefon klingelte, aber jetzt überraschte ich mich selbst, indem ich volltönend stöhnte und dabei das Telefon zum Verstummen brachte. Ich legte es auf den Nachttisch zurück und mich wieder auf den Rücken, zog mir das Federbett bis zum Kinn und starrte an die Decke. Dann wagte ich es, mich kurz über mich selbst zu wundern und darüber, dass ich plötzlich angefangen hatte, meinem Sohn aus dem Weg zu gehen. Er konnte zwar anstrengend sein, aber er war mein Sohn, und es war nett, mit ihm zu reden, auch wenn man sich um ihnmanchmal so viel Sorgen machen musste, dass man ganz kirre wurde.
    Ich rappelte mich auf, kochte Kaffee, aß ein Stück Brot und einen Joghurt in einem kleinen zylinderförmigen Becher und las die Zeitung. Nichts darin brachte mich aus der Fassung, aber ich las lange. Schließlich hängte ich das Blatt über die Stuhllehne und sah aus dem Fenster. Es war aufgeklart, aber der Sturm hatte kräftig zugepackt. An der gegenüberliegenden Wand klebte ein Schwarm Ahornblätter, der von einem anderen Grundstück stammen musste, denn bei uns gab es nur Asphalt. Wieder verlor ich mich am Tisch in Gedanken und kam erst wieder zu mir und auf die Beine, als sich ein Ahornblatt aus seiner Klebeposition schälte. Schließlich löste es sich ganz und flatterte nach unten, außer Blickweite.
    Ich packte meine Tasche, nistete mich in meinem tannengrünen Mantel ein und beschirmte mein mobiles Obdach mit einer grützroten Baskenmütze. Dann warf ich einen Blick in den Spiegel. Die Haare griffen bereits nach den Schultern, ich musste sie mit nicht unerheblichem Kraftaufwand unter die Kopfbedeckung stopfen. Die Wangen waren rot und glühten, ich sah ein bisschen wie eine Oma aus. Plötzlich musste ich lächeln, und gleich darauf fuhr ich natürlich vor Schreck zusammen, aber ich schob auch das, diesen Gedanken, in einen Winkel unter den Hut, wo er auf müßigere Zeiten warten konnte.
    Ich klapperte die Granittreppe in der ausgetretenen, für gut befundenen Spur hinunter. Im ersten Stock verrammelte ein Omamensch im echten Omaalter gerade gutgläubig die Tür mit einem Sicherheitsschloss; die Tür selbst sah aus wie meine, nämlich so, als könnte man sie einfach so aushängenoder umhusten. Ich nickte, knipste kurz ein Lächeln an und huschte ins Freie; die Luft war klar und kalt und feucht, als ginge man durch unwahrscheinlich durchsichtiges Quellwasser, am Himmel war nur der Streifen zu sehen, den ein Flugzeug hinterlassen hatte, und gegen den gerade eine Möwe stieß. Als ich den Verwalter in der halb dunklen Hofeinfahrt lauern sah, vermutlich in seiner üblichen Absicht, über die Nachbarschaft und die Stadtverwaltung herzuziehen, riss ich mir blitzschnell das Handy ans Ohr und versuchte, wichtig auszusehen. Wieder gelang es mir, ein freundliches Lächeln hervorzuangeln und aufzusetzen und sogar einen Gruß zu nicken, während ich an der Kanaille vorbei auf die Straße rannte.
    Unterwegs musste ich mich wieder darüber wundern, wie sauer mir der Hausverwalter aufstieß. Vielleicht, weil es nun seit langer Zeit auch wieder etwas anderes in meinem Leben gab. Ich war nicht darauf angewiesen, mit jemandem, an den zu denken mir schon einen Schauer über den Rücken jagte, in einer zugigen Hofeinfahrt unnützes Zeug zu reden.
    Ich ging am Sparkassenufer entlang zum Markt. Der Sturm hatte die Straßen, die Bürgersteige, die Hauseingänge und die Ecken mit Blättern und Zweigen vollgeworfen, auch mit allerlei Papierabfall und anscheinend einem Strandball, der geisterhaft auf der Fahrbahn vor sich hin rollte. Von der Terrasse des Lokals Juttutupa waren sowohl die Kundschaft als auch die Möbel verschwunden, aber aus alter Gewohnheit beschleunigte ich trotzdem meinen Schritt, als ich

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