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Der Tag der Traeume

Der Tag der Traeume

Titel: Der Tag der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carly Phillips
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Fast meinte sie, seit der Ankunft von Crystals strahlender Nichte auch die Gegenwart ihrer alten Freundin zu spüren und fragte sich, ob Crystal wohl Kendall zu ihnen geschickt hatte, um ihrer aller Leben zu verändern. Falls dem so war, würde sie, Raina, ihr dabei helfen, so gut sie konnte.
    »Was hast du denn nun mit Crystals Haus vor?«, wandte sie sich an Kendall. »Pearl und Eldin wären sicher froh, dort wohnen bleiben zu dürfen.«
    Die junge Frau legte ihre Gabel beiseite. »Wirklich? Das wäre ja großartig.«
    Raina nickte. »Schön, dass du einverstanden bist, die beiden leben nämlich praktisch von der Hand in den Mund. Ohne die Hilfe deiner Tante hätten sie es sich nie leisten können, dort zu wohnen.«
    »Da wir gerade beim Thema sind … ich muss mir die Klauseln ihres Mietvertrags unbedingt mal genau ansehen«, meinte Kendall nachdenklich.
    »Oh, ein Mietvertrag existiert gar nicht.« Raina fuhr mit der Hand durch die Luft.
    »Wie bitte?«
    »In dieser Stadt kennen wir uns alle sozusagen von Geburt an und besiegeln solche Dinge einfach per Handschlag. Unvernünftig, ich weiß, aber so ist es nun mal. Als deine Tante krank wurde, haben Pearl und Eldin ihre Apartments aufgegeben und sind in ihr Haus gezogen, um sich während ihrer Abwesenheit um alles zu kümmern.«
    Kendall verschluckte sich an dem Schluck Wasser, den sie gerade trank. »Entschuldigung. Ich hatte keine Ahnung, dass die zwei keine Miete zahlen.« Wieder hustete sie, dann tupfte sie sich den Mund mit einer Papierserviette ab.
    Rick beobachtete sie mit unergründlicher Miene.
    »Das, was die beiden da gemacht haben, kann man ja wohl kaum Instandhaltung nennen«, empörte sich Kendall, als sie sich wieder gefasst hatte.
    »Eldin erledigt in seiner Freizeit Malerarbeiten, und Freizeit hat er reichlich, seit er schwerbehindert ist«, erklärte Rick. »Wenn du genau hingesehen hättest, wären dir die seltsamen Flecken an den Wänden des Haupthauses aufgefallen.«
    »Retuschierversuche«, ergänzte Raina trocken.
    »Ich kann noch immer nicht glauben, dass sie Tante Crystal keine Miete bezahlt haben.«
    »Oh, Crystal sah gar keinen Grund dafür. Das Haus gehörte ihr, war seit Jahren schuldenfrei, und da sie wusste, dass Pearl und Eldin arm wie die Kirchenmäuse sind, bat sie sie eben, bei ihr einzuziehen, als sie ins Pflegeheim musste.« Raina strich Kendall über die Hand. »Deine Tante war sehr hilfsbereit.«
    »Ja, das stimmt. Sie war die Beste.« Kendalls Stimme klang erstickt vor Kummer.
    Doch gleich darauf lächelte sie wieder und stellte dadurch eine innere Kraft unter Beweis, die Raina nur bewundern konnte.
    »Trotzdem muss ich das Haus renovieren«, sagte sie dann. »Und mir überlegen, was ich damit machen soll …« Sie brach ab und sah Rick an. Ein stummer Wortwechsel schien zwischen ihnen stattzufinden.
    O ja, Raina erinnerte sich nur allzu gut an solche Dinge. Kleine Gesten, Blicke, die nur ein frisch verliebtes Paar verstand.
    »Ich meine, ich …«
    »Sie weiß nicht, was sie mit dem alten Schuppen anfangen soll«, kam Rick ihr zu Hilfe.
    »Du wirst doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, das Haus deiner Tante zu verkaufen? Es ist immerhin dein Erbe!« Raina war außer sich. Sie konnte nicht glauben, dass Crystals Nichte den alten Familienbesitz abstoßen wollte.
    »Was Kendall mit ihrem Eigentum macht, geht dich nichts an, Mom«, mischte sich Rick ein.
    Kendall seufzte. »Es fällt mir schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen, ein Haus zu besitzen, wo ich doch mein ganzes Leben lang nie lange an einem Ort geblieben bin.«
    »Ah ja. Sind deine Eltern immer noch im Ausland? Crystal hat mir oft von ihren Reisen erzählt.« Raina trommelte mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herum, während sie scharf nachdachte. Die unselige Eigenschaft, es nirgendwo lange auszuhalten, war ihren Plänen nicht gerade dienlich, aber vielleicht schlug Kendall ja nicht in jeder Hinsicht ihren ruhelosen Eltern nach.
    »Sie sind Archäologen. Treiben sich zur Zeit irgendwo in Afrika herum.«
    »Und deine Schwester? Wie geht es der?«
    »Hannah ist in einem Internat in Vermont untergebracht, das klappt soweit ganz gut. Wie ich hörte, schlägt sie des öfteren ein bisschen über die Stränge, aber sie war schon immer ziemlich eigenwillig. Sobald ich hier alles geregelt habe, werde ich hochfahren und ein ernstes Wort unter vier Augen mit ihr sprechen.«
    Raina schüttelte den Kopf. »Traurig, wenn eine Familie so auseinandergerissen

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