Der Tag der Traeume
Damen in Bedrängnis zu Hilfe zu eilen, aber bei Bräuten machte er eine Ausnahme. Als er das letzte Mal auf ein ähnliches SOS reagiert hatte, war er seit fast zwei Jahren bei der Polizei gewesen. Jillian Frank, eine seiner besten Freundinnen, war vom College geflogen, weil sie schwanger war, und ihre Eltern hatten sie daraufhin aus dem Haus geworfen. Rick war ohne zu überlegen in die Bresche gesprungen. Gegen diese verdammten Chandler-Gene war er machtlos. Hilfsbereitschaft lag ihm im Blut, und der Drang, andere zu beschützen, war sogar noch stärker.
Erst wollte er Jillian, die praktisch auf der Straße stand, nur Unterschlupf gewähren, doch das Ende vom Lied war, dass er sie heiratete. Er wollte dem Baby einen Namen und Jillian ein Heim geben, träumte davon, dass sie eine richtige Familie werden würden. Da er sich schon zu ihr hingezogen gefühlt hatte, bevor sie zum College gegangen war, war es ihn nicht hart angekommen, einer alten Freundin aus der Patsche zu helfen.
Sich zu verlieben war die logische Folge gewesen – für ihn. Während der Zeit, in der sie zusammenlebten, bekam sein Schutzpanzer allmählich Risse, und er verlor sein Herz an sie – das sie brach, als der Vater ihres Kindes ein paar Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zurückkehrte und seine einst so dankbare Frau ihn mit den Scheidungspapieren und um eine Erfahrung reicher sitzen ließ.
Danach hatte er beschlossen, nie wieder echte Gefühle ins Spiel zu bringen, sondern einfach nur sein Leben zu genießen und Spaß zu haben. Schließlich mochte er Frauen, und seine kurze Ehe hatte daran nichts geändert. Da er seine feste Absicht, nie wieder zu heiraten, nicht in die Zeitung setzen wollte, schenkte er den Frauen, mit denen er sich einließ, immer von Anfang an reinen Wein ein. Und eher würde es in der Hölle schneien als dass diese angebliche Braut Rick Chandler von seinem Vorsatz abbrachte.
Eine Hand auf seiner Pistole, die andere auf das offene Fenster gelegt beugte er sich zu ihr hinunter. »Kann ich Ihnen helfen, Miss?«
Die Frau drehte sich um und sah ihn an. Ihr Haar schimmerte in einem merkwürdigen Rotton, und sie hatte die größten grünen Augen, die er je gesehen hatte. Ihr Make-up mochte einst bräutlich-perfekt gewesen sein, ehe Tränen die Wimperntusche und das Rouge verschmiert hatten.
Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch Rick wusste nicht, warum. Er kannte die meisten Bewohner der kleinen Stadt, und es kam nur selten vor, dass er jemanden nicht einordnen konnte. »Sie haben eine Panne?«
Sie nickte und holte tief Atem. »Sie können mich wohl nicht abschleppen, oder?« Ihre heisere Stimme klang, als hätte sie eben einen Schluck warmen Brandy getrunken.
Der Wunsch, sie zu küssen und sich selbst davon zu überzeugen, überkam ihn völlig unerwartet. Er war nicht nur sicher gewesen, sich gegen die Reize dieser Frau gewappnet zu haben, sondern er war auch keinem Verführungsversuch mehr erlegen, seitdem seine Mutter ihren Heiratsfeldzug gestartet hatte. Doch als er jetzt die leicht errötende angebliche Braut ansah, brach ihm der Schweiß aus, und diese Hitze kam von innen, nicht von der sengenden Sommersonne.
Er musterte sie argwöhnisch. »Nein, aber ich kann Ralph anrufen, damit er Ihnen seinen Abschleppwagen schickt.« Besser, er konzentrierte sich auf ihr Autoproblem und nicht auf ihren einladend geschwungenen Mund.
»Könnten Sie mir vielleicht erst einmal hier raushelfen?« Sie streckte ihm eine ringlose Hand hin. »Ich würde ja allein aussteigen, aber ich fürchte, ich stecke fest.«
Da er immer noch daran zweifelte, es mit einem echten Notfall zu tun zu haben, zögerte er. Das Fehlen des Ehemanns und Eherings sprach eher für eine vorsätzlich aufgebaute Falle.
Was soll’s, dachte er. Irgendwie musste sie ja aus dem verdammten Auto herauskommen. Also öffnete er die Tür und hielt ihr die Hand hin. Als sie ihre schmalen Finger hineinlegte, schien ihn ein elektrischer Schlag zu treffen. Er konnte das Gefühl nicht beschreiben, aber als sich die lebhaften grünen Augen erschrocken auf ihn richteten, sah er, dass es ihr ebenso erging.
Er versuchte, das beunruhigende Kribbeln in seiner Magengegend zu ignorieren, und zog sie mit einem Ruck zu sich hin. Obwohl sie seine Hand umklammert hielt, als sie sich aus dem Wagen zwängte, stolperte sie und fiel direkt in seine Arme. Ihre vollen Brüste pressten sich gegen seinen Brustkorb, der betörende Duft ihres Parfüms stieg ihm in die Nase, und sein
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