Der Tag der Traeume
wäre seiner überreizten Fantasie entsprungen.
Doch als Kendall die Hand wegzog, identifizierte er es als das Schrillen eines Telefons. »Verdammt.« Widerwillig schlug er die Augen auf.
»Geh lieber ran, es könnte wichtig sein.« Kendall deutete seufzend auf das Telefon an der Wand.
Rick zog seine Hose hoch, ließ aber den Knopf offen stehen und griff nach dem Hörer. »Das sollte es auch besser.«
Kendall hob eine Braue, als er sich gereizt meldete, und er zwinkerte ihr zu.
»Rick? Lisa Burton hier.«
Er stieß ärgerlich den Atem aus. Lisa war ihm während der Autowaschaktion gewaltig auf die Nerven gegangen. Sein Status als vergebener Mann hatte sie an diesem Nachmittag nicht davon abgehalten, ihm auf Schritt und Tritt zu folgen, und jetzt auch noch dieser Anruf! »Was gibt es? Ich bin beschäftigt.«
»Ich würde nicht anrufen, wenn es nicht wichtig wäre.«
»Einen Notruf sollte man eigentlich auch nur tätigen, wenn ein triftiger Grund vorliegt.« Allmählich hatte er genug von diesen Spielchen. Vielleicht sprach purer männlicher Frust aus ihm, oder vielleicht lag es daran, dass er jetzt wusste, welche Frau für ihn die Richtige war, aber er wünschte, die Lisas dieser Welt würden sich allesamt zum Teufel scheren.
»Ich rufe in meiner Eigenschaft als Lehrerin an. Bei mir befindet sich ein junges Mädchen namens Hannah, das behauptet, Sie wären für sie verantwortlich.«
Ihre Worte brachten Rick wieder zu sich. »Hannah ist bei Ihnen? Was ist passiert?«
Kendall legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ist Hannah okay?«, fragte sie leise.
»Ihr fehlt nichts«, versicherte Lisa Rick.
»Was macht sie dann bei Ihnen? Ich hatte sie doch Jonesy anvertraut.« Und nicht der einzigen Frau in Yorkshire Falls, mit der er so wenig wie möglich zu tun haben wollte.
»Er musste weg. Seine Frau hat ihn angerufen, kaum dass Sie gegangen waren. Ich dachte, es würde keine Mühe machen, noch einen weiteren Teenager zu beaufsichtigen, also sagte ich, ich würde ein Auge auf sie haben. Alles lief ja auch glatt … bis Dr. Nowicki kam.«
Oh-oh. Rick fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Was hat Hannah denn mit dem Direktor angestellt?«, erkundigte er sich resigniert.
Kendall stöhnte vernehmlich und barg das Gesicht in den Händen. »O nein. Was hat sie denn nun schon wieder verbrochen?«
Rick legte einen Arm um sie. »Deiner Schwester geht es gut«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Ach, Ihre Freundin ist bei Ihnen? Das erklärt einiges.« Lisa schniefte beleidigt. »Scheinbar gibt es einen guten Grund für Hannahs unmögliches Benehmen. Ihre Schwester scheint wenig Lust zu verspüren, sich um sie zu kümmern. Und Sie haben sich auch bei der erstbesten Gelegenheit davongemacht, um sich mit Ihrer neuen Flamme zu vergnügen.« Lisa spie die Worte förmlich aus. Es fuchste sie, zugeben zu müssen, dass sie nicht nur eine Schlacht, sondern den gesamten Krieg um Ricks Herz verloren hatte. »Und haben das arme Ding in einer fremden Stadt einfach sich selbst überlassen. Kein Wunder, dass sie ein wenig überreagiert hat.«
Unter normalen Umständen hätte Rick Lisas voreingenommener, von Eifersucht geprägter Einschätzung von Hannahs Situation wenig Bedeutung beigemessen. Schließlich hatte Hannah, als er gegangen war, mit zwei anderen Mädchen zusammengesteckt und sich offensichtlich großartig amüsiert – weswegen er sie ja ursprünglich zu der Autowaschaktion mitgenommen hatte.
Aber da er sich tatsächlich abgesetzt hatte, um ein wenig Zeit mit Kendall allein zu verbringen, fühlte er sich dennoch schuldig, obwohl er geglaubt hatte, für Hannah sei gesorgt. Und er war sicher, dass es Kendall ebenso erging.
Doch jetzt mussten sie als Erstes Hannah abholen. »Wo sind Sie jetzt, Lisa?«
»Ich sitze mit Hannah bei Norman’s. Sie sagte, sie wäre da mit Ihnen verabredet.«
»Vielen Dank, Lisa.« Rick schluckte seinen Stolz herunter. »Ich wollte eben nicht unfreundlich sein. Wir sind gleich da.« Er hängte ein und wandte sich an Kendall.
»Was hat sie angestellt?« Kendall sah nicht so aus, als wolle sie die Antwort hören.
»Das hat Lisa nicht gesagt. Aber sie wartet bei Norman’s auf uns. Du kannst sie selbst fragen.«
»Bleib du doch hier und dusch erst mal. Ich nehme Hannah ins Gebet. Du kannst ja später nachkommen, wenn du willst.« Sie zögerte. »Aber du musst nicht. Wie ich schon sagte – Hannah ist mein Problem, nicht deines.«
Rick schüttelte den Kopf. Bestimmt wollte sie nur fair
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