Der Tag der Traeume

hinsetzt und dich ein bisschen ausruhst.«
    Raina warf ihm einen finsteren Blick zu. Ganz offensichtlich missfiel es ihr, wenn man ihr Vorschriften machte.
    »Dein Herz.« Eric tippte sich viel sagend gegen die Brust.
    Die ältere Frau errötete leicht und nickte, während Kendall sie nachdenklich musterte. War es Einbildung, oder hatte Erics Stimme leicht sarkastisch geklungen? Dann schüttelte sie unwillig den Kopf. Scheinbar sah sie schon Gespenster. »Raina, Eric, setzen Sie sich doch zu uns.« Sie deutete einladend auf die freien Stühle.
    Sowie das Paar Platz genommen hatte, kam Raina sofort zur Sache. »Ich habe für Ricks Geburtstag eine Überraschungsparty geplant. Oder vielmehr, ich suche Leute, die die Party organisieren, denn ich darf mich ja nicht überanstrengen.«
    »Rick hat Geburtstag?«, wunderte sich Kendall. »Wann denn?« Er hatte kein Wort darüber verloren. Und sie fragte sich, warum es sie kränkte, dass er ihr ein so wichtiges Datum verschwiegen hatte.
    »Morgen«, mischte sich Hannah ein. »Diese grässliche Lisa …«
    »Ms. Burton«, korrigierte Kendall.
    »Diese grässliche Ms. Burton hat gesagt, sie wüsste das peher-fekte Geschenk für Rick.« Hannah rümpfte angeekelt die Nase.
    Kendall seufzte. Manche Frauen gaben nie auf.
    »Könnt ihr euch vorstellen, was sie mit ihm vorhat?«, fragte Hannah voller Entsetzen in die Runde. »Kendall, du musst sie von Rick fern halten.«
    »Junge Leute machen mir doch immer wieder Spaß«, lachte Raina. »Hannah hat Recht, wir dürfen Lisa auf keinen Fall einweihen. Ich gebe ja zu, dass ich sie vielleicht ein bisschen ermutigt habe – natürlich nur, bis du gekommen bist«, versicherte sie Kendall. »Aber ich hatte keine Ahnung, wie hartnäckig sie ist. Zu meiner Zeit hatte eine Frau zu viel Stolz, um einem Mann nachzulaufen, der ihr eine Abfuhr erteilt hat.«
    »Ich dachte, in der guten alten Zeit hätten die Männer den Frauen die Anträge gemacht«, stichelte Hannah.
    »Himmel, Hannah …«
    Erics dröhnendes Gelächter schnitt Kendall das Wort ab. »Da hast du Recht, junges Fräulein. In den alten Zeiten waren die Frauen bescheiden und zurückhaltend und überließen den Männern die Initiative. Aber damals wie heute gab es Ausnahmen; Frauen, die ihren eigenen Kopf hatten.« Sein Lächeln wurde breiter, als sein Blick zu Raina wanderte. Die Zuneigung zwischen den beiden war nicht zu übersehen.
    Aus irgendeinem Grund krampfte sich Kendalls Magen zusammen.
    »Also hat Mrs. Chandler auch ihren eigenen Kopf?« Hannah stützte das Kinn in eine Hand und grinste Eric an.
    »Ich denke, wir sollten lieber über Ricks Geburtstagsfeier sprechen, ehe er hier aufkreuzt«, schlug Kendall hastig vor. Und ehe Hannah noch mehr respektlose Bemerkungen von sich geben konnte.
    »Gute Idee. Aber lass nur, Kind.« Raina beugte sich zu Hannah. »Wir beide können dieses interessante Gespräch ein andermal fortsetzen.« Sie tätschelte Hannahs Hand, und Hannah ließ es widerstandslos geschehen.
    Wunder gibt es immer wieder, dachte Kendall. Die Familie Chandler schien der Schlüssel zu Hannahs Herz zu sein.
    »Auf jeden Fall werde ich Rick bitten, mit euch beiden morgen Abend zu mir zum Essen zu kommen. Izzy und Norman kümmern sich darum, das ist schon geklärt, ich brauche keinen Finger krumm zu machen. Ihr zwei sorgt dafür, dass der Ehrengast pünktlich vor der Tür steht. Ich habe schon alle erforderlichen Anrufe getätigt, um die Überraschung für Rick vorzubereiten. Mehr kann ich ja leider nicht tun.«
    »Was für eine Überraschung?«, fragten Kendall und Hannah wie aus einem Mund.
    »Ich möchte eine kleine Show mit dem Titel Das ist dein Leben veranstalten. Erinnerungen an Ricks Kindheit wieder aufleben lassen.« Sie klatschte begeistert in die Hände. »Das wird bestimmt ein Riesenspaß.«
    »Was wird ein Riesenspaß?« Rick hatte das Lokal betreten, den letzten Satz mitbekommen und begann seine Mutter augenblicklich in typischer Copmanier ins Verhör zu nehmen.
    »Dein Geburtstagsessen natürlich.« Raina ließ sich nicht in die Irre führen.
    »Ihre Mutter hat Kendall und mich für morgen Abend zum Dinner eingeladen. Ist das nicht cool?« Hannah strahlte Rick an.
    Der undefinierbare Funke, der in Ricks Augen aufflackerte, verriet Kendall, dass ›cool‹ der letzte Begriff war, mit dem er seine Geburtstagsfeier bezeichnet hätte. Und der arme Kerl dachte, nur mit der Familie feiern zu müssen. Er würde sein blaues Wunder erleben.
    Doch Rick hatte sich