Der Tag Des Falken
um möglichst viel über die Hammerheads rauszukriegen — nicht um der Vater ihrer verdammten Kinder zu werden.
Auf den letzten Stufen vor der Haustür fühlte er sich plötzlich unbehaglich. Salman, sein muskulöser indischer Butler, hätte den Wagen hören und seinen Arbeitgeber an der Haustür emp fangen müssen. Das Licht über dem Eingang brannte, und die Tür war noch gesichert, wie das rote Blinklicht des Tastenfelds neben der Haustür zeigte...
Van Nuys bückte sich etwas, streifte das rechte Hosenbein hoch und zog seine Kleinkaliberpistole Beretta 21A aus dem Knöchelhalfter.
Die kleine Waffe verschwand völlig in seiner mächtigen Pranke. Dann gab er den Code ein, der die Haustür entriegelte, stieß sie rasch auf und trat einen Schritt zurück. Nichts. Kein Laut, keine Bewegung.
»Salman! Ich bin's!« Keine Antwort. »Salman?«
Irgendwas stimmte hier nicht. Salman hätte eine Nachricht hinterlassen, wenn er das Haus überraschend hätte verlassen müssen.
Van Nuys hastete die Treppe hinunter und folgte der bogenförmigen Einfahrt zur Garage. Auch sein Chauffeur Edward war ein erfahrener Leibwächter - und wenn er das Haus betreten mußte, wollte er seine Überlebenschancen dadurch verbessern, daß er sich begleiten ließ.
In der Garage brannte kein Licht, aber die Limousine stand noch vor dem Tor. Auch die Seitentür war abgesperrt. Edward konnte unmöglich bereits heimgefahren sein. Wer ins Haus eingedrungen war, hatte jetzt nicht nur Salman, sondern auch Edward in seiner Gewalt. Das bedeutete ernstzunehmende Gegner, denn keiner seiner Leute war leicht zu überwältigen.
Um keinen Preis der Welt hätte er das Haus durch die Eingangstür betreten. Er überlegte, ob er Hokum anrufen sollte, aber das einzige Telefon außerhalb des Hauses befand sich auf der rückwärtigen Veranda, die vom Haus aus leicht einzusehen war. Von dort aus führte eine Wendeltreppe ins Schlafzimmer im ersten Stock, aber auch dieser Zugang würde überwacht werden. Sollte er versuchen, ein Nachbarhaus zu erreichen? Wie weit würde er dabei kommen?
Eine Möglichkeit blieb ihm noch: Der leere Speicher über der Anbaugarage stand mit dem Billardzimmer im ersten Stock in Verbindung. Der nur halbhohe Übergang war von beiden Seiten aus zugänglich und bot genügend Platz für einen kriechenden Mann.
Vielleicht konnte er auf diesem Weg ins Haus gelangen, ohne irgendwelche Alarme auszulösen.
Eine Viertelstunde später öffnete Van Nuys - staubig, auf Strümpfen und voller Spinnweben - lautlos die schmale Tür am unteren Ende der in den Billardraum führenden Treppe. Mit etwas Glück war das Überraschungsmoment jetzt auf seiner Seite. Er schlich über den Parkettboden, wich dem Billardtisch aus und tastete mit der linken Hand nach der Korridortür.
In diesem Augenblick flammte das Licht auf. In den Ecken neben der Tür kauerten zwei Männer mit schußbreiten Uzi-MPs. Hinter ihm klatschte jemand spöttisch Beifall.
»Gut gemacht, Mr. Van Nuys! Sie haben Talent zum Meisterspion -
oder wenigstens zum Einbrecher. Haben Sie schon mal daran gedacht, Ihren Drogenschmuggel aufzugeben und sich auf Spionage oder Einbruchdiebstahl zu verlegen?«
Dann waren die beiden Kerle bei ihm. Einer drückte Van Nuys die Mündung seiner Uzi an die rechte Schläfe, während der andere ihm die Beretta wegnahm. Sie packten seine Hände, legten sie ihm auf den Kopf und drehten ihn um. Jetzt konnte er den Mann sehen, der ihn angesprochen hatte - einen schwarzhaarigen lateinamerikanischen Typ Ende Vierzig mit schmalem Schnurrbärtchen. Er trug einen dunklen Anzug mit wildgeblümtem Tropenhemd, saß auf einem der Barhocker und ließ zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand eine Sonnenbrille rotieren, während seine Rechte auf dem Hörer eines auf der Bartheke stehenden Mobiltelefons lag. Sein spöttisches Lä cheln galt der schmutzigen, mit Spinnweben bedeckten Kleidung des sonst so eleganten Maxwell Van Nuys.
An einer Wand des Raums standen Edward und Salman -beide mit den Händen auf dem Kopf, beide von je einem Unbekannten mit einer Schrotflinte in Schach gehalten. Salman blutete aus einer Platzwunde über der Stirn. Edward war sichtlich so wütend, daß er am liebsten in den Lauf der Waffe vor seinem Gesicht gebissen hätte.
Die größte Überraschung war jedoch der Mann auf dem Barhocker neben dem Lateinamerikaner: kein anderer als Polizeichef, Feuerwehrkommandant und Sicherheitsbeauftragter Joseph Hokum.
Obwohl auch er von einem
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