Der Tag Des Falken
und beschrieb, wie sein Inhalt verpackt war, in welchem Zustand die Ware sich befand - zum Beispiel ganze Tomaten, Tomatenmark, Tomatenpüree oder Tomatensaft -, und ob sie gekühlt werden mußte.
Bis vor wenigen Jahren wäre die Kontrolle eines Frachters dieser Art ein Alptraum gewesen. Kühlgut mußte sofort inspiziert werden - es durfte nicht im schwülheißen San Diego herumstehen, bis das nächste CET vorbeikam -, und die Zollbeamten mußten sich immer vorsehen, wenn sie zerbrechliche Fracht wie Umzugsgut, Porzellan oder Keramikwaren kontrollierten. Es war riskant, einen Jungen mit einem zwei Tonnen schweren Ga belstapler durch einen Container mit fünftausend Flaschen zu schicken - in vielen Fällen war dann Schadenersatz für große Mengen versehentlich zerstörter Ware zu leisten.
Aber dieser Gemischtwarenladen schrie geradezu nach einer gründlichen Inspektion. Er hatte irgendwas an sich, das einen Volltreffer vorausahnen ließ. Bolan und seine CET-Leute nannten es »einen Steifen kriegen«, wenn ein Schiff nur vage verdächtig wirkte.
Natürlich diente Fracht aus Peru, Kolumbien und Panama - alles wichtige Kokainproduzenten und -lieferan-ten - nur dazu, diesen Verdacht zu nähren. In bezug auf die Maria Star hatte Bolan längst einen Steifen.
Er griff nach dem Telefon, rief Hafenkapitän Danerkouros an, benachrichtigte ihn, daß die Maria Star gründlich inspiziert werden sollte, und forderte für sie den Liegeplatz auf dem »Jahrmarkt« an.
Danach trank er seinen Kaffee aus, telefonierte kurz mit seiner Frau, ging aufs Klo und schaute im Computerzentrum vorbei, um die für ihn bereitliegenden Ausdrucke aller die Maria Star betreffenden Meldungen abzuholen. Noch eine Tasse Kaffee und eine kurze Sprechprobe am Funktelefon, dann war Bolan zum »Jahrmarkt« im Hafen unterwegs.
Der »Jahrmarkt« umfaßte spezielle Inspektionseinrichtungen, die erst vor einigen Monaten mit für den Aufbau der Border Se-curity Force bewilligten Mitteln geschaffen worden waren. Solche Systeme zur Cargo Automated Inspection (CAI) waren in einigen großen Häfen im Süden der Vereinigten Staaten installiert worde.n, damit in wenigen Stunden ganze Schiffsladungen kontrolliert werden konnten. Diese Ansammlung von Gebäuden, Kammern, Gleisen, Kränen, Förderbändern und Rutschen hatte irgend jemand an einen billigen Vergnügungspark erinnert- daher der Spitzname »Jahrmarkt« -, obwohl dieser hier bei einem Stückpreis von hundert Millionen Dollar keineswegs billig war.
Im Augenblick war der Liegeplatz frei; das letzte Schiff war vormittags kontrolliert worden. Im CAI-Kontrollzentrum sprach der Chefinspektor zuerst mit Ed Bartolo, dem Schichtleiter. »Bald gibt's wieder Arbeit, Ed«, erklärte Bolan. »Wir nehmen uns die Maria Star vor - den Trampfrachter, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
Bartolo nickte und zog sein Exemplar des Manifests aus einem Stapel, während er sich den Rest eines Truthahnsandwichs in den Mund stopfte. »Yeah«, grunzte er mit einem Blick auf Vordruck 1302. »Hab1 mir schon gedacht, daß Sie die herschicken würden.
Okay, von uns aus kann's losgehen.«
Die Lagerhaus- und Inspektionsgruppen waren noch beim Mittagessen, deshalb informierte Bolan seine Männer und Frauen in der Kantine. »Heute nachmittag gibt's was Schönes, Leute«, begann er. »Maria Star Kelly, amerikanischer Frachter, neuntausend BRT. Insgesamt hundertacht Container - davon dreißig gekühlte -, zweiundfünfzig mit zwanzig Fuß, sechsund-fünfzig mit vierzig.
Anzahl der Doppelender unbekannt.«
Bolan schlug seine Mappe mit Computerausdrucken auf. »Vor drei Jahren ist dieser Frachter in New Orleans in einen unbedeutenden Marihuanaschmuggel verwickelt gewesen. Kapitän und Reederei sind nicht angeklagt worden, sondern mit hohen Geldstrafen davongekommen. Keine weiteren Erkenntnisse über Reederei, Schiff und Kapitän; im allgemeinen werden amerikanische Schiffe von ausländischen Schmugglern wegen der schärferen Kontrollen an Bord eher gemieden. Die Maria Star Kelly ist zuletzt vor neun Monaten ganz und vor fünf Monaten teilweise durchsucht worden -
beide Male ergebnislos.
Okay, sehen wir uns mal an, was alles zu tun ist. Von oben angefangen: Ein leerer Container zur Ultraschalluntersuchung; seht nach, ob wir sein elektronisches Profil im Computer haben, aber nehmt es trotzdem auf, damit wir's vergleichen können.
Umzugsgut, Keramiken und Bambusmöbel in die Schnüffler-
kammer; ich habe eine schriftliche Bestätigung der
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