Der Tag Des Falken
sollten Südflorida nach Möglichkeit meiden. Die Border Security Force hat ihre Kräfte hauptsächlich dort konzentriert. Nach diesem Vorfall wird die Konzentration noch höher werden.«
»Aber das Kartell hat sein Verteilernetz vor allem im Süden Floridas ausgebaut«, stellte Salazar fest. »Lieferungen in andere Gebiete würden weit schlechter bezahlt.«
»Mag sein, Coronel, aber dort ist unser Risiko bedeutend grö ßer geworden. Das müßte dem Kartell mitgeteilt werden. Und wir sollten neue Routen nach Mexiko und in den Südwesten der Vereinigten Staaten erkunden, bevor die Border Security Force auch diese Gebiete abriegelt.«
Valdivia, Kolumbien
Später an diesem Tag »Das war ein dämlicher Plan, Salazar«, sagte Gonzales Gachez an dem abhörsicheren Telefon in seinem Büro. Er spielte mit einem mit Autogrammen bekritzelten Baseball. »Wozu erzählen Sie mir das alles? Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ganz einfach darauf, daß es für meine Leute zu riskant ist, Ihre Ware zu Ihren Verteilerpunkten zu bringen. Lieferungen nach Südflorida oder die Bahamas bedingen in Zukunft einen Risikozuschlag - zehntausend Dollar pro Kilo. Die Hälfte im voraus, den Rest nach Lieferung...«
»Zehntausend? Sind Sie verrückt geworden? Das ist beinahe der Endverkaufspreis für ein Kilo Kokain!«
»Dann wird das Produkt eben teurer, Senor«, antwortete Sala-zar.
»Die Border Security Force stellt eine ernste Gefahr dar. Sie ist kein Papiertiger. Der Preis beträgt zehntausend Dollar pro Kilo. Weitere Verhandlungen sind zwecklos.« Damit legte er auf.
Gachez knallte den Hörer auf die Gabel. »Scheißkerl! Ich sollte ihn ermorden lassen!« Er wandte'sich an einen seiner Assistenten. »Für Lieferungen nach Florida verlangt Salazar jetzt zehntausend Dollar pro Kilo! Er sagt, daß die Transporte wegen der Hammerheads zu riskant geworden sind.«
»Er versucht, Sie zu erpressen, Senor Gachez«, sagte sein Mitarbeiter. »Gehen Sie nicht darauf ein. Warten Sie ab, bis er selbst wieder zu uns kommt.«
»Und was soll ich bis dahin mit den zweitausend Kilo Kokain tun, die wir auf Lager haben? Von den Lagerbeständen des restlichen Kartells ganz zu schweigen. Diese Sache gefährdet meine Stellung innerhalb des Kartells, Jüan. Es könnte sich sogar dazu entschließen, direkt mit Salazar zu verhandeln.«
»Senor, Sie sind das reichste und mächtigste Kartellmitglied...«
Aber Gachez war offenbar ernstlich besorgt. Sein Mitarbeiter hielt ihm etwas hin. »Vielleicht ist das die Lösung Ihrer Probleme, Senor.«
Gachez legte seinen Baseball weg und griff nach dem Gegenstand, den Jüan ihn hinhielt: ein Glas mit Schraubdeckel, das eine wasserklare, ölige Flüssigkeit enthielt. Gachez öffnete das Glas und stellte fest, daß die Flüssigkeit geruchlos war. »Was ist das?«
»Das ist ein halbes Kilo Kokain«, antwortete Jüan. »Unter Zusatz von Salzsäure zur Verhinderung von Kristallbildung in Wasser aufgelöst. Die Lösung ist farblos, geruchlos und geschmacklos.
Um das Kokain zurückzugewinnen, braucht man sie nur zu erhitzen, bis das Wasser verdampft ist. Oder man verkauft das Produkt gleich in diesem Zustand.«
Jüan ließ sich das Glas zurückgeben, schraubte es fest zu und ging damit zum Aquarium in einer Ecke des Büros. Als er das Glas hineinstellte, verschwand es prompt... nur der Schraubdeckel war noch sichtbar.
»Wir könnten die Ware zwischen Tiefkühlfisch oder in Benzintanks verschicken - oder sogar als Stangeneis«, fuhr Jüan fort. »Aber es gibt eine noch bessere Methode...« Aus einer Plastiktüte holte er mehrere Grapefruits. »Jede dieser Früchte ist mit flüssigem Kokain injiziert worden und enthält ein Viertelkilo. Bei einem handelsüblichen Fünfzigpfundsack sind das etwa zwanzig Kilo. Selbst wenn die Früchte aufgeschnitten werden, merkt der Zoll nichts, weil er nur pulverförmiges Kokain sucht. Solange er nicht den Saft untersucht, ist unsere Ware nicht zu entdecken.«
»Raffiniert«, murmelte Gachez. »Dann sollten wir also auf Luft-und Seetransporte verzichten? Unsere Ware in Südfrucht-und Fischcontainern verschiffen?«
»Die Versendung in Containern ist eine sichere Alternative, Senor.
Tagtäglich passieren Tausende von Containern die ame rikanischen Grenzen. Der Zoll kann nur einen Bruchteil davon kontrollieren.
Solange wir Schiffe und Häfen häufig wechseln und nicht versuchen, den Markt zu überschwemmen, können wir unseren Absatz halten, ohne auf Salazars Erpressungsversuch eingehen zu
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