Der Tag Des Falken
müssen.«
Gachez nickte. »Das ist kein vollwertiger Ersatz für Luft- und Seetransporte, aber zumindest vorläufig eine Alternative. Und sie sollte diesem Piraten Salazar etwas Wind aus den Segeln nehmen.«
Das hoffte er zumindest.
»Salazar und seine Piraten vergessen, was? Jüan, das gefällt mir! Du sorgst dafür, daß dieses neue Verfahren sofort angewendet wird.«
Miami, Florida
Drei Tage später Im Gusman Heritage Center stand Maxwell Van Nuys von seinem Platz am Prominententisch im vollbesetzten Bankettsaal auf, um die Gastrednerin des Abends anzukündigen. Obwohl Van Nuys nicht mehr Präsident der Handelskammer Miami war, blieb er eine in Geschäftskreisen Südfloridas populäre und bewunderte Gestalt.
Während Kaffee und Cognac serviert wurden, stellte er den Gästen des jährlichen Festbanketts der Handels kammer Miami die Rednerin vor: Sandra M. Geffar von der United States Border Security Force.
Sandra Geffar, die solche Auftritte nicht mochte, aber als ungeliebte Pflichtübungen absolvierte, hatte gelernt, sich in der Öffentlichkeit anders zu verhalten. Auch wenn ihr eigentlich nicht danach zumute war, konnte sie äußerlich beherrscht und selbstsicher auftreten. Jetzt stand sie lächelnd am Rednerpult und wartete, bis der Beifall abgeklungen war.
»Vielen Dank, meine Damen und Herren.. . « , begann sie und erwähnte höflich alle wichtigen Anwesenden. »Es ist mir ein Bedürfnis, den Mitgliedern der Handelskammer für ihre Unterstützung der Border Security Force in den vergangenen Monaten zu danken. Diese Zeit ist nicht leicht gewesen, aber dank Ihrer Unterstützung haben die ominösen Vorhersagen, daß Tourismus, Schiffahrt, Handel und Lebensart Südfloridas durch striktere Grenzkontrollen ruiniert würden, sich nicht bewahrheitet. Wir arbeiten als Team zusammen, und indem ich Ihnen dafür danke, bitte ich Sie zugleich um weitere Unterstützung für die Zukunft.«
Das war ein cleverer Schachzug, denn die hiesige Handels kammer hatte anfangs gegen die Hammerheads opponiert und die Verlegung ihres Hauptquartiers aus Südflorida verlangt. Aber gute PR-Arbeit und Geffars offenkundige Freundschaft mit Van Nuys hatten sich bezahlt gemacht.
»Ich möchte kurz umreißen, was wir gemeinsam erreicht ha-
ben. Eindeutig festzustellen ist eine dramatische Abnahme des Drogenschmuggels auf dem Luft- und Seeweg in den Südosten der Vereinigten Staaten. Die Aktivitäten der Drogenschmuggler haben sich auf den Süden und Südwesten verlagert - daher brauchen wir weiterhin Ihre Unterstützung und die unserer Abgeordneten und Senatoren in Washington, um unser Einsatzgebiet ausweiten zu können. Ich bin der festen Überzeugung, daß wir binnen drei Jahren neunzig Prozent aller ins Land geschmuggelten Drogen abfangen können. Das ist nicht nur meine Überzeugung, sondern eine Verpflichtung, zu der ich mich heute abend vor Ihnen bekenne.
Grenzsicherung umfaßt sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung des Zustroms illegaler Drogen, aber wir müssen auch etwas zur Bekämpfung der Nachfrage unternehmen — und das bedeutet vermehrte Anstrengungen auf dem Erziehungssektor. Wir müssen unsere Kinder offen über die Gefahren der Drogensucht aufklären: physische Abhängigkeit, emotionale Versklavung, Schmerzen und Leid für die Angehörigen. Wir alle kennen den Begriff >Mit-Abhängigkeit<, der nur ein Euphemismus für die Vernichtung der Lebensgrundlagen Unschuldiger ist. Ich habe darauf gedrängt, die außerplanmäßigen Einnahmen der Hammerheads aus Geldstrafen und der Versteigerung konfis zierter Wirtschaftsgüter dem Drug Education Trust Fund zuzuführen, der in Schulen wertvolle Aufklärungsarbeit über Alkohol- und Drogenmißbrauch leistet...«
Geffars engagiert und ausdrucksvoll vorgetragene viertelstündige Rede riß ihr Publikum zum fünften Mal in Folge dazu hin, ihr im Stehen zu applaudieren. Diese Ovationen verstärkten sich noch, als Van Nuys zu ihr ans Rednerpult trat. Eines stand außer Zweifel: Geffar und Van Nuys waren der Hit des Abends.
Später, als Geffar neben Van Nuys auf dem Rücksitz seiner Limousine saß, streifte sie ihre Schuhe ab. »Ich bin erschossen«, seufzte sie. »Mir kommt's vor, als wäre ich den ganzen Tag auf den Beinen gewesen.«
»Dein Tag beginnt morgens um fünf«, faßte Van Nuys für sie zusammen. »Du fliegst zwei bis drei Stunden, dann kommst du zurück, um den halben Abend in eurem Hauptquartier zu arbei-
ten, und danach hältst du eine Rede vor der Handelskammer. Ich
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