Der Tag Des Falken
der Grenze zu Mexiko und im Südwesten haben die Aktivitäten sich verstärkt, und die Border Security sagt voraus, daß in unserem Gebiet schon bald Zustände wie früher in der Karibik herrschen werden. Da nicht beabsichtigt ist, ihren Einsatzbereich in nächster Zukunft auch auf den Südwe sten zu erweitern, werden die Schmuggler versuchen, diese relative Lücke im offensiven Grenzschutz auszunützen.«
Chefinspektor Bolan klappte seinen Ordner zu. »Noch Fragen?« Als sich niemand meldete, stand er auf. »Okay, die Maria Star dürfte bald anlegen. Viel Spaß bei der Arbeit!«
Für das Contraband Enforcement Team war die Inspektion eines ganzen Schiffs - selbst eines mittelgroßen Frachters wie der Maria Star Kelly -
eine riesige Aufgabe. Da San Diego der erste amerikanische Hafen der Maria Star war, würde der Customs Service Ausweise und Gepäck der Besatzung sowie die Schiffspapiere kontrollieren. Bevor die Maria Star amerikanische Ge wässer befahren durfte, inspizierte die Coast Guard die Sicherheitseinrichtungen an Bord. Jetzt war Bolans CET für die Durchsuchung von Schiff und Ladung nach Schmuggelware verantwortlich. Sobald die nach dem Anlegen üblichen Formalitäten erledigt waren, rollte ein riesiger Portalkran übers Schiff, und die Cargo Automated Inspection begann.
Die Container wurden einzeln von Bord gehoben und auf einen Plattformwagen gesetzt, um automatisch zu seinen vorprogrammierten Haltepunkten innerhalb des Jahrmarkts geschleppt zu werden. Beim ersten Halt gab der CAI-Verteiler die Containernummer ein und überzeugte sich davon, daß die Bleiplomben unversehrt waren.
Container mit beschädigten, fehlenden oder erkennbar manipulierten Plomben waren so verdächtig, daß sie sofort beschlagnahmt wurden.
Danach gab der Verteiler Computerbefehle ein, die den Container automatisch zu einem oder mehreren der drei Inspektionsbereiche brachten: zum »Schnüffler«, zur Röntgen/Ultraschall-Kammer oder zu den Arbeitsplätzen, an denen manuell kontrolliert wurde.
Mindestens die Hälfte aller Waren konnten in der Analysenkammer — dem »Schnüffler« — geprüft werden. Sobald der Container in der Kammer stand, wurde die Luft aus ihr herausgepumpt. Dabei analysierten Hochleistungscomputer die ausströ mende Luft und katalogisierten die in ihr enthaltenen Verbindungen. In Drogen, Sprengstoffen oder bestimmten anderen Wa-
ren enthaltene Verbindungen lösten automatisch Alarm aus, der Bolans Inspektoren zur Nachsuche veranlaßte.
Aber auch der Schnüffler war nicht unfehlbar. Schmuggler konnten Plastikbeutel mit Drogen so luftdicht versiegeln oder so tief in dickflüssigen Massen versenken, daß der Schnüffler sie nicht finden konnte.
Transportbehälter, die der Schnüffler nicht prüfen konnte, kamen in die »Bilderbox«, eine große Röntgen/Ultraschall-Kammer, die elektronische Aufnahmen vom Inneren fast jedes Behälters von großen Treibstofftanks bis hinunter zu kleinen Sprühdosen machen konnte. Verzerrungen oder Reflexionsunterschiede im Vergleich zu ähnlichen Behältern deuteten darauf hin, daß das Prüfstück etwas Fremdartiges enthielt, das die Strahlen ablenkte.
Den größten Platzbedarf hatten die Kontrollpunkte, an denen manuell untersucht wurde - eine besonders arbeitsintensive Tä-
tigkeit. Das einzige dort eingesetzte High-tech-Produkt war ein alter Gabelstapler, der die Paletten aus den Containern hob, sofern sie nicht in Handarbeit ausgeladen werden mußten. Hier wurden Bolans Leute von Nationalgardisten unterstützt, was erst durch eine Gesetzesänderung möglich geworden war, die das noch aus den Jahren nach dem Bürgerkrieg stammende Verbot des Einsatzes von Militär in der Exekutive gelockert hatte.
Sämtliche Kisten, Kartons und Möbelstücke aus den Containern wurden auf dem Boden des Lagerhauses aufgestellt, katalogisiert und geöffnet. Ultraschallsonden erforschten das Innere von Kartons mit Geschirr, Kleidung, Büchern und persönlichen Papieren.
Spürhunde wurden auf Möbelstücke und einige der Kartons angesetzt. Die größten Einzelstücke waren mehrere Lat-tenverschläge mit schweren südamerikanischen Terrakottafiguren, die durch dicke mit Flüssigkeit gefüllte Absorbermatten vor Stößen geschützt waren.
»Wir prüfen mit Röntgen und Ultraschall, ob sie Hohlräume enthalten«, entschied Bolan. »Danach können wir sie freigeben, glaub' ich.« Die Figuren wurden vorsichtig ausgepackt, auf Roll-wagen gestellt und in die Röntgen/Ultraschall-Kammer
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