Der Tag Des Falken
gefahren, um untersucht zu werden.
Eine Stunde später stand das Ergebnis fest: negativ.
»Ich hätte geschworen, daß da was zu finden ist«, sagte der Chefinspektor eben zu Bartolo, als sein Funktelefon Summte.
»Inspektor Bolan, Außenministerium, Büro Konsul Simp son«, meldete sich eine Sekretärin. »Ich rufe im Auftrag des Konsuls an, um nach seinem Hausrat zu fragen. Nach Auskunft der Reederei ist die Sendung bei Ihnen.«
»Ja, das stimmt. Ich...«
»Bleiben Sie bitte am Apparat, Inspektor.« Sekunden später drang eine weit aufgeregtere Stimme aus dem Hörer. »Hier Konsul Simpson. Bolan? Sie haben meine Sachen?«
»Ja, Sir. Ich...«
»Ihre Behörde hat mir übers Außenministerium versichert, unsere Sachen würden bevorzugt abgefertigt. Wir wohnen seit fast drei Wochen im Hotel — für immerhin dreihundert Dollar pro Nacht. Unsere Sachen sollten hierher nach Washington befördert werden... was, zum Teufel, sie in San Diego tun, ist mir schleierhaft! Ich verlange, daß sie augenblicklich freigegeben und weitergeschickt werden!«
Bolan kannte Simpson nicht, aber bei dreihundert Dollar pro Nacht tat der Mann ihm nicht allzu leid. »Die Inspektion Ihrer Sachen ist abgeschlossen, Sir«, sagte er beschwichtigend. »So bald die gesamte Ladung freigegeben ist, können Sie...«
»Okay, wann ist das zu erwarten?«
»Heute abend, spätestens morgen früh.«
»Ich lasse meine Sachen abholen, sobald sie kontrolliert sind. Der Spediteur ist in zwei Stunden bei Ihnen.«
»Wir können nichts freigeben, bevor die gesamte...«
»Inspektor Bolan, Sie werden noch von Ihren Vorgesetzten hören. Ich rate Ihnen, meine Sachen in zwei Stunden abholbereit zu haben.« Am anderen Ende wurde aufgelegt.
»Dieser ganze Krempel gehört irgendeinem Washingtoner Bü-
rokraten«, sagte Bolan zu Bartolo. »Er ist stinksauer, weil das einzige Hotel, in dem er bleiben kann, pro Nacht dreihundert Dollar kostet.«
Bartolo schüttelte den Kopf. »Der Ärmste!« Er drehte sich nach den Nationalgardisten um, die von einer Zigarettenpause zurückkamen und nun begannen, die Terrakottafiguren wieder zu verpacken.
Bolan zuckte enttäuscht mit den Schultern. »Dabei bin ich mir so sicher gewesen...« Er machte eine Pause. »Wie laufen die übrigen Kontrollen?«
»Alle negativ«, antwortete Bartolo. »Bei einem Holzcontainer hat der Schnüffler Alarm geschlagen - aber der hat sich als ein durch Harze ausgelöster Fehlalarm rausgestellt. Unsere Leute haben acht Kaffeecontainer durchsucht: alle negativ.«
Bolan deutete mit dem Kopf auf die Nationalgardisten, die damit beschäftigt waren, die großen Terrakottafiguren sorgfältig in spezielle Absorbermatten zu hüllen. »Ich hätte ein Monatsgehalt verwettet, daß das Zeug in diesen Tonfiguren steckt.«
»Alle negativ«, stellte Bartolo lakonisch fest.
Aber Bolan schien nicht zuzuhören. Er starrte weiter die Na-
tionalgardisten an, die jetzt mit der größten Figur fertig wurden. Über die mit Baumwolltüchern abgedeckte Figur wurde ein Eisengestell gestülpt, das als Träger für die mit einer Flüssigkeit gefüllten speziellen Absorbermatten diente, die mit Spanngurten festgezurrt wurden. Zuletzt wurde der Lattenverschlag, auf dessen Grundplatte die jetzt stoßfest eingehüllte Terrakottafigur stand, wieder zusammengeschraubt. Die Männer packten eben die zweite Figur ein, als Bolan auffiel, daß einer der Nationalgardisten sich die Hände an der Hose seines Arbeitsanzugs abwischte. Er war mit wenigen Schritten bei ihm. »Was haben Sie da an den Händen?«
Der Nationalgardist zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, Inspektor. Von einem Loch in einer der Matten?«
Bolan griff nach seiner linken Hand und roch daran. »Sergeant, haben Sie schon mal Kokain gerochen?«
Der Uniformierte schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, mit dem Scheiß will ich nichts zu tun haben.«
»Das müßten wir euch Leuten als erstes beibringen«, sagte Bolan.
»Ihr müßtet lernen, wie Kokain riecht. Packt die Statue wieder aus, die ihr eben eingepackt habt. Sucht das Loch in der Absorbermatte.
Bartolo... Lagerhaus abriegeln und Sicherheitsdienst alarmieren!«
Während der Schichtleiter Alarm gab, überwachte Bolan die Arbeit der Nationalgardisten, die auf seinen Befehl hin die erste Terrakottafigur wieder auspackten. Nachdem der Lattenver-schlag und die Spanngurte entfernt waren, suchte er sorgfältig die Baumwolltücher ab. Nach kurzer Suche entdeckte er im unteren Drittel einen handtellergroßen
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