Der Tag Des Falken
helfen«, sagte Powell voraus. »Er hat ein bißchen zu weit ausgeholt...
jetzt kommt er!« Die erste MiG-21, die eine Verfolgungsjagd hatte provozieren wollen, befand sich in einer Linkskurve, die sie genau vor den Bug der Su-27 brachte. Powell behielt sie sekundenlang im Visier.
»Rakete, Rakete, peng, peng!« berichtete er Salazar über Funk. »Greife mit MK an.« Die MiG versuchte noch ein Ausweichmanöver, aber in Wirklichkeit wäre sie bereits abgeschossen gewesen.
McLanahan bemühte sich, seine verkrampften Arm- und Beinmuskeln zu lockern. Für Powell war alles nur ein Spiel gewesen.
Klar, er beherrschte es sehr, sehr gut. Aber eines Tages konnte aus diesem Spiel blutiger Ernst werden...
Salazar und Hermosa staunten noch über das Manöver, mit dem sich die Su-27 hinter die zweite MiG gesetzt hatte, als ihnen plötzlich klarwurde, daß jetzt auch die erste MiG abgeschossen worden wäre. In weniger als einer halben Minute hatte der junge Suchoi-Pilot beide Cuchillos ausmanövriert und sich zweimal in Schußposition gebracht.
»Teniente Miguel hat fünf Sekunden zu lange ausgeholt«, kritisierte Hermosa. »Er hätte früher zurückkommen müssen, um...«
»Die Suchoi ist viel wendiger als die MiG-21«, unterbrach Salazar ihn.
»Der Russe hat keine Mühe gehabt, unsere Maschinen auszumanövrieren. Die MiGs sind mit Zusatztanks geflogen, die normalerweise vor einem Luftkampf abgeworfen würden, um sie wendiger und steigfähiger zu machen. Jedenfalls hat Thomas die Suchoi gleich zu Anfang genau im Visier gehabt.«
»Er hat aber nicht gemeldet, daß er sich in Schußposition befinde...«
»Das spielt keine Rolle«, behauptete Salazar. »Die beiden ha-
ben präzise zusammengearbeitet und den Russen in die Zange genommen. Der Kampf ist vorbei gewesen, bevor er richtig begonnen hatte!«
»Schluß für heute, Genossen«, hörte Salazarden Suchoi-Pilo-ten funken. Powell wartete, bis feststand, daß die beiden MiG-21 keinen weiteren Angriff mehr fliegen würden, bevor er auf Westkurs zu ihrem Zwischenlandeplatz Jamaika ging. »Ich würde gern weiter mit euch üben, Jungs, aber mein Treibstoff wird knapp. Danke fürs Training, Coronel.«
Der spöttische Tonfall des jungen Piloten war zuviel für Sala-zar. Auf der Frequenz der Cuchillos befahl er: »MiG eins und zwei, ich will, daß dieses Flugzeug hier landet. Zwingt es zur Landung! Gebt notfalls Warnschüsse ab - aber versucht vorerst noch nicht, es abzuschießen«, fügte er widerstrebend hinzu.
Die Cuchillos reagierten sofort. Als Powell und McLanahan die MiGs zuletzt beobachtet hatten, waren sie schon im Lande-anflug; jetzt schössen sie plötzlich wieder heran und nahmen Powell und seinen russischen Jäger in die Zange.
»Das nennt man schlechte Verlierer«, meinte Powell scheinbar ungerührt. »Die Jungs sind ein bißchen sauer, glaub' ich.«
»Eben ist eine Nachricht für uns eingegangen«, berichtete McLanahan nach einem Blick auf sein Satelliten-Terminal. »Von Hurlburt Field sind ein Bomber F-lll und eine Black Hawk unterwegs, um uns rauszuholen, falls wir zur Landung gezwungen werden.«
»Ich glaube, daß wir die Kerle abhängen können«, sagte Po-will.
»Das wird allerdings riskant. Wir sind unbewaffnet, sie haben Kanonen und Raketen. Und sie sind gut. Aber ich denke, daß dieser Jet ihre alten MiGs abhängen kann...«
»Das kommt nicht in Frage, fürchte ich«, antwortete McLanahan nach kurzer Pause. »Wir müssen dort landen.«
Powell schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Sie wollen auf seinem Stützpunkt landen?«
»Solange dieser Salazar uns für Russen hält, muß er Vergel-
tungsmaßnahmen fürchten, falls er uns festhält oder sonstwas mit uns anstellt. Dies ist eine großartige Gelegenheit, seine Orga-
nisation unter die Lupe zu nehmen. Ich kann weitere Aufnahmen machen und...«
»Was soll ich dabei tun? Diesen Kerl fragen, ob er Kokain schmuggelt? Mir seinen Lagerraum zeigen lassen? Wir tragen amerikanische Nomex-Anzüge und amerikanische Fliegerstiefel und benützen amerikanische Karten. Glauben Sie nicht, daß' ihn das ein bißchen mißtrauisch machen wird?«
»Wir tragen Anzüge ohne Dienstgradabzeichen, die jeder kaufen kann.
Alle Fliegerkombis sehen ohnehin ähnlich aus. Und jeder, der in der westlichen Hemisphäre fliegt, benützt amerikanische Luftfahrtkarten.
Die Russen gehören sicher zu den größten Abnehmern amerikanischer TPC-Charts...«
»Ich spreche miserabel Russisch. Sie
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