Der Tag Des Falken
das Flugzeug blockierten, ein Zeichen. Die Fahrzeuge rollten sofort zur Seite und machten die Landebahn frei.
Trotzdem zielte der Mann auf dem Rücksitz der Su-27 weiter mit seiner Uzi auf Salazar.
»Danke, Coronel«, sagte der junge Pilot. »Ich möchte das Betanken überwachen und nähere Einzelheiten über Ihren Stützpunkt erfahren.
Danach bin ich gern bereit, Ihnen meine Maschine zu zeigen.«
Salazar drückte auf die Sprechtaste seines Handfunkgeräts und wies den Tankwagenfahrer an, die Su-27 zu betanken. Powell verstand nicht alles, was er sagte, aber er sah den Wagen zu seiner Maschine rollen und auf der linken Seite neben dem zentralen Tankverschluß halten.
Nachdem sich Powell davon überzeugt hatte, daß der Treibstoffschlauch richtig angeschlossen war, begleitete er Salazar auf einem Rundgang um die Suchoi. Der Mann auf dem Rücksitz blieb selbst beim Betanken auf sei-
nem Platz. »Ihn stört's wohl nicht, daß die Maschine jeden Augenblick in die Luft fliegen kann, falls was passiert?« fragte Sala-zar mit einein erstaunten Blick auf McLanahan.
»Von Unfällen beim Betanken versteht er nichts. Er kennt bloß seine Befehle.« Powell wechselte das Thema. »Sie haben hier also zwei MiG-21 und mehrere andere Flugzeuge. Ist dies eine Einheit der haitischen Luftwaffe - oder etwas anderes?«
»Sie haben sicher Verständnis dafür, daß auch ich auf Ge -
heimhaltung mancher Dinge bestehen muß, Hauptmann. Tatsächlich gehören wir zur haitischen Milizreserve. Wie Sie wis sen, ist die politische Lage hierzulande sehr labil, aber mehr darf ich dazu nicht sagen. Auch wir haben unsere Befehle. Wir sind sehr gut ausgerüstet und bewaffnet, aber meine Einheit stellt -das möchte ich unterstreichen - keine Bedrohung für Kuba dar. Als meine Heimat ist Kuba mir heilig.«
»Das verstehe ich. Aber wie kommt es, daß eine Milizeinheit besser ausgerüstet ist als die haitische Luftwaffe?«
»Ihre fliegerischen Leistungen sind eindrucksvoll, Hauptmann Tscharbakow«, sagte Salazar gezwungen lächelnd, »aber Ihre Fragen lassen einen gewissen Mangel an... Disziplin erkennen.« Er wechselte rasch das Thema. »Gute, wagemutige Piloten wie Sie können wir immer brauchen, Hauptmann. Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Fliegerlaufbahn auf Haiti fortzusetzen? Unsere Klientel... die haitische Regierung besoldet uns sehr großzügig. Als Cheffluglehrer wären Sie nur mir und meinem Adjutanten Capitän Hermosa dort drüben unterstellt.«
»Ein verlockendes Angebot, Coronel.« Die beiden sahen zu, wie der Kerosinschlauch aufgerollt wurde. Danach fuhr der Tankwagen über die Landebahn. »Besten Dank für den Treibstoff. Jetzt möchte ich Ihre Piloten kennenlernen, wenn Sie einverstanden sind.«
Salazar nickte. Er machte Hermosa ein Zeichen. »Sie bleiben bei der Maschine«, wies er ihn an.
Powell blickte zu McLanahan im Cockpit der Su-27 auf. Seine Waffe war nicht mehr auf Salazar gerichtet, aber obgleich er sich nicht bewegt zu haben schien, erkannte Powell sofort ihr vereinbartes Signal -
McLanahans linke Hand lag mit drei ausgestreck-
ten Fingern auf der Kopfstütze des Pilotensitzes. Drei Minuten bis zur Ankunft des Jagdbombers F-lll. Wenn sie zehn Minuten später nicht gestartet waren, würde eine MH-60 Black Hawk mit zwölf Fallschirmjägern an Bord eintreffen, um sie herauszuholen. Zumindest sah das der Einsatzplan vor.
Powell wollte sich nicht allzuweit von der Su-27 entfernen, aber Salazar bot ihm einen Platz in seinem Jeep an, den er nicht ablehnen konnte. Er saß vorn neben dem Fahrer, während Salazar und ein weiterer Soldat hinten Platz nahmen.
Der Jeep fuhr eben an, als Powell am Ende der Querbahn einen Lastwagen mit quietschenden Reifen bremsen hörte. Mehrere Soldaten sprangen von der Ladefläche, gingen hinter ihrem Fahrzeug in Deckung und zielten auf McLanahan in der Suchoi. Powell drehte sich zur Seite und stemmte sich mit einer Hand vom Sitz hoch, um aus dem Jeep zu springen, aber im nächsten Augenblick spürte er etwas Hartes im Genick.
»Sitzenbleiben, Hauptmann Tscharbakow, falls Sie wirklich so heißen«, befahl Salazar ihm. »Wir passen gut auf Ihr Flugzeug auf.
Legen Sie beide Hände aufs Instrumentenbrett. Keine falsche Bewegung, sonst...«
Powell wartete den Rest nicht ab. Er holte mit dem linken Fuß aus, traf den Ganghebel zwischen den Sitzen und versetzte danach dem Fahrer einen schmerzhaften Tritt ans Knie. Während der Motor aufheulte, machte der Fahrer instinktiv eine Vollbremsung.
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