Der Tag Des Falken
Spanisch?« fragte er stockend auf Russisch. »Englisch?«
»Ich spreche etwas Spanisch«, bestätigte die junge Stimme zögernd und mit starkem Akzent.
»Hier Coronel Agusto Salazar, Kommandant des Platzes, den Sie umfliegen. Identifizieren Sie sich, und erklären Sie Ihre Absichten.«
Nach langer Pause kam die Antwort plötzlich auf Englisch: »Ich spreche besser Englisch als Spanisch. Bitte wiederholen Sie.«
Salazar schüttelte irritiert den Kopf. »Verstehen Sie mich jetzt, Dummkopf?«
»Ja, ich verstehe Sie.« Der Suchoi-Pilot sprach erstaunlich gutes, fast akzentfreies Englisch. »Hübscher Flugplatz, den Sie da haben. Gehören die MiGs alle Ihnen - oder mieten Sie die stundenweise?«
»Lassen Sie die dummen Witze! Hier sprich Coronel Agusto Salazar, der Kommandant des Platzes, den Sie umfliegen. Sie haben unseren Luftraum verletzt. Wir haben das Recht, fremde Maschinen ohne Warnung abzuschießen. Geben Sie Ihren Heimat-
flugplatz, Ihre Absichten und Ihre Bewaffnung an — oder verlassen Sie sofort unseren Luftraum...«
Der Mann auf dem Rücksitz der SU-27 tippte auf einer kleinen Tastatur mit achtzeiliger LED-Anzeige. Sein stämmiger Körper war fast zu groß für das hintere Abteil, das auf diesen Flug mit modernster Nachrichtentechnik vollgestopft war. Dazu gehörte ein Satellitensender zur Übermittlung von Videobildern, Digi-talaufnahmen und der auf der Tastatur geschriebenen Texte. Die Besatzung der Suchoi hatte bereits Dutzende von Aufnahmen des Flugplatzes via Satellit übermittelt.
»Salazar... Salazar... nie gehört. Soviel ich weiß, kennen wir ihn nicht als Kommandeur einer haitischen Einheit.« Major Patrick McLanahan, USAF, tippte diesen Namen und fügte Beobachtungen über die in Verrettes stationierten Flugzeuge hinzu. »Sagt Ihnen der Name was, Powell?«
»Nein «.antwortete Oberleutnant Roland »J. C.« Powell. Seine knappe Antwort ging beinahe im gleichmäßigen Pfeifen der beiden Triebwerke der SU-27 unter. McLanahan wartete auf mehr, bis ihm klarwurde, daß das schon alles gewesen war. Der junge Pilot war eben kein redseliger Typ.
Die Suchoi Su-27 gehörte erst seit einem guten halben Jahr dem High Technology Aerospace Weapons Center - kurz Dreamland —
der U. S. Air Force im Süden Nevadas. Ein sowjetischer Überläufer hatte sie aus Chabarowsk nach Japan geflogen und politisches Asyl in den USA beantragt. Seither diente die Maschine in Dreamland zur Aus- und Fortbildung von Piloten und Besatzungen, die bei Spionageeinsätzen an den Grenzen zur Sowjetunion damit rechnen mußten, diesem modernen Abfangjäger zu begegnen.
Ihr neuester und weitaus bester amerikanischer Pilot war Oberleutnant Roland O. Powell, bisher Fluglehrer auf der Williams Air Force Base in Arizona. Der vierundzwanzigjährige Pilot dachte sich nichts dabei, diese komplexe, ziemlich labile Maschine zu fliegen, in deren Cockpit sämtliche Instrumente kyrillisch beschriftet waren. Obwohl Powell offiziell noch dem Air Training Command unterstand, wurde er häufig nach Dream-
land abkommandiert, um mit der Su-27 Sondereinsätze zu fliegen.
Er würde einen ausgezeichneten Testpiloten für Dreamland abgeben - falls sie dieses Unternehmen lebend überstanden.
»Antworten Sie, daß wir nicht sagen dürfen, woher wir kommen und was wir vorhaben, und versichern Sie ihm, daß wir unbewaffnet sind«, verlangte McLanahan. »Bleiben Sie weiter in der Platzrunde.
Ich brauche noch ein paar Aufnahmen und möchte sehen, wo hier die Flakstellungen sind.«
»Ich darf keine Auskunft über Heimatflugplatz, Absichten und Bewaffnung geben«, sagte Powell über Funk. »Ich kann Ihnen aber versichern, daß ich in ständiger Funkverbindung mit meinem Bezirkskommando stehe und die vorgeschriebenen Freigaben eingeholt habe. Ich bin keine Gefahr für Sie, Freund. Wir machen bloß einen kleinen Ausflug...«
»Der Kerl ist verrückt!« rief Salazar aus. Hermosa war ebenso perplex. »Was hat er so weit von Kuba entfernt zu suchen - und was soll dieses Kunstflugprogramm?«
»Er muß ein hoher sowjetischer Luftwaffenoffizier auf Kuba sein«, antwortete Hermosa. »Ich habe gehört, daß die russischen Piloten dort nicht mal Übungsflüge über Wasser machen dürfen. Nur ein hoher Offizier bekäme einen Flug nach Haiti genehmigt...«
»Ein hoher Offizier? Er muß der sowjetische Luftwaffenkom-
mandeur auf Kuba sein! Aber seine Stimme klingt verdammt jung... Wahrs cheinlich ist er eines ihrer neuen Asse.«
»Aber was tut er über
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