Der Tag Des Falken
Der Soldat auf dem Rücksitz wurde nach vorn geschleudert. Die Mündung seines Gewehrs schrammte an Po-wells linker Kopfseite entlang und war nur eine Handbreit von seinem Ohr entfernt, als sich ein Schuß löste.
Durch den Knall halb betäubt, warf sich Powell aus dem stehenden Jeep. Er landete auf der rechten Schulter, rollte sich ab und versuchte, auf die Beine zu kommen. Aber er hatte nur gelbe und weiße Sterne vor den Augen, und seine Beine wollten ihm nicht gehorchen. Er hörte laute Ausrufe auf Spanisch, dann schwere Schritte und das Klicken einer Waffe, die hinter ihm entsichert wurde...
Schüsse, Schreie, das Geräusch von Kugeln, die Beton trafen und Metall durchschlugen, aber er lebte noch immer. McLa-
nahan hatte den Jeep von der Su -27 aus unter Feuer genommen.
»Powell, Beeilung, verdammt noch mal!«
Der junge Pilot war noch immer desorientiert, aber McLana-hans Warnung erreichte ihn trotz seiner Benommenheit. Powell kam auf die Beine, zog seine Pistole und torkelte seitwärts auf die Suchoi zu. Als der Soldat auf dem Rücksitz des Jeeps sein Gewehr hob, zielte Powell rasch und drückte ab. Der Schuß ging daneben, aber der Mann suchte hastig hinter dem Jeep Deckung, um vor Powells und McLanahans Feuer sicher zu sein.
Der Coronel kletterte über die Feigheit des Soldaten fluchend aus dem Jeep und baute sich Powell gegenüber auf, der etwa zwanzig Schritte von ihm entfernt stand und in seine Richtung schoß. Salazar bückte sich, zog ein langes, schmales Wurfmesser aus dem rechten Reitstiefel, holte gewaltig aus und warf es mit aller Kraft und Geschicklichkeit nach Powell...
Beinahe geschafft! dachte Powell. Der Soldat aus dem Jeep war in Deckung gegangen, Salazar schien unbewaffnet zu sein, und McLanahan hielt die Soldaten hinter dem Lastwagen in Schach.
»Major!« rief Powell. »Hilfstriebwerk anlassen! Wir...«
Dann hörte er ein tiefes Surren, als fliege eine Hummel an seinem Kopf vorbei. Plötzlich steckte eine dünne Stahlklinge dicht über dem Ellbogen in seinem linken Arm. Hervorschießendes Blut färbte den Ärmel seiner Fliegerkombi dunkelrot, fast schwarz. Er ließ seine Pistole fallen, griff mit der rechten Hand nach dem Messer... und wurde vor Schmerz halb ohnmächtig. Er spürte die Messerspitze über Knochen schaben, taumelte benommen und merkte noch, daß die Finger der linken Hand gefühllos wurden.
»Powell, schnell, hierher...«
Zum Glück rief McLanahan wieder seinen Namen. Powell riß sich zusammen, stolperte auf das pfeifende Hilfstriebwerk der Suchoi zu -
und prallte gegen den Rumpf des Jägers. Er kroch unter dem Bug des Jägers hindurch, fand die Griffe und Tritte auf der linken Rumpfseite und zog sich mühsam daran hoch. Als er das rettende Cockpit schon fast erreicht hatte, spürte er eine Hand an seinem rechten Bein.
Powell verließen die Kräfte. Sein linker Arm war wie gelähmt. »Major, Hilfe...«, murmelte er.
McLanahan zielte mit seiner Uzi auf Capitän Hermosa, der mit erhobenen Händen vor ihrem Flugzeug stand. In einer Hand hielt er ein Stück Papier.
Ohne die Soldaten rechts neben der Maschine aus den Augen zu lassen, ließ McLanahan seine Waffe auf Hermosa gerichtet. »Was, zum Teufel, wollen Sie?«
Hermosa warf einen Zettel ins Cockpit des Jägers. »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte er. »Ich kenne Sie aus dem Fernsehen - Sie sind einer der Hammerheads der Border Security Force...«
Das Pfeifen des ersten Triebwerks der SU-27 übertönte bereits seine Stimme, so daß Hermosa schreien mußte. »Ich habe die Bremsklötze weggezogen. Sie müssen die Liste in Ihrem Hauptquartier vorlegen. Sie ist sehr...«
Ein Schuß fiel, und Hermosa brach auf dem Beton zusammen.
McLanahan schoß auf zwei Soldaten, die links neben dem Jäger aufgetaucht waren. Einer blieb liegen, der andere wälzte sich in den Entwässerungsgraben neben der Startbahn.
»Tempo, Powell!« rief McLanahan, während der Pilot benommen die Startvorbereitungen weiterführte.
Sobald das zweite Triebwerk auf Touren kam, setzte Powell seinen Helm auf, löste die Bremsen und schob den linken Leistungshebel nach vorn. McLanahan schoß sein letztes Magazin auf Soldaten ab, die hinter dem LKW hervorkamen, warf die Uzi aus der anrollenden Maschine, ließ sich in seinen Sitz fallen und schloß die Cockpithaube. Die dicke Plexiglashaube wies bereits mehrere Einschüsse auf.
»Hey!« rief Powell, der sich wieder erholt hatte. Vor ihnen am Ende der Startbahn waren Lastwagen aufgefahren, um sie zu
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