Der Tag Des Falken
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Soldaten schwärmten mit auf die Su-27 gerichteten Waffen aus. Powell bremste scharf und brachte die Leistungshebel in Leerlaufstellung.
»Kommen Sie darüber weg?«
»Ich glaube schon. Sie stehen fast am Ende der Startbahn. Aber wir geben beim Überflug 'ne schöne Zielscheibe ab...«
»Das ist unsere einzige Chance«, stellte McLanahan fest. »Die-
ser Vogel ist teilweise gepanzert. Vielleicht kommen wir irgendwie durch...«
Der Major verstummte abrupt, als er zwei Soldaten mit auf der Schulter getragenen Raketenwerfern sah, die drahtgelenkte Panzerabwehrraketen oder Fla-Raketen mit Infrarotsuchkopf verschießen konnten. »Die warten nicht, ob wir uns ergeben«, sagte McLanahan. »Die schießen uns gleich ab...«
Die Raketenwerfer stießen große Rauchwolken aus, und zwei gelbe Feuerstrahlen schössen in hohem Bogen über die Start bahn auf sie zu.
Aber die beiden Fla-Raketen SA-7 mit Infrarotsuchkopf röhrten über sie hinweg und verschwanden in Richtung Anflugsektor.
»Mein Gott, daneben!« rief Powell ungläubig aus. Er griff mühsam nach der Haubenentriegelung, »Schnell, wir müssen hier raus!«
»Nein, sie haben nicht auf uns geschossen...«
McLanahan behielt recht. Als sich der Rauch verzog, sahen sie die Soldaten an der Barrikade auseinanderlaufen. Plötzlich ging der erste Lastwagen in Flammen auf. Leuchtspurgeschosse stanzten eine feurige Spur durch den Qualm. Sekunden später brannten sämtliche Lastwagen. Und dann sahen sie einen ein zelnen Jagdbomber die Rauchwand durchstoßen und verschwinden.
»Die F-l I I , sie schießen auf die Hundertelf... Los, wir müssen abhauen!«
Powell schob die Leistungshebel nach vorn, wartete einige Sekunden, bis die Triebwerke mit Vollschub arbeiteten, schaltete die Nachbrenner halb ein, löste die Bremse und steigerte langsam die Nachbrennerleistung. Im Gegensatz zu amerikanischen Jägern setzten die Nachbrennerstufen der Su-27 mit lautem Knall ein, aber die Leistung stieg rasch an. Bei etwa neunzig Knoten hob Powell das Bugrad ab, drückte leicht nach, als das Hauptfahrwerk abhob, betätigte den Fahrwerksschalter und ließ den Jäger in wenigen Metern Höhe über der Startbahn weiter beschleunigen.
Mit voller Startleistung und eingeschalteten Nachbrennern erreichte die Su-27 in wenigen Sekunden fast dreihundert Knoten - hundertfünfzig Meter in der Sekunde. Nur zweihundert Meter vor der Rauchwand riß Powell den Steuerknüppel zurück, so daß die Maschine fast senkrecht in die Luft schoß. Sie waren über fünfhundert Fuß hoch, als sie die brennenden Lastwagen überflogen, und hatten am Startbahnende fast tausend Fuß erreicht.
»Nachbrenner aus und wieder runter, J. C.«, riet McLanahan seinem jungen Piloten. »Vielleicht haben sie auch anderswo Fla-Raketen stehen.
Wir bleiben lieber tief, statt ihnen die heißen Triebwerke zu zeigen.«
Powell befolgte seinen Rat, und wenige Minuten später waren sie über Wasser und außerhalb des kubanischen und haitischen Luftraums.
Obwohl die zersplitterte Cockpithaube jederzeit wegfliegen konnte, nahm Powell die Leistungshebel kaum zurück, und McLanahan beobachtete den Luftraum hinter ihnen, bis sie in Reichweite des Radarballons von Hammerhead One waren — lieber die Haube verlieren, als von Salazars MiGs eingeholt zu werden. Irgendwie hielt die Haube aber doch, und nach zehnminütigem Flug knapp unter Schallgeschwindigkeit ging Powell auf dreihundert Knoten zurück, stieg auf VFR-Reiseflughöhe und meldete sich auf ihrer speziellen Einsatzfrequenz.
»Hammerhead One, hier Pinko«, funkte er mit eingeschaltetem Scrambler. »Wie hören Sie mich?«
»Laut und klar, Pinko«, bestätigte Elliott von der Plattform aus.
»Melden Sie Status.«
»Die Maschine ist Code eins, der Pilot ist Code zwei, und der zweite Mann hat die Hosen voll, ist aber Code eins«, berichtete McLanahan.
»Haben Sie einen Landeplatz für uns? Bis zum vorgesehenen Platz ist's zu weit.« Eigentlich sollten sie auf der Eg-lin Air Force Base in Florida landen, die zu den größten und abgelegensten Militärstützpunkten des Landes gehörte - ein ideales Versteck für die Su-27, von deren Existenz niemand erfahren sollte.
»Sie können in Aladdin City landen«, antwortete Elliott. »Die Rettungsmannschaft steht bereit, und wir fordern einen Krankenwagen für J. C. an. Schafft er's bis dorthin?«
McLanahan sah Powell zustimmend nicken. Trotz des gräßli-
chen Messers, das noch immer in seinem linken Oberarm steckte, schien
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