Der Tag Des Falken
und im Kriegsfall verhindern, daß feindliche Flugzeuge amerikanische Funknavigationsanlagen nutzten. Dies war das erste Mal, daß SCATANA seit ihrer Einführung während der Kuba-krise tatsächlich verhängt worden war.
»Alle IFR- und VFR-Flüge mit genehmigten Ein- oder Durch-
flugplänen in sämtlichen Alpha- und Bravo-Korridoren und auf den Victor-Routen 157,539 und 225 bleiben hörbereit zum Emp fang von Ausweichanweisungen«, wurde die auf allen Flugsicherungsfrequenzen ausgestrahlte Mitteilung fortgesetzt. »Achtung: Funknavigationsanlagen können ab sofort außer Betrieb sein. Alle IFR-Flüge warten auf Ausweichanweisungen der zu ständigen Flugsicherungsstellen. Alle anderen Flugzeuge ver-
lassen sofort den amerikanischen Luftraum, sonst können sie ohne Warnung beschossen werden. Navigationshilfe leistet die United States Border Security Force auf den Wachfrequenzen.«
Hardcastle spürte, wie sich seine Magennerven verkrampften, als diese Mitteilung auf Englisch und Spanisch wiederholt wurde. Solange SCATANA in Kraft war, waren das Militär und die Border Security Force ermächtigt, alle Sendeanlagen stillzulegen, die als Navigationshilfen dienen konnten - auch alle Rundfunk- und Fernsehsender in einem hundert Meilen breiten Küstenstreifen.
Angesichts weltweiter Abrüstung galt SCA TANA bei vielen fast als Anachronismus, als Relikt des überwundenen Kalten Krieges. Ein Luftangriff auf die Vereinigten Staaten galt als äußerst unwahrscheinlich.
Trotzdem hatte irgend jemand ihn jetzt doch gewagt und die Radarstationen der Hammerheads zum Ziel präziser, koordinierter Luftangriffe gemacht...
Agusto Salazar! dachte Hardcastle sofort. Dafür kam kein anderer in Frage. Der hochmodern gerüstete kubanische Drogenschmuggler, dieser sogenannte Milizkommandeur auf Haiti, der über mehr konzentrierte Feuerkraft verfügte als einige der kleineren Karibikstaaten zusammen, hatte es tatsächlich gewagt, Einrichtungen der Border Security Force anzugreifen.
Salazar mochte ein Fanatiker, vielleicht sogar ein Verrückter sein, aber im Augenblick hatte er die Oberhand. Irgendwie war es den angreifenden Flugzeugen in der allgemeinen Verwirrung wegen des auf CARIBAL gemeldeten Angriffs gelungen, unent-deckt ins Radarnetz zu schlüpfen und HIGHBAL abzuschießen oder zumindest außer Betrieb zu setzen. Möglicherweise drohte jetzt auch KEYSTONE, NAPALM oder sogar der Radarstation der Navy im kubanischen Guantanamo und den Stationen der Border Security Force in Puertorico sowie auf den Turks and Caicos Islands unmittelbare Gefahr.
Hardcastles AV-22 war inzwischen auf dem Naples Municipal Airport an der Westküste Floridas gelandet - etwa neunzig Kilometer östlich der Kontrollplattform Hammerhead Two. Sobald die Sea Lion vor dem kleinen General Aviation Terminal zum Stehen gekommen war, öffnete der Admiral die rechte Tür, sprang aus der Maschine und hastete mit langen Schritten in das Gebäude.
Der Flughafenmanager, den die Landung der Sea Lion nur wenig verblüfft zu haben schien, hatte sein Telefon bereits auf der Theke stehen und sagte kein Wort, als Hardcastle hereinstürmte und die Nummer des Wachhabenden im Hauptquartier der Border Security Force in Aladdin City wählte.
Als Annette Fields sich meldete, hörte Hardcastle im Hintergrund uncharakteristisch lautes Stimmengewirr. Dort drüben mußte es zugehen wie im Tollhaus. »Aladdin, Wachhabende. Bitte warten...«
»Annette, hier is t Hardcastle.«
»Ich bin froh, daß Sie anrufen, lan. Über Funk geht überhaupt nichts mehr. Hier ist angezeigt, daß Sie gelandet sind, aber wo, zum Teufel, stecken Sie? Alles in Ordnung?«
»Wir stehen auf Naples Municipal. Flugzeug und Besatzung sind okay. Ich habe die SCATANA-Warnung gehört. Was ist passiert? Und wo brauchen Sie Lion Two-Nine?«
»Am besten fliegen Sie und die Besatzung zum Zoo zurück«, sagte Fields. »Hammerhead One ist getroffen worden. Schlimm. Noch rechtzeitig gestartete Sea Lions melden, daß die Plattform von zwei Raketen von Jagdbombern getroffen worden ist. Die Plattform ist schwer beschädigt und steht in Flammen.«
Hardcastle war wie vor den Kopf geschlagen. Er schluckte schwer.
»Verluste?«
»Noch keine Angaben.« Ihre Stimme klang hölzern. Hardcastle ahnte, wie die Antwort lauten würde. »Zwei Sea Lions sind noch rechtzeitig gestartet - beide mit je fünf Mann an Bord. Sie versuchen jetzt, Überlebende zu bergen.« Was Hardcastle befürchtet hatte, blieb ungesagt: Die beiden Maschinen
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