Der Tag Des Falken
kamen dann sehr nahe an KEYSTONE vorbei; tatsächlich berührte der Nordrand von Bravo-646 das Sperrgebiet um den großen Radar-ballon. Überflüge und Zusammenstoßwarnungen wegen KEYSTONE, der in vierzehntausend Fuß dicht unter der normalen Reiseflughöhe auf Bravo-646 stand, waren häufig.
Fields blieb nichts anderes übrig, als allen Luftverkehr südlich von Bravo-646 zu halten, denn nur so war gewährleistet, daß keine Maschine näher als dreißig Seemeilen an eine der Radarstationen herankam.
Hatten sie dann KEYSTONE passiert, konnte Miami ATC sie wieder auf ihre flugplanmäßigen Strek-ken lotsen oder den Anflug nach Miami oder Fort Lauderdale fortsetzen lassen. Das klang einfach, aber Fields' Anweisung bewirkte ein Verkehrschaos. Darüber hinaus mußten die Hammer-heads weiter darauf achten, daß kein Schmuggler diese Gelegenheit nutzte, um ihren Radarkordon zu durchbrechen. Selbst wenn alle Stationen der Kette in Betrieb waren, war es für ein kleines, schnelles Flugzeug manchmal leicht, so dicht neben einer Verkehrsmaschine herzufliegen, daß ihre Radarechos miteinander verschmolzen.
»Key West Approach, hier Aladdin, weisen Sie Mexicali One-Seven-Nine Charlie an, südlich von Bravo-646 zu bleiben«, hörte Fields jetzt Darreil Fjelmann, einen ihrer Controller, zu den FAA-Controllern sagen. »Ob er Ihre Kursanweisungen befolgt oder nicht, ist mir egal. Er soll sofort abdrehen... Wiederholen Sie die Anweisungen, bevor's ein Unglück gibt... Ich meine, er könnte 'ne Rakete in den Hintern kriegen, Sir, und Sie sind rechtzeitig gewarnt worden. Machen Sie jetzt die Strecke frei!« Fjelmann trennte die Verbindung, drehte sich mit seinem Stuhl um und rieb sich müde die Augen.
»Dranbleiben, Darrell, dranbleiben«, forderte Fields ihn auf.
»Annette, Lion Two-Two kommt von Hammerhead One«, meldete ein anderer Controller. »Möglicherweise mit einem Ge retteten an Bord.«
In dieser Katastrophennacht waren die diensthabenden Ham-
merheads für jeden vagen Hoffnungsschimmer dankbar. »Two-Two soll direkt nach Homestead fliegen«, entschied Fields. »Und hol eine Freigabe von Homesteads ein, damit die AV-22 gleich auf der Rasenfläche vor dem Lazarett landen kann.«
Plötzlich stieß Fjelmann einen Fluch aus, drehte sich wieder nach seiner Konsole um und betätigte den Telefonschalter. »Key West, wohin will der Mexicali-Pilot? Er soll nach rechts abdrehen - nicht nach links... Sie glauben, daß er desorientiert ist? Ja, das sieht man. Wenn er so weiterfliegt, hat er demnächst unseren Radarballon vor der Nase...
Gut, reden Sie mit ihm! Machen Sie ihm klar, daß er das nächste Jahr hinter Gittern verbringt, wenn er nicht sofort nach rechts abdreht und aus unserem Sperrgebiet verschwindet... Nein, Sie reden mit ihm. Das ist Ihr Job, verdammt noch mal!«
»Nicht aufregen, Darrell«, ermahnte Fields ihn. »Das ist ein Linienflug. Wir zeigen keinen Piloten an, nur weil er in Panik geraten ist.
Sorg dafür, daß möglichst niemand in die Nähe von KEYSTONE kommt, aber laß die Drohungen - die nützen ohnehin nichts.«
»Man könnte glauben, diese Piloten seien eben erst aufgewacht«, sagte Fjelmann gereizt. »Wird ihre gewohnte Routine mal durchbrochen, reagieren sie im Schneckentempo. Wir geben ihnen einen ganz einfachen Befehl, und sie geraten in Panik! Das einzige, was diese Kerle zu beherrschen scheinen, ist das Einschalten ihres Autopiloten.«
»Das brauchst du mir nicht zu erzählen...«
»Okay, okay, ich wollte bloß ein bißchen Dampf ablassen.«
Fjelmann nahm seinen Kopfhörer ab, massierte sich die Schläfen, ohne dadurch die Schmerzen hinter seinen Augen lindern zu können, und setzte die Kopfhörer wieder auf. Dann drehte er sich wieder nach seinem Bildschirm um, holte tief Luft und konzentrierte sich auf das vom Kurs abgekommene mexikanische Verkehrsflugzeug, das dem über Cudjoe Key stehenden Radar-ballon immer näher kam. »Annette, wir müssen KEYSTONE kurz beleuchten, sonnst rammt dieser Kerl den Ballon!«
Fields warf einen Blick auf den Monitor, nickte und betätigte ihre Sprechtaste. »Sicherheitsdienst, Blinklichter von KEYSTONE eine Minute lang einschalten«, befahl sie.
An Bord des lägers Mirage F 1C der Cuchillos
Gold Drei und sein Flügelmann mit dem zweiten Jagdbomber Mirage F IC der Cuchillos waren mit sechshundert Knoten Marschgeschwindigkeit auf Bravo-646 unterwegs und noch knapp hundertdreißig Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Um sie herum schien der Himmel mit langsam
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