Der Tag Des Falken
die Augen offen, damit ihr in keinen Hinterhalt geratet. Sobald ihr das Vorfeld besetzt habt, kommen wir zurück und landen.«
Die AV-22 ging etwas höher und raste mit fast hundert Knoten die Startbahn entlang. Über dem Vorfeld zwischen den Hallen drehte Masters das große Rotorflugzeug, so daß sein Bug wieder zur Startbahn zeigte, und setzte die Sea Lion auf die betonierte Fläche.
Die Männer des I-Teams verließen die Maschine hastig über die Heckrampe und schwärmten mit schußbereiten Waffen nach/allen vier Himmelsrichtungen aus. Sobald der letzte Mann von Bord war, stieg die AV-22 senkrecht auf etwas dreißig Meter in den Nachthimmel, wendete und flog schräg über die Startbahn davon.
Der Flug entlang des Stacheldrahts, mit dem der Stützpunkt eingezäunt war, dauerte nicht lange. Nirgends ein Lebenszei-
eben. In der Ferne entdeckten sie einen langsam in Richtung Flugplatz fahrenden Lastwagen; er war jedoch noch einige Kilometer entfernt und würde auf der kurvenreichen Bergstraße bei seinem Schneckentempo wenigstens eine halbe Stunde brauchen, um den Platz zu erreichen.
Masters folgte der Zufahrt vom Haupttor zum Stabsgebäude, vor dem zwei Jeeps mit noch lauwarmen Motoren standen. Aber auch hier nirgends ein lebendes Wesen.
»I-Team, Meldung«, verlangte Hardcastle über Funk. Masters flog zum Vorfeld zurück und landete, um ihre Männer notfalls unterstützen zu können. Aber das I-Team war auf keinerlei Widerstand gestoßen.
»Westsektor negativ«, berichtete Arturo Cordova, der Führer des I-Teams. »Wir sind in den Hangars auf unserer Seite gewesen. Die Kerle müssen Hals über Kopf abgehauen sein.«
»Nordsektor ebenfalls negativ«, meldete ein weiteres Teammitglied.
»Ich bin im Kontrollturm. Hier sind Diensttagebücher, Einsatzpläne und sonstige Unterlagen zurückgeblieben - aber kein Hinweis auf kürzliche Aktivitäten.«
»Nehme alle Diensttagebücher mit, die ihr tragen könnt«, wies Hardcastle ihn an. »Wir fliegen noch mal langsam um den Platz und sind in zehn Minuten wieder da.«
»I-Team, verstanden.« Cordova und sein Partner liefen zum Kontrollturm, um den beiden anderen zu helfen.
Masters startete zu einem weiteren Flug den Stacheldrahtzaun entlang.
Sie entdeckten Stellungen beweglicher Fla-Batterien hinter halbhohen Splitterwällen und mit Munitionsbunkern in unmittelbarer Nähe, aber auch diese Bunker und Stellungen waren leer. »Stimmt, sie sind abgehauen«, sagte Hardcastle. »Sie haben die gesamte Einheit in weniger als achtzehn Stunden verlegt. Wirklich erstaunlich!«
Dann meldete sich Elliott: »Two-Nine, hier Seven-One. Ihr bekommt anscheinend Gesellschaft. Aus Port-au-Prince ist eine Maschine zu euch unterwegs - Kleinflugzeug oder Hubschrauber. Dem Funkverkehr nach tippen wir auf Militär oder Polizei. Voraussichtliche Ankunftszeit: eins-drei Minuten. Euer Status?«
»Der Stützpunkt ist geräumt«, berichtete Hardcastle. »Hier ist nichts und niemand mehr. Wir bringen ein paar Unterlagen mit, die wir gefunden haben.«
»Okay. Damit der Kontakt zu unseren Drohnen nicht abreißt, müssen wir bald nach Norden weiterfliegen. Ich rechne damit, daß ihr in zehn Minuten in der Luft seid. Macht zur Schadensbeurteilung noch ein paar Infrarotaufnahmen des Stützpunkts.«
»Verstanden, Seven-One.« Hardcastle sah zu Masters hinüber und schüttelte den Kopf. »Elliott scheint's nicht zu stören, daß wir einen verlassenen Stützpunkt angegriffen haben.«
»Er hat nicht ahnen können, daß die Kerle so schnell abhauen würden. Trotzdem...«
»Trotzdem stehen er und wir jetzt wie Idioten da«, sagte Hardcastle.
»Dieser Einsatz ist gut geplant und gut durchgeführt worden. Bloß mit einem gottverdammten kleinen Problem: Die Schurken sind zu schnell abgehauen.«
An Bord der E-2 Hawkeye Lion Seven-One
Einige Minuten später Elliott lehnte sich in seinen Sitz zurück. Er fühlte sich ausgepumpt und konnte den Anblick der Radarschirme kaum noch ertragen.
»Two-Nine ist eben gestartet«, meldete der Radarcontroller. »Das andere Luftziel ist neun Seemeilen entfernt und hat weiter Kurs auf den Flugplatz. Ansonsten kein Verkehr in näherer Umgebung. «
»Sämtliche Drohnen sind einwandfrei steuerbar«, berichtete McLanahan. »Wir müßten alle nach Aladdin City zurückbringen können.«
Elliott nickte, indem er sich müde die Augen rieb. »Schicken Sie die Stealth-Jäger nach Hause«, wies er den Controller an. »Sagen Sie ihnen, daß sie ihre Sache gut gemacht haben -
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