Der Tag Des Falken
was mehr ist, als ich von mir behaupten kann.«
»Ich kann's noch immer kaum fassen!« sagte McLanahan. »Jede amerikanische Staffel wäre imstande, binnen achtzehn Stunden ein Dutzend Maschinen mitsamt allen Waffen zu verlegen - aber sie könnte unmöglich alles Material, alle Wartungsund Versorgungseinrichtungen abtransportieren. Diese Kerle haben alles mitgenommen.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: »Sie konnten nicht wissen, daß sie so schnell abhauen würden, General. Wir mußten den Stützpunkt angreifen.«
»Sie müssen die Verlegung gleichzeitig mit dem Angriff auf unsere Radarballone geplant haben«, vermutete Elliott. »Sie haben sich ausgerechnet, daß wir sofort nach diesem Angriff zurückschlagen würden. Die Flugzeuge, die uns angegriffen haben, sind vermutlich als letzte gestartet.«
»Aber wohin können sie ausgewichen sein?«
»Irgendwohin. Zum Beispiel nach Kolumbien - das liegt nur tausend Kilometer entfernt - oder einfach auf einen anderen haitischen Flugplatz.
Einige der Transporter, die Sie gesehen haben, könnten Mexiko, Venezuela oder sogar Brasilien erreichen.« Er schlug mit der flachen Hand auf seine Armlehne. »Ich hätte niemals ohne vorherige Aufklärung angreifen dürfen. Sobald wir wußten, wer sie waren, hätten wir sie ständig überwa chen müssen. Statt dessen habe ich sie entwischen lassen. Sie haben HIGHBAL, KARIBAL und KEYSTONE erfolgreich angegriffen und sind entkommen. Wir starten eine großartige Gegenoffensive und stehen zuletzt mit leeren Händen da!«
Elliott schwieg einen Augenblick; dann gab er sich verärgert einen Ruck. »Die Arbeit geht trotzdem weiter, Patrick. Ich brauche einen detaillierten Lagebericht mit Angaben über die unbeschädigt gebliebenen Einheiten. Sobald Sie die Daten haben, rufen wir spätestens um sechs Uhr den Verteidigungsminister an. Dann ist er wach, aber noch nicht im Pentagon, und wir erwischen ihn vor irgendwelchen Reportern - für den Fall, daß doch etwas über unseren Angriff durchgesickert sein sollte...
Ich melde ihm, was sich heute nacht hier draußen ereignet hat, und bitte um einen Morgentermin beim Präsidenten. Unsere Hauptsorge muß die Reaktivierung der Überwachungseinrichtung in den betroffenen Gebieten sein. Ich werde Radarballone
auf Schiffen in der Bimini-Straße, in der Florida-Straße vor Key West und vor Grand Bahama Island vorschlagen. Außerdem sollte bei Hammerhead One ein Flugzeugträger stationiert werden, damit wir den Luftraum wieder überwachen können.
Sobald das geschafft ist, koordinieren wir die Suche nach diesem Zauberer Salazar und seiner Truppe. Wir können unsere Ra-daraufzeichnungen von Auslandsflügen ab Haiti kontrollieren und versuchen, verdächtige Flüge bis zum Zielort zu verfolgen. Zudem sollten wir mit der CIA und unseren DEA -Leuten beraten, wie wir Salazar aus seinem Versteck locken können. Wahrscheinlich bleibt er erst mal für einige Zeit unsichtbar.«
»Ein Mittel gibt's immer, um solche Kerle rauszulocken«, sagte McLanahan. »Geld. Die Gier danach ist stärker als die Angst, geschnappt zu werden.«
Aber wie lange kann das dauern? dachte Elliott. Es widerstrebte ihm, untätig dazusitzen und abzuwarten. Er mußte sie irgendwie ausräuchern. Irgendwie...
Oval Office des Weißen Hauses, Washington, D.C.
Eineinhalb Stunden später
»Sagen Sie das noch mal, Tom!« Der Präsident starrte Verteidigungsminister Preston an. »Elliott hat einen Einsatz gegen Haiti geflogen - einen Angriffseinsatz?«
»Ja, das hat er mir vor einer halben Stunde gemeldet. Sein Einsatz...«
»Sein Einsatz? Ich habe keinen Einsatz gegen Haiti befohlen, schon gar keinen verdammten Angriffseinsatz. Was hat er angegriffen? Und womit? Vielleicht wieder mit 'ner B-52?«
»Eingesetzt waren zwei AV-22 Sea Lion aus Elliotts Hauptquartier in Florida, ein Überwachungsflugzeug E-2 der Border Security Force, zwanzig Drohnen des Musters Seagull und zwei Stealth-Jäger F-117A aus Tonopah, Nevada.«
»Stealth-Jäger... er hat ohne meine Genehmigung Stealth-Jä-ger eingesetzt? Wie kann er das? Wie kann er über sie verfügen, ohne mich um Erlaubnis zu fragen?«
»Sir, General Elliott ist viele Jahre Kommandeur des Erpro-
bungsgeschwaders in Tonopah gewesen, bevor es in ein taktisches Geschwader umgewandelt worden ist. Er ist weiterhin Kommandeur des Versuchszentrums, obwohl er dort im Augenblick nicht mehr aktiv ist...«
»Ich sollte den Kerl an die Wand stellen lassen! Was tut er als nächstes? Kuba
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