Der Tag Des Falken
bombardieren? China bombardieren? Washington bombardieren, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann?«
»Sir, wenn ich Ihnen die Sachlage erläutern darf... General Elliott war sehr wohl berechtigt, dieses Unternehmen durchzuführen.« Der Präsident starrte ihn nur an. »Um seine Einrichtungen und die Vereinigten Staaten zu verteidigen, ist er als Kommandeur berechtigt, alle ihm geeignet erscheinenden Maßnahmen zu treffen.
General Elliott hat sich an die Vorschriften gehalten, Sir. Vier seiner Einrichtungen wurden vergangene Nacht angegriffen, und er hatte allen Grund zu der Annahme, daß dieser Angriff von einem Stützpunkt auf Haiti kam. Er hatte keine andere Wahl — er mußte zurückschlagen, bevor...«
»Ihren Vortrag können Sie sich sparen, Tom. Er hat keinen Menschen benachrichtigt - nicht mal Sie!«
»Die Kommandeure brauchen uns nicht sofort zu benachrichtigen, wenn ihre Einheiten angegriffen werden.«
»Unsinn, Preston!«
»Nein, das ist die Wahrheit. Wenn sowjetische Truppen eines Tages nach Westeuropa vorgestoßen wären, hätten wir erwartet, daß unsere Kommandeure ihre Einrichtungen verteidigen und zu Gegenangriffen antreten - ohne uns erst zu benachrichtigen. Wir erwarten, daß unsere Kommandeure handeln, Mr. President. Und genau das hat General Elliott getan.«
Der Präsident schien sich beruhigt zu haben, als er seinem Stabschef Pledgeman zunickte. »Ich lasse Martindale, Chap-man, Curtis und Mitchell zu mir bitten. Aber unauffällig, Jack.«
Pledgeman ging hinaus, um im Vorzimmer zu telefonieren.
»Okay, lassen wir die Frage, ob er berechtigt war oder nicht. Was hat er dort drüben gefunden? Wie ist die Sache gelaufen?«
»Der Stützpunkt war geräumt«, sagte Preston und berichtete Einzelheiten.
»Was war mit diesen Drohnen, diesen Seagulls?«
»Die wurden nicht eingesetzt. Ich denke, daß General Elliott sie eingesetzt hätte, wenn er die Stealth-Jäger nicht bekommen hätte.«
»Alle wieder zurück? Keine Verluste?«
»Keine«, bestätigte Preston. »Unter den gegebenen Umständen finde ich das Unternehmen eindrucksvoll. General Elliott hat es erstaunlich schnell, unter strenger Geheimhaltung und mit beachtlicher Feuerkraft organisiert. Wäre er am Ziel auf Widerstand gestoßen, wären die Verluste wahrscheinlich trotzdem gering gewesen. Er hat dieses Unternehmen rasch, präzise und...«
»Yeah, ich weiß. Der Kerl ist Ihr Liebling, er ist jedermanns gottverdammter Liebling. Aber ich will nicht, daß er in der Karibik rumfliegt und Flugplätze bombardiert, auf denen er Schmuggler vermutet. Ich will nicht, daß meine Kommandeure ohne meine ausdrückliche Erlaubnis ausländische Ziele angreifen. Was in den Vorschriften über seine Rechte steht, ist mir egal. Mit der Verteidigung des amerikanischen Luftraums haben Bombenangriffe auf andere Staaten nichts zu tun, verdammt noch mal!«
»Ich werd's General Elliott ausrichten«, sagte der Verteidi-
gungsminister ausdruckslos. »In ungefähr drei Stunden ist er hier.
Möchten Sie mit ihm sprechen?«
»Klar möchte ich mit ihm sprechen. Am liebsten möchte ich den Hundesohn erwürgen! Nein, vielleicht degradiere ich ihn zum Oberstleutnant und erwürge ihn dann!«
»Ich denke, daß die Öffentlichkeit eine angemessene Reaktion auf den Überfall erwartet, Sir«, betonte Preston. »Ge neral El-liotts Angriff- so sehr Sie ihn mißbilligen - würde diese Erwartungen erfüllen. Wir könnten ein paar handverlesene Journalisten informieren - und ansonsten jegliche Beteiligung leugnen.«
»Wenn Sie wüßten, wie ich diese Spielchen hasse! Ich hab'
keine Lust, Elliotts Angriff als Bestandteil meiner Außenpolitik akzeptieren und dann das Wie-aus-informierten-Kreisen-ver-lautet-Spiel mitspielen zu müssen.«
»Wissen Sie bestimmt, Mr. President, daß General Elliott nicht getan hat, was Sie in Wirklichkeit wollten?«
»Was soll das wieder heißen?«
»Damit will ich andeuten, daß Sie vielleicht nur Herr der Lage sein wollten. Sie sind nicht wirklich gegen den Angriff, aber Sie stört, daß sie nicht informiert worden sind und ihn nicht selbst leiten konnten.«
»Auf billige Psychoanalysen kann ich verzichten, Preston!«
Trotzdem mußte er sich eingestehen, daß Preston wahrscheinlich recht hatte. »Ich möchte, daß Sie anschließend den Rest meines Stabes unterrichten. Und lassen Sie meine schon angesetzte Pressekonferenz verschieben...«
Lageraum des Weißen Hauses, Washington, D. C.
Drei Stunden später
Im Lageraum hielten
Weitere Kostenlose Bücher