Der Tag Des Falken
Bestimmungshäfen prüfte, ob die vorgeschrie benen Unterlagen eingereicht waren. Auf dem Papier war alles in Ordnung.
Als nächstes hätte ein Zollkreuzer den Frachter vor dem Einlaufen in einen Hafen erneut inspiziert - angeblich zur Abkürzung der Zollformalitäten, in Wirklichkeit jedoch, um ihn nach Schmuggelware zu durchsuchen, bevor sie von Bord geschafft werden konnte. Da die Numestra außerhalb der Zwölfmeilengrenze geankert hatte, war es nicht zu dieser Inspektion gekommen.
Wie sich bald zeigte, hatte die Numestra del Oro nicht die Absicht, einen amerikanischen Hafen anzulaufen. Dadurch machte sie sich so verdächtig, daß die Resolute den Auftrag erhielt, den Frachter zu beschatten. Bei ihrer ersten Annäherung weit außerhalb der Zwölfmeilengrenze hatte die Resolute in der Nähe des Frachters mehrere andere Schiffe geortet. Sobald das Küstenwachschiff auf zehn Seemeilen herangekommen war, hatten die kleineren Schiffe fluchtartig das Weite gesucht, was Ehrlich und seiner Besatzung zeigte, daß das Radar der Numestra mindestens zehn Seemeilen weit reichte - und daß der Frachter Besuch von Leuten bekam, die nichts mit der Coast Guard zu tun haben wollten.
Außerdem bewies es Ehrlich, daß die Numestra höchstwahrscheinlich mehr als nur Kaffeebohnen und Schrott geladen hatte - zum Beispiel auch Drogen.
Da der Hubschrauber HH-65 Dolphin der Resolute nicht für nächtliche Sucheinsätze ausgerüstet war, hatte Fregattenkapitän Ehrlich ein schnelles Patrouillenboot sowie Unterstützung durch in New Orleans stationierte Flugzeuge der Küstenwache angefordert. Ein Patrouillenboot stand nicht zur Verfügung, aber eine C-130 Hercules der Coast Guard sollte auf ihren Überwachungsflügen zweimal täglich vorbeikommen, und eine als Suchflugzeug ausgerüstete Falcon würde einige Nächte lang mit der Resolute zusammenarbeiten, solange der Frachter sich in diesem Seegebiet befand.
Aber die Numestra blieb außerhalb der Zwölfmeilengrenze -und so außerhalb des Zuständigkeitsbereichs der Coast Guard. Um in internationalen Gewässern an Bord des Frachters gehen zu dürfen, brauchte Ehrlich die Erlaubnis des Kapitäns oder des Staates, in dem das Schiff registriert war. Er hatte die Erlaubnis in Panama angefordert, aber als sein Gesuch nach zwei Tagen noch immer »bearbeitet«
wurde, war klar, daß sie hingehalten werden sollten. Und da der Kapitän der Numestra die Amerikaner bestimmt kein zweites Mal an Bord lassen würde, hatte Ehrlich sich darauf verlegt, den Frachter aus möglichst großem Abstand zu beobachten, während die Falcon das Seegebiet nach Booten absuchte, die zur Numestra unterwegs zu sein schienen.
Aber selbst nach dreitägiger Beobachtung der Numestra waren noch keine Boote mit Kurs auf den Frachter entdeckt worden. Die Resolute mußte immer öfter auf ihre Falcon verzichten, die anscheinend wichtigere Aufgaben zu übernehmen hatte. Ehrlich stand allmählich unter Druck, seine Patrouillenfahrt fortzusetzen, als festgestellt wurde, daß die Numestra sich wieder in Richtung Küste orientierte. Der Skipper entschied sich dafür, mit der Resolute in der Nähe zu bleiben. Irgend etwas würde passieren...
Aber wenn es der Numestra gelang, internationale Gewässer zu erreichen, war Ehrlich machtlos, falls ihr Kapitän nicht stoppen wollte, um sein Schiff kontrollieren zu lassen. Und Ehrlich hatte nicht die Absicht, den Frachter zu beschießen. Die Coast Guard durfte nur zurückschießen, wenn sie angegriffen wurde, und selbst dann war die Beschießung eines Schiffs auf hoher See politisch und diplomatisch brisant.
Aber Ehrlich hatte das untrügliche Gefühl, dieser Kapitän sei nicht sauber - und jetzt hielt er Kurs auf internationale Gewässer, so schnell sein alter Kahn ihn tragen konnte.
Andererseits waren die Kutter der fle7/a/7ce-Klasse selbst keine Rennboote. Diese Aufholjagd dauerte ewig...
»Entfernung, McConahay?«
»Elf Meilen, weiter abnehmend, Sir. Ich sehe ein schnelles Fahrzeug, das vom Frachter kommend die Küste ansteuert. Vermutlich sogar zwei Fahrzeuge, Sir.«
»Lassen Sie eines dieser Ziele von der Falcon verfolgen«, befahl Ehrlich. »Fordern Sie einige unserer Boote an, um sie abfangen zu lassen.
Wir bleiben bei dem Frachter. Ich möchte wetten, daß wir noch fündig werden...«
»Sollen wir den Heli an Deck holen und startklar machen, Sir?«
fragte ROSS.
Ein Nachtstart von einem Kutter mit Höchstfahrt war riskant, aber die Nacht war still, und Ehrlich hatte einige
Weitere Kostenlose Bücher