Der Tag Des Falken
Sie waren damit zufrieden, mich wie einen gemeinen Soldaten leben zu lassen - nicht viel besser als ein Bauer. Aber ich habe einen beträchtlichen Teil meiner Gewinne hier investiert, und wie Sie noch sehen werden, hat sich das gelohnt...«
Ein mexikanischer Zollbeamter kam an den Learjet, notierte sich das Kennzeichen, hakte einige Punkte eines Formulars ab, salutierte lässig und fuhr wieder davon. Er machte keinen Versuch, das Frachtabteil der Maschine zu kontrollieren, in dem er über hundert Millionen Dollar in verschiedenen Währungen gefunden hätte. »Drüben im Terminal wird sehr streng und gründlich kontrolliert«, stellte Salazar grinsend fest, »aber hier draußen gehören alle mir. Solange Zoll und Polizei regelmäßig ihr Geld bekommen, können wir nach Ciudad del Carmen einführen, was wir wollen.«
»Überwachen Sie auch, wer neu in die Stadt kommt?«
»Selbstverständlich«, antwortete Salazar. »Der Zoll meldet mir alle eintreffenden Amerikaner - vor allem amerikanische Beamte, die DEA -Agenten oder von der Border Security Force sein könnten, auch wenn sie mit einem Diplomatenpaß reisen. Und die Polizei meldet uns verdächtige Neuankömmlinge in der Stadt, damit wir entsprechend reagieren können.«
»Warum sind Sie ausgerechnet hier?« fragte Van Nuys. »Ciu-dad del Carmen sieht wie ein Seebad aus. Ihre Operationsbasis befindet sich auf einem großen Flughafen - keinen halben Kilometer vom Terminal entfernt.«
»Ciudad del Carmen ist ein bekanntes Seebad. Weniger groß und luxuriös als Veracruz oder Cancün, aber bei Touristen aus Asien und Europa sehr beliebt. Amerikanische Touristen meiden die Stadt, seitdem sie von einem Hurrikan schwer beschädigt worden ist. Und warum sollten wir nicht von einem Flughafen aus operieren? Als größte Fluggesellschaft des Bundesstaats Campeche verfügen die Carmen del Sol Airlines über ein Strek-kennetz, das bis Boston und San Francisco reicht. Ciudad del Carmen ist bei Touristen beliebt, weil es viel billiger als Cancün ist. In gewisser Beziehung sind meine Piloten und ich auch Touristen ...«
Sie stiegen aus dem Learjet und gingen übers Vorfeld auf die mit farbenprächtigen Wandmalereien geschmückten Hangars zu. Das Personal der Carmen del Sol Airlines trug kurzärmelige weiße Overalls mit dem Firmenzeichen auf der Brusttasche, aber Van Nuys fielen militärisch kurze Haarschnitte und mehrere verdächtig ausgebeulte Overalls auf, die auf versteckte Waffen schließen ließen.
»Und die Cuchillos sind die Carmen del Sol Airlines?«
»Richtig! Wir sind eine regional und international tätige Char-terfluggesellschaft, die auch Taxiflüge für Geschäftsreisende durchführt. Außerdem arbeitet unser Wartungsbetrieb für viele Kunden von United Airlines bis Mexicali Airlines - und für einen sehr speziellen Kunden.« Salazar führte Van Nuys zu einem Hangar, an dessen geschlossenem Tor ein Wachposten sie in seine Kladde eintrug und dem Amerikaner einen Besucherausweis ausstellte.
Als sie den Hangar betraten, wollte Van Nuys seinen Augen nicht trauen. Vor ihnen standen zwei komplett mit Jagdraketen und Maschinenkanonen bewaffnete Jäger F-5A der mexikanischen Luftwaffe, die von Mechanikern der Cuchillos gewartet wurden.
»Wir haben an einer öffentlichen Ausschreibung zur Durchführung von Triebwerksüberholung und strukturellen Modifikationen teilgenommen«, erklärte Salazar ihm stolz. »Wir haben die Konkurrenz mühelos unterboten, und meine Leute arbeiten besser als die meisten hiesigen Techniker. Nun haben wir legal Zugang zu allen möglichen Waffen und Flugzeugen und können auf Schwarzmarktgeschäfte verzichten. Natürlich sind wir berechtigt, diese und alle anderen Maschinen probezufliegen, und diese Arbeit erfordert viele Probeflüge.
Unsere restlichen Düsenmaschinen - eine Mirage F IC und Erdkampfflugzeuge Aero Al-batross - werden an anderen Standorten instandgesetzt oder umgebaut.«
»Damit kann Gachez sehr zufrieden sein«, stellte Van Nuys fest.
Tatsächlich hatte Salazar seit der Vertreibung der Cuchillos aus Haiti ein kleines Wunder vollbracht.
»Gachez wird langsam ein altes Weib«, behauptete Salazar. »Er macht sich zuviel Sorgen.«
»Trotzdem gibt er vorläufig noch den Ton an. Er will, daß die nächste Lieferung schnellstens transportiert wird. Können Sie die Ware morgen nacht ausliefern?«
»Das können wir. Seitdem die Hammerheads praktisch ausgeschaltet sind, ist alles einfacher geworden. Außerdem sind wieder
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