Der Tag Des Falken
ich Sie ermorden lassen oder den amerikanischen Behörden übergeben können. Aber ich habe nichts dergleichen getan. Sie haben Ihr Leben gegen einen langfristigen Arbeitsvertrag mit mir eingetauscht. Wenn Sie weiterleben wollen, tun Sie gefälligst, was ich verlange. Ich möchte, daß Sie sich davon überzeugen, daß Salazar uns nicht reinlegen will und weiterhin für uns tätig sein wird. Das Kartell möchte demnächst eine größere Lieferung auf den Weg bringen - aber nicht bevor Salazar überprüft worden ist.«
Van Nuys zögerte. »Wie groß soll diese Lieferung sein?«
»Ich möchte wissen, ob Salazar fünfzigtausend Kilo transportieren kann«, sagte Gachez nonchalant.
»Fünfzigtausend Kilo Kokain?«
»Möglicherweise sogar mehr. In den letzten zwölf Monaten hat das Kartell nur ein Zehntel der früheren Normalmenge verschifft, aber die Produktion ist nicht zurückgegangen. Unsere Lagerhäuser drohen überzuquellen. Bei einem Kilopreis von sechzigtausend Dollar im Großhandel erwarten wir einen sehr ansehnlichen Gewinn...«
»Sie wollen Kokain für drei Milliarden Dollar schmuggeln lassen?
Alles auf einmal?«
»Natürlich auf einmal. Die Yanquis hungern geradezu nach Kokain.
Wir starten eine groß angelegte Hilfsaktion - wie eine Luftbrücke, die Lebensmittel nach Äthiopien oder Gasmasken nach Bhoupal oder bleigefütterte Unterwäsche nach Tscherno-
byl bringt.« Gachez lachte über seinen Scherz. »Selbst wenn wir Salazars überzogene Forderungen erfüllen, verdient das Kartell binnen weniger Tage über eine Milliarde Dollar. Und als größter Produzent des Kartells bekommen wir den größten Anteil - fast vierhundert Millionen Dollar.«
Van Nuys dachte über diese riesigen Summen nach. Im Stra-
ßenhandel würde der Stoff das Doppelte des Großhandelspreises bringen - über sechs Milliarden Dollar. Gebrauchsfertig verschnitten war das genug Kokain, um jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in den Vereinigten Staaten mit zwei »Linien« zu versorgen. Und wurde das Kokain erst zu Crack weiterverarbeitet...
»Und die gesamte Menge liegt zum Transport bereit«, fügte Gachez hinzu. »Ich möchte, daß Sie noch heute abend mit Sala-zar zu seinem neuen Schlupfwinkel fliegen.«
Ein riesiges Gewinnpotential! dachte Van Nuys. Über eine Milliarde Dollar...
»Okay, okay - aber nur dieses eine Mal! Ich bin Rechtsanwalt, keiner Ihrer verdammten Erbsenzähler...«
»Sie sind bloß ein geldgieriger Hundesohn wie die anderen auch«, sagte Gachez und kippte den Rest seines Wodkas. »Sie beschweren sich, dabei sind Sie zu mir gekommen. Was Sie früher waren oder gemacht haben, interessiert keinen Menschen. Tun Sie, was ich Ihnen sage, dann bekommen Sie Ihr Ge ld. Damit stehen Sie auf einer Stufe mit der Alten, die jeden Tag mein Klo putzt.
Begleiten Sie Salazar auf Schritt und Tritt, und halten Sie sich bereit, mir detailliert zu berichten, wo er sich versteckt hält und was für Flugzeuge er hat. Das ist alles.«
Nachdem Van Nuys von zwei Bewaffneten eskortiert den Salon verlassen hatte, wandte Gachez sich an Carlos Canseco. Dieser junge Mann, der sich damals erboten hatte, die Abwehrbereitschaft der Hammerheads mit einem Rennboot zu testen, gehörte jetzt zu seinen engsten Vertrauten. »Carlos, du beschattest Van Nuys. Laß ihn keine Sekunde aus den Augen! Folge ihm -chartere ein Flugzeug, kaufe ein Boot, besteche Beamte - aber bleib ihm auf den Fersen und melde mir, was er tut. Wenn er sich auch nur mit einem amerikanischen Agenten oder FBI-Beamten sehen läßt, erschießt du ihn auf der Stelle.«
Ciudad del Carmen, Mexiko
Am nächsten Morgen »Das ist Ihr neuer Stützpunkt?« fragte Van Nuys überrascht. Sie waren auf einem großzügig angelegten Flugplatz zwischen der Mündung eines kleinen Flusses und einer weiten blau-grünen Bucht im Südosten Mexikos gelandet. Während sie die Landebahn zurückrollten, sah Van Nuys Palmen, eine ganze Flotte von Zubringerbussen, frischgestrichene Hangars und ein hochmo dernes Terminal mit riesiger Glasfront. Der Learjet mit Salazar, Van Nuys und drei Männern von Salazar rollte langsam am Terminal vorbei und kam vor einer der Wartungshallen zum Stehen.
»Ein bißchen anders als Verrettes, aber nicht weniger geeignet, kann ich Ihnen versichern«, antwortete Salazar, während er die Triebwerke abstellte. »Auf Haiti konnte ich als Milizkommandeur über einen ganzen Stützpunkt verfügen, aber damals haben Gachez und das Medellin-Kartell meine Organisation finanziert.
Weitere Kostenlose Bücher