Der Tag Des Falken
abgefaßte Mitteilung und erhielt dafür von dem DEA -Agenten, den er meistens nur wenige Sekunden lang sah, einen Umschlag mit Bargeld. Es gab keine Besprechung, keinen amtlichen Schriftverkehr, keine offizielle Zusammenarbeit zwischen mexikanischen Behörden und der Drug En-forcement Agency.
Erst vor kurzem hatte Major Fiera von der DEA den Auftrag erhalten, Salazars neue Tarnfirma, die Carmen del Sol Airlines, im Auge zu behalten. Besonders interessiert war die DEA an neugegründeten Luftfrachtfirmen, Speditionen oder Fischfangfirmen. Die kleine Fluggesellschaft war monatelang beobachtet worden, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Auch als sie Staatsaufträge zur Wartung und Überholung von Flugzeugen erhielt, ignorierte die DEA sie weiterhin praktisch.
Aber als die Carmen del Sol Airlines ihr Geschäftsvolumen plötzlich vervierfachte und riesige Summen in bar ausgab, um sich Schweigen und Kooperation zu erkaufen, war die DEA plötzlich sehr interessiert. Und als dann kurz nach den Überfällen auf Einrichtungen der Hammerheads militärisch aussehende Transporter und Besatzungsmitglieder eintrafen, steigerte dieses Interesse sich gewaltig.
Die DEA war jetzt bereit, für Informationen viel Geld zu zahlen, und Salazar war ebenfalls nicht kleinlich. Wer clever und nicht allzu geldgierig war, konnte dabei ein reicher Mann werden.
Einen so mächtigen und einflußreichen Mann wie Salazar zu bespitzeln, war keine leichte Aufgabe. Es war schwierig, die um-fangreichen Aktivitäten der Carmen del Sol Airlines zu verfolgen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, enttarnt zu werden. Aber dies war eine wirkliche Entdeckung, für die er von der DEA einen Bonus erwarten durfte.
Ein Sonderauftrag der DEA hatte ihn erst vor wenigen Tagen erreicht: Er sollte auf einen gewissen Van Nuys achten - einen großen, dunkelhaarigen Amerikaner, der allein oder gemeinsam mit Salazar in Mexiko aufkreuzen konnte.
Major Carlos Fiera blieb bis kurz vor zwölf Uhr an seinem Schreibtisch und sah erst dann wieder nach draußen. Tatsächlich war ein lila Fahrrad an den Pfosten des Stopschilds gekettet.
Während die übrigen Zollbeamten allmählich zum Mittagessen verschwanden, machte Fiera sich daran, die Nachricht zu verschlüsseln. Jeder erfahrene Kryptograph hätte den einfachen Code mühelos geknackt, aber ein Laie, der den Zettel auf der Straße gefunden hätte, wäre nicht auf die Idee gekommen, hinter diesem scheinbar zufälligen Gewirr aus Buchstaben und Ziffern eine Mitteilung zu vermuten. Das einfache Verfahren kam ohne Schlüsselunterlagen aus und nahm für einen Kurztext von einigen Zeilen weniger als fünf Minuten in Anspruch.
Sobald Fiera den Text verschlüsselt hatte, faltete er den Zettel auf Geldstückgröße zusammen, steckte ihn ein und überzeugte sich davon, daß auf seiner Schreibunterlage keinerlei Spuren zurückgeblieben waren.
Dann erklärte er seiner Sekretärin, er gehe jetzt zum Essen, und verließ das Zollamt.
Auf dem Weg zu seinem Stammlokal sah Fiera einen jüngeren Mann, der eine leichte Jacke über dem rechten Arm trug. Der Major steuerte unauffällig auf ihn zu und bemühte sich, ihn nicht anzustarren. Der Mann hatte eine Sonnenbrille auf und trug eine knallige Rennfahrerhose, ein im fahrradverrückten Ciudad del Carmen für radfahrende Touristen fast obligatorisches Kleidungsstück.
Als Fiera den Mann fast erreicht hatte, nahm er die Jacke vom rechten Arm und warf sie sich über die rechte Schulter. Der Major bestätigte dieses Signal, indem er im Vo rbeigehen mit dem rechten Schuh übers Pflaster scharrte. Sein Kontaktmann räus-perte sich. Fiera schlenderte weiter und verschwand in seinem Stammlokal.
Eine Stunde später begegnete Carlos Fiera dem Mann erneut. Der andere kam in dem Augenblick herein, in dem er das Lokal verlassen wollte. Auch diesmal trug er seine Jacke über dem rechten Arm. Als sie sich in dem engen Durchgang vor der Tür aneinander vorbeidrängten, schoß die linke Hand des Kontakt manns unter der Jacke hervor und grapschte sich die Mitteilung aus seiner Hand.
Damit war die Angelegenheit für Fiera zunächst erledigt. Sollten sich die weitergegebenen Informationen als wertvoll erweisen, würde er bei einem weiteren Treff sein Geld bekommen. Er würde den größten Teil davon für sich selbst behalten, seiner in Mexiko City verheirateten Tochter ein Geldgeschenk schicken, etwas für seine eigenen Spitzel und Informanten ausgeben und natürlich auch an seine Freundinnen denken. Da
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