Der Tag Des Falken
Fiera genau wußte, daß der Staat, Salazar und wahrscheinlich auch andere die finanzielle Lage wichtiger Beamter kontrollierten, achtete er darauf, daß sein Bankguthaben bescheiden, sein Lebensstil unauffällig und seine Reisetasche gepackt blieb. Für ihn konnte es in dieser friedlichen Kleinstadt plötzlich verdammt ungemütlich werden...
Wenige Minuten vor Büroschluß wurde jedoch an die Tür von Fieras Dienstzimmer geklopft. »Entschuldigen Sie, Comman-
dante«, sagte sein Assistent, »hier ist jemand, der sich bei Ihnen beschweren möchte.«
»Er soll Ihnen sagen, was er will, und morgen wiederkommen.«
»Aber er...« Fieras Assistent wurde von der lauten Stimme eines Amerikaners unterbrochen: »Yeah, Mann, ich will mich über Ihre Leute am Flughafen beschweren.«
»Das Büro ist geschlossen...« Fiera hob den Kopf und sah einen großen Mann in knalliger Rennfahrerhose vor sich stehen -sein Kontaktmann! Er fing sich gerade noch rechtzeitig und murmelte:
»...kommen Sie morgen wieder her.«
»Ihre Leute wollen mich bescheißen, General«, behauptete der Mann. »Sie wollen mir meine Musik wegnehmen.«
»Ihre... was?«
»Meine Musik, Mann.« Der DEA -Agent schwang einen riesigen Ghetto Blaster auf Fieras Schreibtisch und drückte die Starttaste des Kassettendecks. Sofort erfüllte dumpf dröhnender, gutturaler Rap das Dienstzimmer. »Sie müssen mir zuhören, General, Sie müssen!«
Fieras Assistent packte den Mann an den Armen. »Soll ich den Kerl rausschmeißen, Commandante?«
Der Major hob eine Hand. »Schon gut, Teniente.« Sein Assistent starrte den Amerikaner aufgebracht an und verließ widerstrebend den Raum. Während die Musik weiter dröhnte, zischte Fiera den Amerikaner an: »Was, zum Teufel, tun Sie hier?«
»Stimmt das mit Van Nuys?« fragte der DEA -Agent.
»Wie können Sie's wagen, hier aufzukreuzen? Dafür kann ich an die Wand gestellt werden! Salazar läßt alle Behördenchefs abhören, das weiß ich ganz sicher...«
»Bei diesem Krach kriegen seine Wanzen nichts mit. Ist Van Nuys tatsächlich hier? Ist er mit Salazar angekommen?«
»Ja. Ich habe ihn nicht selbst gesehen, aber einer meiner Leute hat es mir gemeldet.«
»Wo hält er sich auf? Wie lange bleibt er?«
»Wie hätte ich danach fragen können? Ich bemühe mich, möglichst wenig mit Salazar zu tun zu haben. Er würde mich abknallen lassen, wenn er auch nur den Verdacht hätte, von mir bespitzelt zu werden. Ich habe Ihnen schon alles mitgeteilt, was ich weiß.« Fiera erhob seine Stimme, um die laute Musik zu übertönen. »Und jetzt verschwinden Sie, bevor ich Sie wegen Beamtenbeleidigung einsperren lasse...«
»Schon gut, schon gut.« Aber bevor der Amerikaner das Gerät ausschaltete, sagte er halblaut: »Falls Salazar und Van Nuys tatsächlich hier sind, versuchen die Hammerheads, sie zu schnappen. Sie sind durchaus noch aktiv. Bringen Sie Ihre Papiere in Ordnung, und verschwinden Sie aus der Stadt. Sollte Salazar gefaßt werden, dürfte Ihre Regierung peinliche Fragen stellen. Sollten die Hammerheads ihn nicht erwischen, ist Salazar hinter Ihnen her... Beschlagnahmen Sie jetzt das Radio. Ihr letztes Honorar steckt im Kabelfach.«
»Und das Radio bleibt hier, bis die Sache aufgeklärt ist!« brüllte Fiera geistesgegenwärtig. »Stellen Sie das verdammte Ding endlich ab!«
Der DEA -Agent schaltete das Gerät aus. »Ich komme wieder, sobald ich die Quittung hab', General. Ich schwöre Ihnen, daß es nicht geklaut ist! Die Quittung kriegen Sie gleich morgen früh, ich versprech's Ihnen...« Der Agent setzte seine Sonnenbrille wieder auf und lief hinaus. Durch die Jalousie sah Fiera, wie er sich draußen auf sein Rad schwang und davonstrampelte.
Fiera öffnete rasch das Kabelfach in der Rückwand des Gerätes und fand darin unter einem falschen Boden eine dicke Rolle HundertDollar-Scheine. Er hatte das Geld gerade eingesteckt und den Deckel wieder geschlossen, als sein Assistent anklopfte und hereinkam. »Alles in Ordnung, Commandante?«
»Der Amerikaner hat mir einzureden versucht, dieses Radio sei nicht gestohlen«, sagte Fiera lässig. »Angeblich will er morgen früh kommen, um es abzuholen. Wenn er nicht wiederkommt, womit ich rechne, gehört das Radio Ihnen.«
Die Augen seines Untergebenen leuchteten, als er nach dem Ghetto Blaster griff. »Ich bewahre es bis morgen sicher auf, Commandante.«
Natürlich würde das Radio geradewegs in seinen Kofferraum wandern.
Es gab keine bessere Methode, sich absolute
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