Der Tag Des Falken
berührten.
Bis die Vierergruppe in Radarreichweite der mexikanischen Flugsicherung in Tampico gelangte, entstand genau der durch ihre Flugpläne geweckte Eindruck von zwei Maschinen der Car-men del Sol Airlines, die auf Parallelkursen flogen. Da sie pünktlich und genau auf Kurs waren, wurde die Freigabe zum Einflug in den mexikanischen Luftraum sofort erteilt. Etwa hundertfünf-zig Kilometer östlich von Chihuahua flog die DC-3 mit ihrem Begleitjäger wie im Flugplan angegeben nach Nordwesten in Richtung Nogales weiter, während die An-26 nach Norden in Richtung Ciudad Juarez abdrehte und dem Rio Grande folgte.
Die Streckenführung dieses Fluges war kritisch. Im Gegensatz zu der DC-3, die in Nogales landen und dort ihre Fracht ausladen würde, lagen die Ziele der An-26 entlang der Grenze zu den Vereinigten Staaten zwischen den Kleinstädten Ojinaga und Felix Gomez in einem Gebiet mit nur eingeschränkter Radarüberwa-
chung. Radarballone der Border Security Force standen gegenwärtig in Eagle Pass, Texas, und Fort Huachuca, Arizona, aber zwei weitere Standorte - Deming, New Mexico, und Marfa, Texas - waren vor einiger Zeit wegen Haushaltskürzungen geschlossen worden.
So war in der Radarüberwachung eine größere Lücke entstanden, die von den Radaranlagen der Flughäfen El Paso und Juarez nur teilweise geschlossen werden konnte. Obwohl Customs Service und Border Security Force ihre Patrouillen im Südwesten von Texas verstärkt hatten, gab es dort praktisch keine Möglichkeit, tieffliegende Flugzeuge zu orten. Zumindest war Salazar dieser Überzeugung, als der Pilot der An-26 sich in Chihuahua abmeldete, noch einige Minuten wartete, bis er bestimmt von den Radarschirmen der Controller verschwunden war, und dann auf dreihundert Meter über Grund herunterging, um mit seinen Abwürfen zu beginnen.
In einem Punkt trafen Salazars Informationen zu: Die beiden Radarballone in Marfa und Deming waren tatsächlich nutzlos -sie standen nur zur Abschreckung am Himmel, denn ihre Radargeräte funktionierten nicht. Aber das OTH-Radar in Arkansas überwachte das Grenzgebiet ständig und hatte bereits ein Radarflugzeug P-3 Orion und zwei AV-22 Sea Lion dorthin entsandt. Und ein weiteres Radarflugzeug der Border Security Force verfolgte die DC-3 auf ihrem Flug nach Nogales...
»Lion Flight, hier Shark«, sagte der Controller an Bord der P-3 auf der Scrambler-Frequenz. »Ihr Ziel befindet sich jetzt im Sinkflug. Es ist bei zehn Uhr, zweiundzwanzig Seemeilen. Sinken Sie auf viertausend Fuß MSL. Vorsicht: Achten Sie auf Hügel und Stromleitungen in Ihrer Umgebung und keine fünfhundert Fuß unter Ihrer Endhöhe. QNH El Paso eins-null-null-vier.«
»Lion Two-One und -Two sinken von zehn- auf viertausend«, antwortete Hardcastle. Er flog die erste Sea Lion und hatte Ra-chel Sanchez, die früher in der U. S. Army Hubschrauber geflogen hatte, als Copilotin. Rushell Masters und Sandra Geffar waren die Piloten von Lion Two-Two, die in enger Formation mit Two-One flog. Die beiden Maschinen flogen unmittelbar an der amerikanisch-mexikanischen Grenze parallel zu Salazar.
Hardcastle hatte das Infrarotvisier seines Helms heruntergeklappt, um das vor ihnen liegende Gelände und etwaige Hindernisse besser erkennen zu können. Als Sanchez in viertausend Fuß MSL in den Horizontalflug überging, zeigte der Radarhöhenmesser rund fünfzehnhundert Fuß an. Unter ihnen lag das an sich nur sanft gewellte Stockton Plateau in Südtexas, das jedoch auch einzelne tückische Felsklippen und Täler mit Hochspannungsleitungen aufwies, die schon manchen unaufmerksamen Piloten zum Verhängnis geworden waren.
»Ziel bei elf Uhr, neun Seemeilen, Höhe fünfhundert Fuß, Ge -
schwindigkeit zweihundert Knoten«, las Hardcastle von seinem Bildschirm ab.
»Das könnten ebensogut tausend Meilen sein«, stellte Sanchez irritiert fest. »Ohne Freigabe zum Einflug nach Mexiko kommen wir nicht an ihn ran.«
»Elliott hat gesagt, daß er sie beschafft, folglich kriegen wir sie auch«, sagte Hardcastle.
»Und wenn er damit abblitzt? Dann können wir weiter zusehen, wie das größte Schmuggelunternehmen dieses Jahrhunderts vor unseren Augen abläuft!«
»Laß gut sein, Rachel«, wehrte Hardcastle ab. »Was getan werden kann, wird bereits getan...«
Aber das klang selbst in Hardcastles Ohren lahm. Sanchez sprach nur aus, was er dachte. Das einzige, was die Hammer-heads hinderte, die Cuchillos zu stellen, war eine Linie auf der Landkarte. Hier draußen in der
Weitere Kostenlose Bücher