Der Tag Des Falken
Visier zu behalten, aber das Radar konnte sie nicht lange erfassen. Der Jäger flog mit hoher Geschwindigkeit einen engen Kreis um die Sea Lion.
»Lion Two-One, Ziel zwei jetzt bei acht Uhr, Entfernung drei Seemeilen, Geschwindigkeit dreihundertfünfzig«, meldete der Controller an Bord der P-3. »Auf hundert Fuß über Grund sinken, diese Höhe halten. Kurs eins-null-fünf in Richtung Grenze.
Sie können sich zwischen den Hügeln am Fluß vor ihm verstekken.«
»Zwecklos«, sagte Hardcastle zu Sanchez. »Er ist viel zu schnell.
Halt dich gut fest.«
Hardcastle ließ die Triebwerke mit Höchstleistung weiterarbeiten, schwenkte sie in Senkrechtstellung und drehte die Sea Lion auf der Stelle, bis er die F-5 vor sich hatte. Dann ging er in dreihundert Fuß Höhe knapp außerhalb des Bodeneffekts in den Schwebeflug über und nahm die Leistung etwas zurück, um diese Höhe zu halten. Als der Bug der AV-22 sich drehte, erfaßte ihr Radar wieder ein Luftziel.
»Da ist er!« rief Sanchez. »Genau voraus. Geschwindigkeit vierhundert Knoten, Entfernung zwei Seemeilen...«
Hardcastle schob die Leistungshebel bis zum Anschlag nach vorn.
Bei senkrechtstehenden Triebwerksgondeln stieg die Sea Lion mit zehn Metern in der Sekunde. In nächsten Augenblick sah er vor ihnen im Dunkeln, wo die F-5 sein mußte, bläuliche Flammenzungen... Sie wurden beschossen! Hardcastle schaltete rasch auf die Revolverkanone M230 um, koppelte ihr Feuerleitsystem mit dem Radar und drückte auf den Feuerknopf, sobald der Jäger auf eine Seemeile herangekommen war.
Aber die M230 im linken Waffenbehälter war nicht für Luftkämpfe bei hohen Geschwindigkeiten konstruiert; sie war für Angriffe auf See- und Bodenziele oder Flugzeuge gedacht, die weniger als halb so schnell wie Salazars F-5 waren. Hardcastle sah den Jäger keine dreißig Meter unter der schwebenden AV-22 vorbeirasen, drehte nach links und versuchte, die F-5 im Visier zu behalten. Aber mit der Revolverkanone M230 hatte er keine Chance...
Hardcastle wählte rasch den Waffenbehälter mit den Lenkwaffen des Typs Sea Stinger an und drehte seine Maschine weiter hinter dem abfliegenden Jäger her, während er darauf wartete, daß das Ringvisier erschien. Sobald es in seinem Blickfeld aufleuchtete, nahm er noch eine winzige Korrektur vor, um es im Radarkegel zu zentrieren, wartete den Signalton der ersten Lenkwaffe ab und drückte auf den Feuerknopf.
Die Sea Stinger hatte den Waffenbehälter kaum verlassen, als Hardcastle bereits erkannte, daß sie ihr Ziel verfehlen würde. Erst schoß sie genau auf die heißen Trie bwerke des Jägers zu — bis Salazar steil nach rechts hochzog, um die AV-22 erneut anzugreifen. Die Sea Stinger konnte ihm nicht so schnell folgen, verlor sofort das IR-Signal und detonierte Augenblicke später. Auch die Sea Stinger war eben nicht dafür konstruiert, schnelle Jäger abzuschießen - vor allem keine so kleine und wendige Maschine wie die F-5.
Hardcastle schwenkte die Triebwerksgondeln nach vorn, um in den Horizontalflug überzugehen, denn je näher er der heranrasenden F-5
kam, desto weniger Zeit blieb Salazar, um zu zielen und zu schießen.
Aber im Vergleich zu dem Jäger, der jetzt in jeder Minute zwölf Kilometer zurücklegte, schien die AV-22 praktisch stillzustehen. Hardcastle schaltete nochmals auf die M230 um und hielt den Feuerknopf gedrückt, als die F-5 herangerast kam, um sie zu erledigen. Aber die Revolverkanone, die pro Sekunde zehn Schuß hinausjagte und deren Munitionsvorrat schon teilweise verbraucht war, verstummte nach wenigen Sekunden - lange bevor der Jäger das Feuer eröffnete. Mit dem Mut der Verzweiflung zog Hardcastle die Leistungshebel zurück, schwenkte die Triebwerksgondeln hoch und ließ die AV-22 im Sturzflug tiefergehen.
Dieses überraschende Manöver hinderte Salazar in der F-5 vielleicht daran, die Sea Lion konzentriert unter Feuer zu nehmen, aber es konnte nicht verhindern, daß die Maschine getroffen wurde. 20-mm-Geschosse rissen den Flügelmittelkasten auf, zerfetzten Treibstoff- und Hydraulikleitungen und setzten Treibstoff und Hydrauliköl in Brand.
Nach leichtem Seitenruderausschlag rechts erfaßte die Geschoßgarbe den gesamten linken Flügel, stanzte riesige Löcher in die Beplankung und riß die linke Triebwerksgondel auf. Die Sea Lion kippte steil nach links über den antriebslosen Rotor ab und stürzte dem Boden entgegen.
Da Hardcastle schon fast gelandet war, bevor der Angriff begann, betrug die Fallhöhe nur
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