Der Tag Des Falken
Rettungshubschrauber Dolphin - elegante, hochmoderne Maschinen aus französischer Produktion -war dieser Zeitraum auf fünf Minuten verkürzt.
Zwei Minuten später war Kelly Sandino mit einem Beutel Popcorn zurückgekommen, als gerade eine Stimme aus den Dek-kenlautsprechern sagte: »Bereitschaft Alpha, beim Offizier vom Dienst melden.«
Rawlins legte die Fernbedienung weg, stemmte sich aus dem Sessel, hastete ans Telefon und wählte die Nummer des Offiziers vom Dienst.
»Rawlins. Was gibt's?«
»SLINGSHOT hat Zehnminutenbereitschaft für euch angeordnet«, antwortete der Offizier vom Dienst, ebenfalls ein Pilot. »Ihr sollt euch eine Maschine ansehen, die aus Kuba rüber-kommt.«
Der Korvettenkapitän wandte sich an Sandino, die bereits ihre Fliegerstiefel schnürte. »Gracie, du holst unsere Crew zusammen und machst die Mühle startklar. Ich erledige inzwischen den Papierkram.«
Bis Rawlins nachkam, war die Besatzung an Bord, das Hilfstriebwerk lief, und der Bordwart war bereit, das Anlassen der Triebwerke zu überwachen. Ihr Jet war eine Dassault Falcon 20: ein schnelles leichtes Transportflugzeug aus französischer Pro duktion.
Obwohl es offiziell als HU-25C Guardian bezeichnet wurde, nannten seine Piloten es wegen seiner hochmodernen Überwachungsgeräte und ihrer Einsatztaktik im Kampf gegen Schmuggler weiterhin Falcon.
Dieses Baumuster des neuesten Überwachungsflugzeugs der Coast Guard war mit dem Feuerleitradar APG-66 des Jägers F-16 Fighting Falcon ausgerüstet, das Ziele in bis zu hundert Kilometern Entfernung erfassen und bis zu sechs Ziele gleichzeitig verfolgen konnte. Ergänzt wurde es durch ein leistungsfähiges FLIR, einen nach vorn blickenden Infrarot-Scanner, der Luftziele aus einigen Kilometern Entfernung erfassen und Bodenziele, die nicht größer als ein Hund waren, aus eineinhalb Kilometer Höhe orten konnte.
Eigentlich brauchen wir bloß noch ein paar Sidewinder-Rake-ten unter den Flügeln, dachte Rawlins, während er an Bord hastete, dann würden die Schmuggler es sich überlegen, ob es sich lohnt, ihren Dreck nach Amerika zu bringen.
Sandino hatte alles zum Anlassen der Triebwerke vorbereitet und war bereits angeschnallt. »Fertig für Nummer eins«, sagte Rawlins, während er rasch seine Gurte anzog. Ihm fiel unwillkürlich auf, daß sich Gracies Brüste unter den Schultergurten abzeichneten. Falls die Coast Guard mal Nachwuchsprobleme hat, überlegte er sich, braucht sie bloß ein Werbeplakat mit Gracie zu drucken — sogar in ihrer Fliegerkombi.
Dann könnten wir uns vor Bewerbern nicht mehr retten.
Hör auf damit, du alter Lüstling! ermahnte Rawlins sich. Du bist im Dienst! »Crew, fertig zum Anlassen.«
»Radar fertig«, meldete Oberbootsmann Joe Conklin aus dem Heck.
Er hatte seinen Platz an der Radarkonsole verlassen, um beim Anlaßvorgang die Triebwerkseinlässe zu beobachten.
»Rechts alles klar«, meldete Sandino. »Luft, Strom, Funk und Lichter ein. Fertig für eins.«
Rawlins zeigte Specialist First Class John Choy, der draußen stand, den linken Zeigefinger und beschrieb damit einen engen Kreis. Choy reckte seinen Daumen hoch und wiederholte die Kreisbewegung mit dem Zeigefinger.
»Lasse Nummer eins an.« Rawlins schob den Leistungshebel einen Zentimeter nach vorn, betätigte den Starter und hörte das 2700 Kilopond Schub leistende Strahltriebwerk aufheulen. Sobald Choy mit Feuerlöscher und Kopfhörer auf der anderen Seite der Falcon stand, ließ Sandino auch das rechte Triebwerk an. Choy kam an Bord, verriegelte die Tür und schnallte sich auf seinem Platz links neben dem Beobachtungsfenster an. Eine Minute später rollten sie die kurze Strecke bis zur Haltelinie und waren startbereit.
Die Falcon beschleunigte auf der 2750 Meter langen Startbahn, und wenig später lag das Lichtermeer Miamis vor den Cockpitfenstern, als sie über Miami Beach nach Süden abdrehten. Nach fünf Minuten Steigflug mit 200 Knoten verließ die Maschine den Nahverkehrsbereich von Miami International, so daß die Copilotin sie abmelden konnte.
»Miami Center, Omaha One-One wechselt auftaktische Frequenz.
Guten Abend.«
Das Rufzeichen Omaha wurde von Flugzeugen im aktiven Einsatz gegen Drogenschmuggler benützt, und alle Flugsicherungsstellen wußten, daß sie besonders wachsam sein und möglichst viel Luftraum freihalten mußten, sobald sie es hörten. »Omaha One-One, wechseln Sie auf Firmenfrequenz, melden Sie sich vor Einflug wieder auf dieser Frequenz«, antwortete der
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