Der Tag Des Falken
pensionierter Oberstabsbootsmann geschenkt hatte, und fuhr zur Dachplattform des siebenstöckigen Bürogebäudes hinauf.
Er wurde vielleicht alt, aber er war noch nicht reif für einen Schaukelstuhl. Der Beweis dafür: Der auf dem Dach stehende zweisitzige Kleinhubschrauber des Typs Super Scorpion diente Hardcastle außer bei schlechtestem Wetter als Fortbewegungsmittel. Es hatte fast ein Jahr gedauert, diesen Hubschrauberlandeplatz genehmigt zu bekommen, aber indem Hardcastle andere wichtige Persönlichkeiten im Brickell Plaza Federal Building mit Freiflügen geködert hatte, war er doch ans Ziel gelangt. Jetzt gab es für ihn keine mit Berufsverkehr verstopften Straßen mehr, und rasche Ausflüge nach Orlando oder Key West waren möglich geworden...
Außer daß er jetzt niemanden mehr hatte, der dorthin mitgeflogen wäre. Er hatte keine große Lust, übers Wochenende wegzufliegen, und lange Abende im Büro machten Ausflüge nur so zum Vergnügen unmöglich. Außerdem waren die meisten seiner Freunde auch mit seiner Ex-Frau befreundet, und seit seiner Scheidung kam er nur noch selten mit ihnen zusammen.
Hardcastle löste die Spannseile, nahm die Abdeckung des Triebwerkseinlasses ab, machte das Staurohr frei und kletterte in seinen kleinen Schaumschläger. Das Anlassen war nicht viel komplizierter als bei einem Auto, und das Triebwerk lief warm, während er das über Funk ausgestrahlte Flugwetter mitschrieb. Danach rief er Miami International, um die Freigabe für einen Flug durch den Nahverkehrsbereich einzuholen: »Miami Tower, hier Scorpion zwo-fünf-sechs X-Ray, VFR-Flug, Start Brickell Plaza, Zielort Pompano Beach in tausendfünfhundert. Kommen.«
»Scorpion zwo-fünf-sechs X-Ray, Miami Tower, guten Abend, Admiral.« Da Hardcastle seit drei Jahren von hier startete, kannten ihn die meisten Fluglotsen Südfloridas. »Sir, halten Sie Ihre Position noch zwei Minuten, bis ein Omaha-Flug aus Opa-Locka über der Stadt nach links abgedreht hat. Sieht wie einer Ihrer Jungs aus, Admiral.«
»Zwo-fünf-sechs X-Ray hält Position.« Hardcastle schüttelte den Kopf, weil er sich über den geschwätzigen Fluglotsen ärgerte, der einem Schmuggler Informationen geliefert haben konnte. Der einzige Admiral, der vom Brickell Plaza Federal Building startete, gehörte zur Coast Guard. Und der Schmuggler konnte jetzt wissen, daß »Omaha« ein Küstenwachflugzeug bezeichnete, das nach Südwesten über Miami abflog. So konnte jeder mit einem VHP-Scanner für fünfzig Dollar Drogenschmugglern Informationen verschaffen.
Aber diese Gedanken wurden rasch von anderen überlagert: Wohin flog die in Opa-Locka gestartete Maschine? Hardcastle wünschte sich, er hätte einen Entscrambler im Hubschrauber, um den Funkverkehr mit SLINGSHOT oder BLOC, dem Radarzentrum der Navy, mithören zu können. Aber es war unmöglich, eines dieser Geräte für ein ziviles Luftfahrzeug zu bekommen. Wozu war die Maschine gestartet?
Abfangmanöver? Routineflug? Rettungseinsatz?
»Zwo-fünf-sechs X-Ray, Start frei, meiden Sie Kontrollzone Miami, VFR-Flug nach Pompano Beach. Kommen.«
»Tower, ich möchte den Zielort ändern«, funkte der Admiral zurück.
»VFR nach Opa-Locka. Ich bitte um Freigabe für einen Flug durch die Kontrollzone.«
»Augenblick, Sir.«
Hardcastle wußte, daß es viel verlangt war, einen kleinen Hubschrauber nachts durch die Kontrollzone fliegen zu lassen, aber nach einundzwanzig Uhr hatte Miami International merklich weniger Betrieb, so daß er vielleicht doch mit einer Freigabe rechnen konnte.
»Zwo-fünf-sechs, Miami Tower«, sagte der Fluglotse, »wenn Sie mit Ihrer Windmühle sofort starten können, haben Sie die Freigabe zum Flug durch die Kontrollzone in tausend Fuß. Beei-17 len Sie sich, sonst haben Sie in ungefähr fünf Minuten einen Jumbo vor der Nase. Kommen.«
Als Hardcastle die neue Freigabe verlangt hatte, hatte er den Rotor bereits eingekuppelt, und die Blätter erreichten jetzt die Startdrehzahl.
»Zwo-fünf-sechs X-Ray startet und steigt auftausend Fuß«, meldete er, während er mit Gasdrehgriff, Blattverstellhebel und Steuerknüppel arbeitete. »Danke, Chuck.«
»Nichts zu danken. Admiral.« Drei Minuten später überflog Hardcastle den hellbeleuchteten Flughafen und nahm Kurs nach Norden in Richtung Opa-Locka Airport.
Miami Coast Guard Air Station, Opa-Locka
Airport, Florida
Der Wachhabende schrieb eben ins Diensttagebuch, als Hard castle ins Operations Center kam. Der Oberleutnant sprang verwirrt auf
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