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Der Tag wird kommen

Der Tag wird kommen

Titel: Der Tag wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Vogt- stli
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ob es an seiner Verliebtheit liegt oder ob er einfach nur zu gern Lehrer ist. Er verteilt Aufgaben und tigert rastlos durch die Klasse, um den Mund ein idiotisches Schmunzeln. Er ist so lächerlich. Glaubt, er wäre cool. Ich kann nur Lehrer ernst nehmen, die wissen, dass sie alt sind. Die wissen, dass sie nicht Chef und Kumpel zugleich sein können.
    »Ich habe hier eine Sammlung der häufigsten Fehler, die in euren Neunorwegisch-Aufsätzen vorkommen. Ich dachte, wir könnten eine Art Quiz daraus machen. Stellt euch einfach vor, ihr sitzt in der Kneipe. Und dass ihr alt genug seid, um in die Kneipe zu gehen, versteht sich.«
    Haha. Sehr lustig. Erwartungsgemäß wird er mit einem Kichern der Mädchen belohnt, die immer am leichtesten auf so was anspringen. Das ermuntert ihn natürlich.
    »Wir bilden zwei Teams, und dann sehen wir mal, welches Team sich am besten schlägt. Ich habe sogar einen Preis …«
    »Was denn?«, fragt Marte aus der letzten Reihe.
    Als ob sie je eine Chance hätte zu gewinnen.
    »Kann man das essen?«
    Herman lässt sich mitlocken. Ist das zu fassen? Lassen die sich durch die Aussicht auf ein Stück Schokolade tatsächlich bestechen, sich auf neunorwegische Grammatik zu stürzen? Wir hatten gerade zwei Stunden Sport, verdammte Kiste. – Okay, ich nicht, weil ich Mum dazu gebracht habe, mir eine Entschuldigung zu schreiben. – Aber wie kann man sich nur so billig verkaufen?
    Gunnar organisiert die Gruppeneinteilung. Alle wollen in der Gruppe von Stine sein, sie hat eine Eins in Neunorwegisch. Der Effekt seines Köders hat Gunnar noch mehr angespornt. Jetzt glaubt er bestimmt, mit seinem Quiz ist er der geniale Superlehrer. Das ist so bescheuert, dass ich kaum fassen kann, wie alle darauf reinfallen. Ich meine, klar, die sind dumm wie Brot. Nicht imstande, selbst zu denken, das haben sie oft genug bewiesen. Aber eine gewisse natürliche Skepsis gegenüber Lehrern und ihren Tricks sollte man doch wohl erwarten können. Wo bleiben ihre spitzen Bemerkungen? Wo ist die lustlose Haltung? Die SMS-Tipperei unterm Tisch?
    Ich drehe mich zu Andreas um. Ausgerechnet er ist meine letzte Hoffnung. Lässt er Gunnar mit diesem Sieg davonkommen? Fällt er etwa auch auf den billigen Schokoladentrick rein?
    Aber Andreas scheint mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. Er hat sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und starrt aus dem Fenster. Vielleicht ist er weich geworden von zu viel Miezekätzchenschmuserei. Also ist aus der Ecke auch kein Sarkasmus zu erwarten, oder wie? Sein Talent, Gunnar herauszufordern, war ja Andreas’ einzige gute Eigenschaft.
    Gunnar platzt gleich vor Stolz über seinen Erfolg. Die Eifrigsten spitzen schon ihre Bleistifte. Unfassbarerweise schlägt jemand vor, die Grammatikbücher einzusammeln, damit keiner schummeln kann. Gunnar kommt mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu. Ich starre auf sein breites Grinsen und überlege, ob ich genug Kraft in der Faust habe, um ihm wenigstens einen seiner schiefen Vorderzähne auszuschlagen.
    »Dein Buch bitte, Hans Petter.«
    Ich gebe es ihm ganz ruhig, obwohl ich es ihm am liebsten um die Ohren hauen würde.
    »Übrigens, hast du heute Zeit, nach der Stunde noch ein bisschen zu bleiben?«
    »Was?«
    »Ich möchte nur kurz mit dir reden. Du bist ja nicht zur Gruppensitzung gekommen und wir beide haben doch etwas miteinander zu besprechen.«
    Er zwinkert mir zu.
    »Reinen Tisch machen«, ergänzt er.
    Sein Grinsen reicht von einem Ohr zum anderen. Langsam, ganz langsam fällt bei mir der Groschen und etwas Schwarzes breitet sich in mir aus. Er meint Mum. Verdammt, er hat tatsächlich vor, mit mir über sein beschissenes Verhältnis mit meiner Mutter zu reden. Jetzt zieht er das ins Klassenzimmer mit rein, schlägt Risse in meinen Schutzwall und sorgt dafür, dass alle in der Schule davon erfahren.
    Sein idiotisches Grinsen wird immer breiter, ich sehe nur noch seine gelben Zähne. Ich merke, wie meine Fäuste sich so fest ballen, dass es wehtut, und urplötzlich brennt mir die Sicherung durch.
    »Einen Scheißdreck werd ich.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Du kannst vielleicht meine Mutter ficken, aber mich kriegst du nicht dazu, mit dir allein in einem Raum zu sein.«
    Ich bin überrascht, wie laut ich das sage. In der Klasse ist es auf einmal totenstill.
    »Äh, Hans Petter, bist du sicher, dass dies der richtige Ort ist?«
    »Habt ihr gehört? Passt auf eure Mütter auf, der gute Gunnar hat nämlich Probleme, sein Würstchen in der Hose zu

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