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Der Tag wird kommen

Der Tag wird kommen

Titel: Der Tag wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Vogt- stli
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eingerichtet. Nicht, dass irgendwelche Klamotten und Zeitschriften und so was herumliegen würden, das würde Andreas sicher nicht stören. Nur habe ich es noch nicht geschafft, die Dinosaurierposter von der Wand zu nehmen, die ich als kleiner Junge so toll fand. Obwohl ich den PC hier habe und all so was, sieht es aus wie in einem Kinderzimmer. Andreas scheint das Poster mit dem Tyrannosaurus Rex besonders interessant zu finden. Der Bettbezug, auf dem er liegt, ist mit Totenköpfen bedruckt. Wenn sie ein bisschen gruftiger wären, wäre es okay, doch es sind kleine niedliche Totenköpfe auf hellblauem Hintergrund. Ich muss Mum bitten, mir neue Bettwäsche zu kaufen. Ich rechne zwar nicht damit, dass mir die Leute in der nächsten Zeit die Bude einrennen, aber das wird ja langsam mal fällig.
    Ich sitze auf dem einzigen Stuhl im Zimmer und versuche, ruhig zu bleiben. Mein schlimmster Feind, der bösartigste Mensch, den ich kenne, liegt lang ausgestreckt auf meinem Bett und sieht einfach nur normal aus. Das stellt alles auf den Kopf. Sollen wir jetzt Freunde sein, oder was? Ich fühle mich ein bisschen wie eine Geisel, obwohl ich freiwillig mitgegangen bin. Und ich habe ja das Video. Das verschafft mir eine Art Vorteil, eine Absicherung. Zumindest ein bisschen.
    »Kommt Gunnar hierher zu Besuch?«, fragt Andreas.
    »Bisher nicht.«
    »Das willst du nicht«, sagt er. »Wenn der erst anfängt, sich hier zu Hause zu fühlen, wirst du ihn nie wieder los.«
    Ich frage mich, wieso Andreas meint, sich damit auszukennen. Hat seine Mutter einen neuen Freund?
    »Du musst was unternehmen, bevor das zu eng zwischen denen wird«, ergänzt er.
    »Ja, hab selbst schon daran gedacht.«
    »Das ist gut, Alter. Ich hab gleich gewusst, dass du einer bist, der seinen Kopf anstrengt.«
    Andreas grinst. Ich überlege, ob er mich verarscht oder ob das eine Art Kompliment sein soll.
    »Ich will nicht, dass er ihr wie ein Kätzchen hinterherläuft und sich hier einnistet.«
    Ich bilde mir ein, dass Andreas ein bisschen zusammenzuckt, als ich das Kätzchen erwähne. Darauf hatte ich gehofft. Er nickt ernst.
    »Meine Mutter ist allergisch gegen Katzen«, sagt er nachdenklich.
    »Wieso hilfst du mir eigentlich?«, frage ich.
    Andreas richtet sich ein bisschen mehr auf und beugt sich zu mir.
    »Ich hasse den Kerl. Er hat mich auf ’m Radar. Er denkt, er ist cool, kann Witze mit mir machen, dabei rennt er sofort zu meiner Mutter und erzählt ihr alles. Und ich meine ALLES. Halloo? Was bildet der sich ein? Ich bin echt nicht der Einzige, der Scheiße baut, aber für ihn bin ich anscheinend derjenige, der an allem schuld ist. Der große Übeltäter. Und gleichzeitig macht er einen auf guter Kumpel. Echt, der Typ kotzt mich an, aber so was von.«
    Weiß Andreas nicht, dass er tatsächlich der große Übeltäter ist? Ihm muss doch klar sein, dass er die ganze Schule terrorisiert! Aber recht hat er, Gunnars Kumpel-Getue nervt mich auch.
    »Ich habe lange nachgedacht, und ich sag dir, den mach ich fertig, bevor ich von der Schule abgehe. Wir beide im Team, wir kriegen das hin. Der schnallt nichts mehr, wenn wir beide uns zusammentun, das ist genial.«
    Stimmt. Nicht nur, dass wir alle überraschen werden, wenn wir uns zusammentun, sondern auch, weil wir mit meinem Verstand und seiner Kraft und Autorität unschlagbar sind. Ich versuche, ebenso cool und vielsagend zu nicken wie Marlon Brando in Der Pate .
    »Aber wie?«
    »Genau, wie? Das müssen wir uns gut überlegen. Ich dachte, vielleicht können wir ausnutzen, dass er auf deine Mutter steht. Wir könnten so tun, als wären wir deine Mutter, und ihn hierherlocken. Und dann verprügeln wir ihn ordentlich.«
    Ein richtig, richtig bescheuerter Plan. Ich hätte wissen müssen, dass Andreas als Erstes an Prügel denkt.
    »Damit würden wir uns selbst am allermeisten schaden.«
    »Wieso denn? Der Typ ist doch ein Warmduscher. Den schaffen wir leicht.«
    »Aber dann rennt er zur Polizei und wir kommen ins Heim oder so.«
    »Hm, da ist was dran. Das ist uncool.«
    »Wir müssen geschickter vorgehen. Herausfinden, was Gunnars Schwachpunkt ist.«
    »Japp. Ich wusste, dass es eine gute Idee war, dich ins Boot zu holen. Du denkst nach.«
    »Was ist das Schlimmste, das einem Lehrer passieren kann? Was kann sein Leben wirklich zerstören?«
    »Einen Lehrer von meinem Bruder haben sie letztes Jahr gefeuert. Er war total besoffen in der Schule aufgekreuzt. Wir könnten Gunnar was in den Kaffee tun. Vielleicht Dope,

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