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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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beide Gewässer nebeneinander her, ohne sich zu vereinen. Geradlinig, wie zwei Straßen.
    Yasha war
    entzückt, er hatte
    das Rätsel auf dem Zettel gelöst. Seine Eltern waren in Brasilien. Gespannt las er das Ende des Artikels: Professor de Sellia und die Wissenschaftler waren mit dem Schrecken davongekommen. Nur der Kapitän des Dampfers hatte eine sehr schwere Kopfverletzung erlitten. Man vermutete, dass er von einem großen Diamanten am Kopf getroffen worden war. Denn als die Hagelkörner geschmolzen waren, funkelte direkt neben dem blutenden Kopf des ohnmächtigen Kapitäns ein riesiger Diamant. Ein rätselhaftes Wunder! Der kostbare Diamant wurde ins San-José-Museum in Manaus gebracht und dort ausgestellt. Die Zeitungen in Brasilien übertrieben fürchterlich. Sie schrieben, dass es statt Hagelkörner Diamanten geregnet hätte, und bauschten das Geschehen gewaltig auf.
    Angelockt durch diese falschen Berichte zogen tausende von Mineiros, das sind Gold- und Diamantensucher, zum Fluss. Sie hofften, hier die so genannten Diamanthagelkörner zu finden. Die Regierung musste eingreifen, denn viele Mineiros ertranken, als sie nach den Diamanthagelkörnern tauchten, oder wurden von hungrigen Krokodilen gefressen.
    Yasha ließ die Zeitung sinken. Der Talisman war sehr heiß geworden. Der Junge schaute ihn nachdenklich an: Seine Eltern waren in Brasilien! Und der Diamant, das konnte sich Yasha gut vorstellen, könnte der Diamant des Sultans von Suzibo gewesen sein, der ihm auf dem Wolkenfetzchen entwischt war. Der Talisman unterbrach Yashas Gedankengänge, er wurde jetzt ungeduldig heiß und leuchtete stark. »Also gut, Talisman!«, sagte Yasha: »Ich wünsche, ich wünsche, ich wünsche nach Manaus zur Trennung des Wassers zu gelangen! Aber, Talisman, bitte sanft!«
    Tropische Hitze brachte Yasha zum Schwitzen und die schrillen Laute des Dschungels klangen betäubend in seinen Ohren. Er fühlte sich ein bisschen schwummerig, denn der Boden unter ihm schwankte leicht. Irritiert kniff der Junge die Augen zusammen. Er trieb auf einem Riesenblatt mitten auf einem Fluss! Plötzlich erklang ein Ruf: »Hallo, du da, soll ich dir helfen?« Yasha hob den Kopf. Vor ihm, auf einem langen, schmalen Holzboot, stand ein Junge und winkte ihm zu. Das Blatt war zwei Meter breit und schaukelte gefährlich, als Yasha zu dem fremden Jungen ins Boot kletterte. Später erfuhr er, dass das Blatt eine Art Seerose war, die Victoria Regia heißt, und dass er sich auf dem Amazonas befand.
    Der Junge ruderte Yasha zum Ufer und deutete mit der Hand auf zwei gigantische Bäume: »Wenn die Sonne genau zwischen den Bäumen erscheint, kommt hier der Dampfer nach Manaus an.« Und so war es auch.
    Yasha drängte sich zwischen vielen anderen wartenden Passagieren auf den voll beladenen Dampfer. Vom Bug des Schiffes aus hatte er eine wunderbare Aussicht auf den Amazonas. Dichter Dschungel säumte die Ufer. Die Pflanzen leuchteten in saftigem Grün und das Sonnenlicht zauberte goldene Reflexe in die Blätter. Flinke Affen sprangen durch die Bäume und bunt schillernde Papageien flogen in Schwärmen auf, sobald der Dampfer an ihnen vorbeifuhr. Im Fluss schwammen seltsam leuchtende Wasserpflanzen. Das Zischen und Stampfen des Dampfers wurde vom Lärm des Dschungels übertönt. Die Luft flirrte nur so vom Zirpen der Zikaden, dem Schreien der Brüllaffen und dem Gekreisch der Vögel. Es war fast so, als hätten sich die Tiere des Dschungels versammelt, um im Konzert zu fordern: »Hier ist unser Paradies. Schützt es und sorgt dafür, dass das so bleibt!« Dann sah Yasha die Trennung des Wassers mit eigenen Augen. Der Dampfer hatte die Stelle erreicht, an der der Rio Negro in den Amazonas mündet. Schon von weitem sah Yasha, dass der Fluss aus einer schwarzen und einer gelben Wasserbahn bestand. Und im Moment sah es nicht so aus, als würde sich das Wasser je miteinander vereinen. »Trennung des Wassers!«, krächzte ein alter Mann neben Yasha leise. »Ein großes Wunder!« Dann deutete er mit seinem mageren Arm auf ein Schiffswrack, das schräg im schwarzen Wasser lag und bekreuzigte sich. »Der schreckliche Hagel!«, sagte der Alte. »Hagel, so groß wie mein Kopf! Sehr schlecht!« Der Rest der Fahrt verlief ohne besondere Vorfälle und Yasha schmiedete einen Plan.
    Als der
    Dampfer in Manaus
    anlegte, fragte er den alten Mann, der noch immer neben ihm an der Reling lehnte, nach dem Weg zum San-José-Museum. Der Alte deutete mit seiner Hand auf ein riesiges,

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