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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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Hund zurück in das, was sie ohne die Kräfte der Magie sind!« Silberne Funken sprühten durch das Zelt. Langsam lösten sich die beiden schwarzmagischen Kreaturen auf. An ihrer Stelle flatterten zwei weiße Schmetterlinge in die Freiheit.
    Yasha reichte Monsieur Pilori das lila Schleifchen, verlegen richtete der Zirkusdirektor seinen Bart. Der Bann des Bösen war von ihm abgefallen. Bedrückt schlurfte er zu Georgy. Als er sah, dass dessen Wunden wie durch ein Wunder geheilt waren, weinte er vor Glück und bat den Pferdehändler um Verzeihung: »Ich habe viel Böses getan. Aber ich möchte alles wieder gut machen.« Stockend erzählte Monsieur Pilori seine Geschichte:
    »Nachdem Steju
    meinen Zirkus
    verlassen hatte, kamen nur noch wenige Besucher. Ich konnte meine Artisten nicht mehr bezahlen. Einer nach dem anderen verließ mich, sogar die Bärin ist gegangen. Nur zwei Clowns und die fünf Hündchen waren geblieben. Zirkus Pilori war kein richtiger Zirkus mehr. Eines Tages tauchte ein Ideenverkäufer namens Nabrüz auf. Er zeigte mir Georgys fliegendes Pferd und ich dachte, das Tier sei die Rettung. Mein Zirkus würde wieder berühmt werden. Und so schlossen wir einen Pakt: Ich wollte Georgy das Pferd stehlen. Nabrüz half mir mit seinen magischen Kräften. Ich war selbst dabei, als er aus zwei Schmetterlingen das schwarze Pferd, das schnell wie der Wind war, und den sprechenden Hund erschuf. Als Lohn für seine Hilfe verlangte Nabrüz, dass ich dir, Yasha, den Talisman abnehme und ihn dann rufe. Das habe ich getan, Yasha, es tut mir so leid. Ich fürchte, Nabrüz ist schon auf dem Weg hierher.«
    Yasha sprang auf: Nabrüz, das war kein anderer als Olav Zürban. »Talisman! Ich wünsche, ich wünsche, ich wünsche nach Budapest zu Graf Gregorio zu gelangen!«, rief er hastig. Und schon wurde er in die Höhe gehoben.



In der Ferne tauchte eine große Stadt auf, die von einem breiten Strom geteilt wurde. Das Wasser schimmerte silbern im frühen Morgenlicht. »Talisman, wir sind da!«, jubelte Yasha, als er von der weichen Wolke, auf der er reiste, hinunterschaute.
    Plötzlich runzelte der Junge die Stirn, das war nicht Budapest! Die Gebäude mit den großen Kuppeln und den hohen, bleistiftartigen Türmen, die man auch Minarette nennt, das waren Moscheen. Yasha erkannte den Bosporus, eine Meeresenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer. Auf einem hohen Gebäude wehte eine riesige Flagge, knallrot, mit einer Mondsichel und einem Stern: die türkische Flagge. »Talisman! Warum hast du mich nach Istanbul gebracht? Ich wollte doch zu Graf Gregorio nach Budapest. Du hast mal wieder den Weg verloren, oder?« Der Talisman leuchtete knallrot und schwieg. »Aha! Entweder schämt er sich und errötet oder er weiß etwas«, sinnierte Yasha.
    Sekunden später landete seine Wolke sanft und unauffällig auf der Galata-Brücke. Es war kurz vor Sonnenaufgang und oben auf der Brücke war schon sehr viel Verkehr. Yasha beeilte sich über eine Treppe in das untere Stockwerk der Brücke zu gelangen, in dem sich eine Ladenzeile mit zahlreichen Restaurants und Cafés befindet.
    Auf einmal
    ertönte lauter,
    eintöniger Gesang. Auf den Minaretten der Moscheen standen Männer. Sie riefen zum Gebet. Yasha beobachtete erstaunt, dass gleichzeitig die Menschen Restaurants und Cafés verließen. Eilig schlossen die Gastwirte die hölzernen Rollläden. In einer kleinen Bude bestellte Yasha Tee und Schafskäse mit Tomate. Der Wirt musterte den Jungen: »Du bist kein Muslim, oder? Ich wollte gerade zusperren, denn es ist der Monat Ramadan, eine für die islamische Religion sehr wichtige Zeit. Wir Gläubigen dürfen 29 bis 30 Tage nur von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang trinken und essen. Der Ruf der Muezzins, den du eben gehört hast, ist das Zeichen, dass das Fasten für den Tag beginnt. Erst heute Abend kommen meine Gäste wieder. Aber ich bringe dir noch etwas.« Innerhalb kurzer Zeit standen lauter Leckereien vor Yasha. »Greif zu!«, ermutigte ihn der Wirt. Und während er seine Gläser polierte, erzählte er den neuesten Klatsch und Tratsch aus Istanbul.
    Aber die Worte des Wirts rauschten fast ungehört an Yasha vorbei. Er war in Gedanken bei seinem Freund Graf Gregorio und überlegte, wie er ihn in einer so großen Stadt wie Istanbul aufstöbern sollte. Plötzlich fiel der Name Abdul Khemir. »Abdul Khemir, der böse Sklavenhändler aus Bilma, der Panna entführt hatte. Mein Gott!«, seufzte Yasha. »Hier sagt man Allah!«

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