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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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belehrte ihn der Wirt und er erzählte weiter, zufrieden, endlich die Aufmerksamkeit seines Zuhörers geweckt zu haben. »Abdul Khemir ist erst seit kurzem in Istanbul und schon kursieren wilde Gerüchte über ihn. Angeblich hat er in Zirla Vui einen geheimen Schlupfwinkel. Er will mit einer Zaubergeige Steine in Gold verwandeln.« Bedeutungsvoll tippte sich der Wirt an die Stirn: »Ziemlich verrückt, oder?« Es klirrte leise, als der Wirt das letzte Glas in den Schrank stellte. Yasha wollte zahlen, aber der Mann winkte gutmütig ab. »Es ist für jeden Gläubigen eine Ehre Gutes zu tun. Du bist mein Gast. Sei das Glück mit dir!«
    Auf den Straßen
    drängten sich trotz der
    Hitze viele Menschen. »Abdul Khemir in Istanbul mit einer Zaubergeige und Graf Gregorio ist verschwunden. Wenn da kein Zusammenhang besteht, fresse ich einen Besen«, brummelte Yasha vor sich hin.
    Vor einem kleinen Laden stand ein Mann und pries lautstark seine Ware an: »Schöne Trommeln, Flöten und hier, ein Xylofon. Gute Preise, alles billig!« Ehe sich Yasha versah, wurde er von dem Händler ins Geschäft gezogen. Der halbdunkle Verkaufsraum war bis unter die Decke mit Musikinstrumenten vollgestopft und es roch nach poliertem Holz und ein wenig staubig.
    »Ich suche Graf Gregorio!«, stotterte Yasha. Der Händler zog die Augenbraue hoch. »Ich heiße Mustafa und bedaure sehr, Graf Gregorio? Nein, das habe ich im Moment nicht vorrätig. Erst wieder nächste Woche. Aber hier, sehen Sie diese schöne Flöte aus …« Yasha hob die Hand, um Mustafas Redefluss zu stoppen, und erklärte, dass Graf Gregorio kein Musikinstrument, sondern ein Musiker sei. Dann beschrieb er die winzig kleine Geige. »Ganz, ganz klein ist sie. Wenn Graf Gregorio aufhört zu spielen, legt er sie immer in einen kleinen Samtkasten.«
    »Ein roter Samtkasten?
    Davon habe
    ich gehört. Warte hier! Bin gleich wieder da!«, platzte Mustafa heraus und verschwand mit langen Schritten im Labyrinth der Geschäfte.
    Als Mustafa zurückkam, wirkte er so zufrieden wie ein Kater, der eben einen Milchtopf ausgeschleckt hat. Gierig streckte er Yasha seine dunkel behaarte Hand entgegen. »Du wirst mir ein paar Lira geben müssen! Zeit ist Geld, sagt man! Ich bin viel gelaufen, habe viel geredet und habe viel Zeit verloren«, forderte Mustafa. Erst als Yasha ihm ein paar Münzen gab, fuhr er fort: »Siehst du den Mann mit dem langen weißen Bart? Das ist Kemal. Er hat vor einem Monat die kleine Geige repariert. Aber nicht für Graf Gregorio, sondern für Abdul Khemir.« Mehr hatte Mustafa nicht zu sagen. Sein schleimiges Räuspern verriet baldiges Spucken. Angeekelt wandt sich Yasha ab.
    Kemal wartete im Schatten vor einem Gewürzgeschäft. Er trug einen gestreiften Kaftan und seine Füße steckten in staubigen, sehr spitz nach oben gebogenen Pantoffeln, die nervös auf den Boden trommelten. »Ich bringen dich zu Abdul Khemir. Aber – nur hinbringen! Khemir böser Mann. Bei ihm Graf Gregorio. Komm schnell wie Wiesel, Junge. Dein Freund hat dort ganz schlecht.«
    Yasha folgte Kemal durch das Gewirr kleiner Gassen. Schon nach kurzer Zeit hatte der Junge die Orientierung verloren. Sie betraten einen Teppichladen. Kemal führte Yasha in ein Hinterzimmer. Vorsichtig schob Kemal einen muffigen Teppich beiseite, dahinter war eine kleine Tür, durch die sie in eine dreckige Gasse gelangten. Fette Ratten wühlten im Abfall und huschten fiepend davon. Am Ende der »Schmuddelgasse« öffnete Kemal mit einem Schlüssel eine eisenbeschlagene Tür. Feuchte und moderige Luft schlug ihnen entgegen. Ein schummrig beleuchteter Gang führte zu einer glitschigen Wendeltreppe, die in die Tiefe führte. »Dort unten sein ein großes unterirdisches Zisterne, heißen Yerebatan Sarayi«, sagte Kemal laut.
    Das Echo
    hallte zurück:
    »Yerebatan Sarayi … Sarayi … Sarayiiii.« »Zisternen große Wasserbehälter. Sie angelegt, um Stadt und Einwohner zu trinken geben. Yerebatan Sarayi werden auch versunkene Palast genannt. Vor mehr als 1 400 Jahren bauen die groß unterirdische Gewölbe. Dort du sehen 336 Säulen in Wasser stehen«, erklärte Kemal stolz.
    Am Ende der Treppe war ein Holzsteg. Hier dümpelte ein kleines Ruderboot. Yasha hielt vor Überraschung den Atem an, der Anblick der Zisterne war zauberhaft. Ein verwunschener Säulenpalast unter der Erde! Das Wasser in dem Becken schimmerte im halbdunklen Licht geheimnisvoll smaragdfarben und die reich verzierten Steinsäulen spiegelten sich darin.

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