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Der Talisman (German Edition)

Der Talisman (German Edition)

Titel: Der Talisman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth von Bismarck
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ihm die Hand auf die Schulter: »Ja, ich wünschte in diesem Moment auch, dass unsere Herzen aus Stein wären! Dann würden wir die Trauer nicht fühlen. Wir werden dem kleinen Salvi-Co-Ilu einen neuen …«. Weiter kam der Pirat nicht. Auf genau so einen Wunsch hatte Olav Zürban gewartet. Rosa Blüten fielen auf den Umhang des Schwarzmagiers, als er ausholte und den glitzernden Wexelstaub auf seine Opfer warf.
    Der Riese, Steju, Marisa und Salvi-Co-Ilu begannen zu leuchten. Langsam wurden ihre Körper durchsichtig, doch dort, wo sich ihre Herzen befanden, blieb ein dunkler Fleck zu sehen. Nach einer Weile waren sie ganz verschwunden. Wo sie gestanden hatten, lagen vier kleine Steine auf dem Boden. Olav Zürban grinste zufrieden und sammelte die Steine ein. Dann zog er die Liste aus seiner Tasche. Mit gerunzelter Stirn glitt der Finger des Schwarzmagiers über das knisternde Papier. Wer würde sein nächstes Opfer werden?
    An einem Fluss gegenüber einem rauschenden Wasserfall machten Yasha und der kleine Lama eine Pause. Die Bergluft war glasklar und ein sanfter Wind wehte den Geruch von Kräutern zu ihnen herüber. Yasha legte seine Fellmütze neben sich auf den Boden, zog den Mantel aus und setzte sich darauf. Gerade hob die kleine Heiligkeit ihre Hand und sagte: »Yasha! Das Vertrauen in unsere inneren Kräfte macht uns sehr stark. Du hast mich gefragt, wie der Lung-gom-pa es schafft, so schnell und so weit zu laufen. Er beherrscht Körper und Geist so perfekt, dass er in der Lage ist, seinen Körper ganz leicht werden zu lassen. Dafür hat er viele Jahre die Technik Lung-gom geübt. Man darf ihn nie stören, wenn er läuft! Denn es kann tödlich für einen Lung-gom-pa sein, wenn seine Konzentration unterbrochen wird.« Yasha wiegte zweifelnd den Kopf, schließlich war er auch nie gestorben, wenn Mutter Gössler ihn bei den Hausaufgaben unterbrochen hatte. Doch der kleine Lama fuhr lächelnd fort: »Du hast dich darüber gewundert, warum Lung-gom-pa und ich in unseren dünnen Gewändern im Schnee sitzen können, ohne zu frieren. Wir beherrschen die Konzentrationsübung ›inneres Feuer‹. Wir lassen unsere Körpertemperatur ansteigen, bis uns schön warm ist. Mit Geduld und starkem Willen kann jeder Mensch ganz unglaubliche Dinge schaffen. Yasha! Bald findest du deine Eltern und musst bereit sein, gegen Olav Zürban zu kämpfen. Ich zeige dir jetzt die erste Übung, um den Weg zu deiner inneren Kraft zu finden. Setz dich bequem hin, schließ deine Augen und konzentriere dich ganz auf deinen Atem. Wenn deine Gedanken abschweifen, führe sie wieder zurück und bitte sie, sich noch ein bisschen länger auf deinen Atem zu konzentrieren!« Yasha schloss die Augen. Ganz wie der kleine Lama vorhergesagt hatte, schossen seine Gedanken mal hierhin, mal dorthin. Sie wollten so gar nicht bei dem langweiligen Atem bleiben. Da hatte Yasha eine Idee. Er stellte sich vor, dass die Gedanken niedliche kleine Hunde waren, die er immer wieder zu ihrer Mutter, dem Atem, zurückbringen musste. Als Yasha die Augen öffnete, fühlte er sich irgendwie gut. Begeistert erzählte er der kleinen Heiligkeit von seinem Erlebnis. Der kleine Lama pfiff anerkennend durch seine Zahnlücke: »Sehr gut gemacht, Yasha! Und weil es so gut geklappt hat, gleich noch eine Übung. Schau dort auf den Wasserfall! Wir erkunden mit unserem Geist, was dahinterliegt. Schließ die Augen und folge mir!« Der kleine Lama griff nach Yashas Hand. Gemeinsam konzentrierten sie sich auf den Wasserfall.
    Yasha stellte sich vor,
    wie der
    Wasserfall über die Felswand stürzte und sich in das klare Wasser des Flusses ergoss. Kleine Strudel kreiselten über die Wasseroberfläche und wurden von der Strömung mitgerissen. Plötzlich sah Yasha den kleinen Lama durch den Fluss waten. Als wenn es gar kein Hindernis wäre, verschwand er in der Wasserwand. Ein paar Murmeltiere rasten, vor Vergnügen piepsend, hin und her durch den Wasserfall. Es gab also einen Weg auf die andere Seite. »Yasha! Nur Mut! Was die Murmeltiere können, das kannst du auch! Komm schon!«, hörte Yasha die Stimme der kleinen Heiligkeit aus weiter Ferne. In Gedanken balancierte Yasha über die nassen Steine und beobachtete die Murmeltiere. Kurz bevor sie den Wasserfall erreichten, stellten sich die Tiere auf die Hinterbeine, drehten sich mit einem Hüftschwung zur Seite und hielten sich mit ihren kleinen Vorderpfoten die Ohren zu. Und zack! Schon waren sie im Wasserfall verschwunden. »Du kannst, du

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