Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
Vom Netzwerk:
Verfassung hätte sich Jack auch die blödeste, schmalzigste Love Story angesehen.
    Und vor dem Film, sofern er das Glück hatte, ein Kino zu finden, würde er zwei Dinge erledigen können, die er seit mindestens einer Woche vor sich hergeschoben hatte. Jack hatte bemerkt, dass Buddy Parkins seine zerfallenden Turnschuhe gemustert hatte. Sie fielen nicht nur auseinander – die Sohlen, einst weich und elastisch, waren aus irgendeinem Grund so hart geworden wie Asphalt. An Tagen, an denen er größere Strecken laufen musste – oder wenn er den ganzen Tag im Stehen zu arbeiten hatte –, schmerzten seine Füße, als wären sie verbrannt.
    Das zweite Unternehmen, der Anruf bei seiner Mutter, war so sehr mit Schuld- und anderen beängstigenden Gefühlen belastet, dass irgendetwas in Jack sich sträubte, es in sein Bewusstsein dringen zu lassen. Er wusste nicht, ob er die Tränen würde zurückhalten können, wenn er die Stimme seiner Mutter hörte. Was war, wenn sie schwach klang – was war, wenn sie so klang, als wäre sie schwer krank? Konnte er seine Reise nach Westen wirklich fortsetzen, wenn Lily ihn heiser bat, nach New Hampshire zurückzukehren? Vor seinem inneren Auge erschien plötzlich das deutliche Bild einer Reihe von Münzfernsprechern unter Plastikabdeckungen, die aussahen wie Trockenhauben, und er scheute sofort und instinktiv davor zurück – als könnte Elroy oder irgendein anderes Geschöpf aus der Region die Hand aus dem Hörer strecken und seinen Hals umklammern.
    In diesem Augenblick sprangen drei Mädchen, ein oder zwei Jahre älter als Jack, aus dem Fond eines Subaru Brat, der schwungvoll in eine Parklücke nahe dem Haupteingang des Einkaufszentrums eingebogen war. Eine Sekunde lang sahen sie aus wie Modelle in gezwungen eleganten Posen, die Entzücken und Erstaunen ausdrücken sollten. Als sie ihre Körper in konventionellere Haltungen gebracht hatten, warfen die Mädchen uninteressierte Blicke auf Jack und brachten durch gekonntes Kopfschütteln ihre Frisuren in Ordnung. Sie wirkten langbeinig in ihren hautengen Jeans, diese selbstsicheren kleinen Prinzessinnen der zehnten Klasse, und wenn sie lachten, legten sie die Hände auf den Mund – auf eine Weise, die andeutete, dass das Lachen selbst lachhaft war. Jack verlangsamte seine Gangart zu einer Art Schlafwandler-Schlendern. Eine der Prinzessinnen warf einen Blick auf ihn und murmelte dann dem braunhaarigen Mädchen neben sich etwas zu.
    Ich bin jetzt anders, dachte Jack. Ich bin nicht mehr wie sie. Mit dieser Erkenntnis brach Einsamkeit über ihn herein.
    Ein untersetzter blonder Junge mit einer ärmellosen blauen Weste kam vom Fahrersitz des Wagens und scharte die Mädchen um sich, indem er einfach so tat, als ignorierte er sie. Der Junge, der in der letzten Klasse und in der Footballmannschaft seiner Schule mindestens Verteidiger sein musste, warf einen einzigen Blick auf Jack und betrachtete dann abschätzig die Fassade des Einkaufszentrums. »Timmy?« sagte das langbeinige braunhaarige Mädchen. »Ja?« sagte der Junge. »Ich überlegte gerade, was hier so nach Scheiße stinkt.« Er belohnte die Mädchen mit einem überlegenen kleinen Lächeln. Das braunhaarige Mädchen bedachte Jack mit einem affektierten Blick, dann schloss es sich wieder den anderen an. Die drei Mädchen folgten Timmys arrogantem Körper durch die Glastüren in das Einkaufszentrum.
    Jack wartete, bis die durch das Glas sichtbaren Gestalten Timmys und seines Hofstaats sich weit hinten in der Passage befanden und auf die Größe junger Hunde geschrumpft waren, bevor er auf die Platte trat, die die Türen öffnete.
    Kalte, vorverdaute Luft schlug ihm entgegen.
     
    Wasser rann an einer zweistöckigen Fontäne herab in ein von Bänken umgebenes Becken. Auf beiden Ebenen waren die offenen Fronten von Geschäften der Fontäne zugewandt. Leise Musik driftete von der ockerfarbenen Decke herab und ein seltsam bronzefarbenes Licht; der Geruch nach Popcorn, der Jack im gleichen Augenblick überfallen hatte, in dem die Glastüren hinter ihm zusammenglitten, ging von einem altmodischen, feuerwehrrot gestrichenen Popcorn-Karren aus, der im Erdgeschoß links neben der Fontäne vor einer Buchhandlung stand. Dass es in der Buckeye Mall kein Kino gab, hatte Jack gleich festgestellt. Timmy und seine langbeinigen Prinzessinnen schwebten die Rolltreppe am anderen Ende des Einkaufszentrums empor; ihr Ziel war vermutlich ein Schnellimbiss, The Captain’s Table genannt und direkt neben der

Weitere Kostenlose Bücher