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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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es Etheridge nur so ähnlich sein?« fragte Richard mit unnatürlicher, bestürzender Gelassenheit. »Wie kann seine Stimme so deutlich durch das Glas dringen? Was ist mit seinem Gesicht los?« Seine Stimme wurde etwas schärfer und gewann etwas von ihrer früheren Entrüstung zurück, als er eine letzte Frage stellte, eine Frage, die in diesem Augenblick – zumindest für Richard Sloat – die allerwichtigste zu sein schien: »Wo hat es Etheridges Krawatte her, Jack?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jack. Wir sind wieder auf Seabrook Island, und ich glaube, da müssen wir bleiben und schaukeln, bis dir schlecht wird.
    »Schick ihn raus, Sloat, sonst kommen wir rein und holen ihn!«
    Das Etheridge-Ding entblößte in einem wild kannibalischen Grinsen seinen Reißzahn.
    »Schick deinen Passagier raus, Sloat, er ist tot! Er ist tot, und wenn du ihn nicht bald herausschickst, fängt er an zu stinken!«
    »Hilf mir mit diesem verdammten Schrank!« zischte Jack.
    »Ja«, sagte Richard. »Ja, okay. Wir verschieben den Schrank, und dann lege ich mich hin, und später gehe ich vielleicht hinüber in die Krankenstation. Was meinst du, Jack? Was hältst du davon? Ist das ein guter Plan?« Sein Gesicht flehte Jack an, den Vorschlag gutzuheißen.
    »Das findet sich«, sagte Jack. »Eins nach dem anderen. Zuerst den Schrank. Sie könnten mit Steinen werfen.«
     
    4
     
    Wenig später begann Richard im Schlaf, der ihn wieder überkommen hatte, zu murmeln und zu stöhnen. Das war schon schlimm genug; doch dann begannen ihm Tränen aus den Augenwinkeln zu sickern, und das war schlimmer.
    »Ich kann ihn nicht aufgeben«, stöhnte Richard mit der weinerlichen, hilflosen Stimme eines Fünfjährigen. Jack starrte ihn an, und seine Haut wurde kalt. »Ich kann ihn nicht aufgeben, ich will meinen Daddy, bitte, bitte, wo ist mein Daddy, er ist in den Schrank gegangen, aber jetzt ist er nicht mehr im Schrank, ich will meinen Daddy, er sagt mir, was ich tun soll, bitte …«
    Ein Stein durchschlug das Fenster. Jack schrie auf.
    Er dröhnte gegen die Rückwand des Schrankes, den sie vors Fenster geschoben hatten. Ein paar Glassplitter flogen auf beiden Seiten des Schrankes ins Zimmer und zerbrachen auf dem Fußboden in kleinere Stücke.
    »Gib uns deinen Passagier, Sloat!«
    »Kann nicht«, stöhnte Richard und wand sich in seiner Decke.
    »Gib ihn raus!« kreischte eine andere lachende, heulende Stimme. »Wir bringen ihn zurück nach Seabrook Island, Richard! Zurück nach Seabrook Island, wo er hingehört!«
    Noch ein Stein. Jack duckte sich instinktiv, aber auch dieser Stein prallte von der Rückwand des Schrankes ab. Hunde heulten und kläfften und knurrten.
    »Nicht Seabrook Island«, murmelte Richard im Schlaf. »Wo ist mein Daddy? Er soll aus dem Schrank herauskommen! Bitte, bitte, keinen Seabrook Island-Kram, BITTE …«
    Dann war Jack auf den Knien, schüttelte Richard so heftig, wie er es vermochte, und sagte ihm, er solle aufwachen, es wäre nur ein Traum, wach auf, um Gottes willen, wach auf!
    »Bitte-Bitte-Bitte.« Draußen schwoll ein rauer, unmenschlicher Chor von Stimmen. Es hörte sich an wie ein Chor von Tiermenschen aus H. G. Wells’ Dr. Moreaus Insel.
    »Wa-chauf! Wa-chauf! Wa-chauf!« respondierte ein zweiter Chor.
    Hunde heulten.
    Ein Hagel von Steinen kam geflogen, brach mehr Glas aus der Fensterscheibe heraus, prallte gegen die Rückwand des Schrankes, ließ ihn schwanken.
    »DADDY IST IM SCHRANK!« schrie Richard. »DADDY, KOMM HERAUS, BITTE KOMM HERAUS! ICH HAB SOLCHE ANGST!«
    »Bitte-bitte-bitte!«
    »Wa-chauf! Wa-chauf! Wa-chauf!«
    Richards Hände fuhren durch die Luft.
    Steine flogen und prallten gegen den Schrank; bald würde einer durchs Fenster kommen, dachte Jack, der entweder das billige Möbelstück glatt durchschlagen oder auf sie stürzen lassen würde.
    Draußen lachten und bellten und riefen sie mit ihren grässlichen Trollstimmen. Hunde – jetzt ganze Rudel, wie es schien – heulten und knurrten.
    »DADDYYYYYY …!« kreischte Richard mit schriller, entsetzter Stimme.
    Jack versetzte ihm einen Schlag.
    Richard riss die Augen auf. Einen Augenblick lang starrte er ihn mit einem leeren Blick an, ohne eine Spur von Wieder erkennen; es war, als hätte der Traum ihm den Verstand geraubt. Dann zog er langsam und zitternd den Atem ein und ließ ihn mit einem Seufzer wieder entweichen.
    »Ein Alptraum«, sagte er. »Kommt wahrscheinlich vom Fieber. Grauenhaft. Aber ich weiß nicht genau, was ich geträumt

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