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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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das Geräusch seiner Sandalen, die auf Morgans Gesicht trafen, seine Lippen aufplatzen ließen und seine Nase zur Seite drückten, machte den Schmerz mehr als wett.
    Morgan von Orris taumelte zurück, brüllte vor Überraschung und Schmerz, und sein Umhang flatterte wie die Flughäute einer großen Fledermaus.
    Jack erhob sich. Einen Augenblick lang sah er die schwarze Burg – sie war viel größer, als das Agincourt gewesen war, schien eine riesige Fläche zu bedecken –, und dann rannte er an dem bewusstlosen (oder toten) Parkus vorbei auf den Talisman zu, der friedlich leuchtend im Sand lag, und während er rannte
     
    flippte er
     
    zurück in die amerikanische Region.
     
    »Oh, du Bastard!« brüllte Morgan Sloat. »Du verdammter kleiner Bastard, mein Gesicht, mein Gesicht, du hast mir das Gesicht zerschlagen!«
    Ein knisterndes Zischen. Ozongestank. Ein greller blauweißer Blitz fuhr an Jack vorbei und schmolz Sand wie Glas.
    Dann hatte er den Talisman – hatte ihn wieder! Sofort ließ der qualvoll pochende Schmerz in seinen Hoden nach. Mit der Glaskugel in den erhobenen Händen drehte er sich zu Morgan um.
    Morgans Lippen bluteten, und er hielt eine Hand an die Wange – Jack hoffte, dass es ihm gelungen war, Sloat auch ein paar Zähne auszuschlagen. Sloats andere Hand war ausgestreckt und hielt den schlüsselähnlichen Gegenstand, der gerade einen Blitz neben Jack in den Sand gejagt hatte.
    Jack tat einen Schritt zur Seite, den Talisman, in dessen Innern sich die Farben ständig änderten, in den ausgestreckten Händen. Der Talisman schien zu verstehen, dass Sloat nahe war, denn von der großen, gefurchten Glaskugel ging jetzt eine Art tonloses Summen aus. Jack hörte es nicht, spürte aber das Vibrieren in seinen Händen. Ein weißes Band zog sich durch den Talisman wie ein heller Lichtstrahl, und Sloat wich aus und richtete die Spitze des Schlüssels auf Jacks Kopf.
    Er wischte sich das Blut von der Unterlippe. »Du hast mir das Gesicht zerschlagen, du stinkender kleiner Bastard«, sagte er. »Bilde dir nur nicht ein, diese Glaskugel könnte dir helfen. Ihre Zukunft ist noch kürzer als deine.«
    »Warum hast du dann Angst davor?« fragte der Junge und streckte sie ihm wieder entgegen.
    Sloat wich wieder zur Seite, als könnte auch der Talisman Blitze schleudern. Er weiß nicht, wozu er imstande ist, dachte Jack. Er weiß überhaupt nichts über ihn, er weiß nur, dass er ihn haben will.
    »Lass ihn sofort fallen«, sagte Sloat. »Lass ihn los, du Schwindler. Sonst reiße ich dir den Kopf von den Schultern. Lass ihn fallen.«
    »Du hast Angst«, sagte Jack. »Jetzt, wo der Talisman genau vor deiner Nase ist, wagst du es nicht, zu kommen und ihn zu nehmen.«
    »Ich brauche nicht zu kommen und ihn zu nehmen«, sagte Sloat. »Du verdammter Heuchler. Lass ihn fallen. Ich möchte sehen, wie du ihn selbst zerbrichst, Jacky.«
    »Hol ihn doch, Sloat«, sagte Jack und spürte, wie eine Woge aus belebender Wut durch ihn hindurchschoß. Jacky. Es empörte ihn, den Kosenamen seiner Mutter aus Sloats nassem Mund zu hören. »Ich bin nicht das schwarze Hotel, Sloat. Ich bin nur ein Junge. Kannst du einem Jungen nicht eine Glaskugel wegnehmen?« Jack wusste genau, dass sie sich im Patt befanden, solange er den Talisman in den Händen hielt. Ein dunkelblauer Funke, sprühend wie die Funken aus Anders’ »Dämonen«, glühte im Innern des Talismans auf und erlosch wieder. Jack spürte nach wie vor das machtvolle Summen, das von ihm ausging. »Komm doch und nimm ihn«, höhnte Jack.
    Wutschnaubend streckte ihm Sloat den Schlüssel entgegen. Blut lief ihm übers Kinn. Einen Augenblick lang wirkte Sloat verwirrt, so ohnmächtig wütend wie ein Bulle in einem Pferch, und Jack lächelte ihm ins Gesicht. Dann warf Jack einen Blick zur Seite, dorthin, wo Richard im Sand lag, und das Lächeln erstarb. Richards Gesicht war mit Blut bedeckt, sein Haar mit Blut getränkt.
    »Du Scheiß …« setzte er an, aber es war ein Fehler gewesen, den Blick abzuwenden. Ein sengender Strahl aus blauem und gelbem Licht fuhr neben ihm in den Sand.
    Er drehte sich wieder zu Sloat um, der gerade einen weiteren Blitz auf seine Füße abschoss. Jack sprang zurück, und der vernichtende Lichtstrahl schmolz den Sand vor seinen Füßen zu einer gelben Flüssigkeit, die fast sofort zu einem langen, geraden Streifen glatten Glases abkühlte.
    »Dein Sohn stirbt«, sagte Jack.
    »Deine Mutter stirbt«, fauchte Sloat ihn an. »Lass das verdammte Ding

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